0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz
Geheimnisse einzudringen, Minucius! Das nächste Mal werde ich vielleicht nicht so gnädig gesinnt sein!«
Der Optio knirschte mit den Zähnen und beschwor innerlich die Götter der Orcus, ihm beizustehen, wenn er bei der Locusta einen Schwachpunkt entdeckte. Diese Tat wollte Minucius nicht ungerächt lassen. Doch Locusta war zu sehr beschäftigt, die Geheimtür zu öffnen, als daß sie sich bemüht hätte, die Gedanken des Geblendeten zu lesen.
Alexandros spürte einen unheimlichen Schauer über seinen Rücken rieseln, als er die Hand der Hexe in der seinigen verspürte.
»Folgt mir, edler Herr und stolpert nicht über den Unrat, der am Boden liegt!« hörte der Maler die Stimme der Locusta. Das Mädchen Messalina führte den Optio durch die Geheimtür in das unterirdische Reich der Hexe vom Aventin.
»Behalte die Augen geschlossen!« hörte der Grieche die mahnende Stimme Messalinas, während er die Locusta Worte in einer unbekannten Sprache reden hörte und der Geruch von Räucherwerk ekligsüß in seine Nase drang.
»Sie ruft eines jener Wesen an, die im Finsteren hausen!« flüsterte Messalina leise dem Griechen ins Ohr. »Die Dämonen wissen mehr als wir Sterblichen. Wenn jemand das Mädchen finden kann, dann nur eines jener Wesen!«
»Aber ich habe dieses Mädchen nur im Traum gesehen!« hauchte Alexandros, während die Rufe der Locusta immer machtvoller wurden und dumpfes Grollen in der Erde das Erscheinen einer unbegreiflichen Macht ankündigte. »Dieses Mädchen gibt es nicht!«
»Alles, was des Menschen Geist ersinnt, gibt es, hat es gegeben - oder wird es in der Zukunft geben!« erklärte Messalina. »Vielleicht ist sie Helena selbst. Oder Lucrezia, von der die Sagen künden. Aber es kann auch sein, daß sie erst in späteren Zeiten geboren wird. Das Wesen, das unsere Herrin anruft, beherrscht jedoch die Zeit. Doch höre… er kommt!«
Trotz der geschlossenen Augenlider erkannte Alexandros die gleißende Helligkeit. Das unheimliche Wesen erschien mit dem grellen Licht von weißglühendem Metall. Der Boden zitterte wie bei einem Erdbeben.
»Ich grüße dich, hoher Asmodis!« hörte Alexandros die Stimme der Locusta. »Wandle deine Gestalt, damit auch dieser Mensch, der dir als Bittender naht, deinen fürchterlichen Anblick erträgt!«
Im gleichen Moment verfloß die gleißende Helligkeit.
»öffne deine Augen, Grieche, und nenne deinen Wunsch!« befahl die Hexe. Der zwingende Klang in ihrer Stimme ließ keinen Widerstand zu.
Es war die Gestalt eines alten Mannes mit eisgrauem Haar, in dessen rechter Hand ein mächtiger Stab lag, in den seltsame Zeichen eingraviert waren. Das Gewand glich den prunkvollen Kleidungsstücken jener Perserpriester, die das Feuer verehrten.
»Nenne deinen Wunsch, Sterblicher, denn die Worte und das Räucherwerk der Locusta zwingen mich, ihn dir zu gewähren!« vernahm Alexandros die Stimme des Dämonenfürsten.
»Hättest du mir gegeben, wonach ich strebe, wärest du nie wieder von mir angerufen worden!« schaltete sich Locusta ein. »Laß mich das Weib des Caligula werden und an seiner Seite Kaiserin!«
»Wir hätten es getan, stünde es allein in unserer Macht!« grollte Asmodis. »Doch die Geschicke der Menschen werden von stärkeren Kräften gelenkt!«
»Du hast es versprochen…!« begehrte Locusta auf.
»Ich versprach, daß er das verderbteste Weib von ganz Rom ehelichen sollte!« rechtfertigte sich Asmodis. »Und so geschah es auch. Das lasterhafteste Frauenzimmer von Rom war jedoch Cäsonia!«
»Ich lehrte sie meine Künste!« fauchte Locusta.
»Aber während du keusch wie eine Vestalin lebst, kennt sie die halbe Männerwelt von Rom. Daher zog man sie dir vor. Doch nun laß jenen Mann reden, dessen Wunsch ich bereits erraten habe. Du suchst ein Mädchen, nicht wahr? Denke einen Augenblick intensiv an sie. Stelle sie dir genau vor, wie du sie im Traum gesehen hast. Wenn sie jemals existiert oder existieren wird, werde ich sie dir holen!«
Gehorsam schloß der Grieche die Augen. Wieder sah er vor seinen geistigen Augen das Mädchen mit dem lieblichen Gesicht, dem leicht gewellten, braunen Haar und der sonderbaren Kleidung, die er auf seinem Gemälde dem Stil seiner Zeit angepaßt hatte. Denn sie trug so ein seltsames Kleidungsstück um Lenden und Beine wie die Germanen, die sich damit vor der grimmigen Winterkälte schützten. Nur, daß sie sehr eng geschnitten waren und den weiblichen Körper in allen Konturen nachzeichneten.
»Genug!« grollte die
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