026 - Der Doppelgänger
nachmachen könne, obwohl es nicht so schwer war, da er einen weißen Backenbart trägt und nicht verheiratet ist. Der Doppelgänger hat den Alten um achttausend Pfund erleichtert. Das hat er wieder einmal gekonnt! Erst hat er den wirklichen Smith weggelockt, dann erschien er plötzlich im Privatbüro und schickte einen neuen Angestellten mit einem Scheck zur Bank. Deswegen hat sich doch Smith jetzt aufs Land zurückgezogen. Er hat sich schwer blamiert und kann sich in Gesellschaft nicht recht sehen lassen.«
»Ach so, jetzt verstehe ich«, sagte Gordon langsam. »Sie handeln im Auftrag -«
»Der Vereinigung der Versicherungsgesellschaften. Der Mann sucht seine Opfer nämlich meistens unter Direktoren und Generalvertretern dieser Branche aus.«
Gordon lachte vergnügt, was er selten tat.
»Und Sie sind mir gefolgt, um mich zu beschützen?«
»Das gerade nicht«, sagte Mr. Superbus mit der Zurückhaltung, die ihm sein Beruf auferlegte. »Ich wollte Sie nur kennenlernen, damit ich später im Bilde bin, wenn der Doppelgänger versucht, in Ihrer Rolle aufzutreten.«
»Darf ich Ihnen eine Zigarre anbieten?«
Mr. Superbus nahm sie gnädig an und sagte dann, er werde sie zu Hause rauchen, als er sie einsteckte.
»Meine Frau liebt nämlich den Rauch einer guten Zigarre so sehr. Außerdem kommen die Motten dann nicht in die Vorhänge. Denken Sie, mein Herr, ich bin jetzt dreiundzwanzig Jahre glücklich verheiratet. Es gibt keine bessere Frau auf der Erde als die meine.«
»Ist sie auch Römerin?«
»Nein, sie stammt aus Devonshire.«
Als Diana eine halbe Stunde später wieder in das Zimmer trat, stand Gordon an den Kamin gelehnt. Er hatte die Hände auf den Rücken gelegt, den Kopf leicht geneigt und schien ganz in Gedanken versunken zu sein.
»Wer war denn dieser kleine merkwürdige Mann?« fragte sie.
»Er heißt Superbus«, erwiderte er, plötzlich aus seinen Träumen gerissen. »Er hat einige Nachforschungen angestellt. Er will einem Verbrecher auf die Spur kommen, der einen anderen Geschäftsfreund um achttausend Pfund betrogen hat.«
»Ach!« sagte Diana und setzte sich schnell nieder, denn die Erinnerung an den verstorbenen Mr. Dempsi wurde plötzlich sehr lebendig in ihr.
7
Diana hatte Bobby Selsbury sofort gern, als sie ihn zum erstenmal sah. Er war die etwas kleinere Ausgabe seines älteren Bruders, ein offenherziger junger Mann, der mehr Neigung für Revuetheater und modernen Tanz hatte als Gordon. Er war mit einer jungen Kanadierin verlobt und interessierte sich daher weniger für andere Frauen. Er war Diana um so lieber, weil er nicht dieses innere Seelenfeuer hatte, unter dem sein Bruder so häufig litt.
Bobby war schon zweimal zum Abendessen gekommen, und beim zweitenmal glaubte Gordon, daß sein Bruder nun schon genügend Bekanntschaft mit dem ungebetenen Gast geschlossen habe, um einmal offen über Dianas unschickliches Benehmen sprechen zu können.
»Ich sehe gar nicht ein, wozu sie eine Gesellschaftsdame braucht, wenn sie mit einem so alten Herrn wie du zusammenlebt«, sagte Bobby. »Außerdem seid ihr doch Vetter und Base, und seitdem Diana hier wohnt, ist Cheynel Gardens wenigstens einen Besuch wert. Früher war es furchtbar trist und öde hier.«
»Aber was werden denn die Leute sagen?« protestierte Gordon.
»Du hast mir doch neulich selbst gesagt, daß du dich über die Meinung der Leute hinwegsetzen kannst«, erwiderte der Verräter Bobby. »Du erzähltest mir, daß die Ansichten der hoi polloi, der großen Masse, auf dich nicht den geringsten Eindruck machen. Du sprachst davon, daß ein Mann sich nicht um das Urteil der Öffentlichkeit zu kümmern brauche. Ferner -«
»Was ich damals sagte«, fuhr Gordon aufgeregt dazwischen, »läßt sich nur auf gewisse philosophische Schulen im allgemeinen anwenden, aber niemals auf Fragen des guten Tons und der Wohlanständigkeit!«
»Diana ist nun einmal hier, und du kannst doch ein verflucht glücklicher Teufel sein, daß du jemand hast, der dir deine Socken stopft. - Zahlt er dir denn eigentlich etwas dafür?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Ich lebe von meinem kleinen Kapital«, sagte sie fast wehmütig.
Gordon fühlte sich schuldbeladen, aber er griff dieses Thema erst am nächsten Morgen wieder auf.
»Ich fürchte, daß ich sehr gedankenlos war, Diana. Kaufe dir bitte alles, was du nötig hast, und sage es mir, wenn du Geld brauchst.«
Sie lehnte sich in ihren Stuhl zurück und lachte leise.
»Du bist doch tatsächlich darauf
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