026 - Stadt der Untoten
gehen.«
Sein Tonfall ließ keinen Widerspruch zu. Die anderen Jugendlichen standen wie eine Front hinter ihm. Damato sah seine Freunde an und dann Sheelah, die die Arme vor der Brust verschränkt hatte und seine Entscheidung erwartete.
»Ich seh dich dann morgen«, sagte er lahm.
Seine Freundin drehte sich wortlos um, verließ die Ruine jedoch nicht. Romeero schlug ihm kumpelhaft auf die Schulter. »Es geht los.«
Einer nach dem anderen verschwand in dem dunklen Loch. Damato wartete, bis der Letzte in die Schwärze eingetaucht war, dann sah er zu Sheelah hinüber. »Tut mir Leid.«
Sie ignorierte ihn. Mit einem leisen Seufzer stieg er ins Loch und gesellte sich zu den anderen.
Vor ihnen erstreckte sich ein langer Eisgang, der grünlich schimmerte.
»Wohin jetzt?«, fragte Damato und konnte selbst nicht sagen, warum er flüsterte.
»Wir folgen dem Gang, bis wir ein paar Frosen finden, und legen sie um.« Romeeros Zähne blitzten weiß in seinem schwarzen Gesicht. »Guter Plan, oder?«
Bevor jemand darauf antworten konnte, knirschte es hinter ihnen.
Erschrocken fuhren die Jugendlichen herum und sahen, wie Sheelah mit einem Sprung auf dem Eis landete.
»Ich habs mir anders überlegt«, sagte sie.
»Willst dir wohl doch unsere Heldentaten nicht entgehen lassen, richtig?«
Sheelah beachtete Romeero nicht, sondern sah Damato an, als wolle sie ihm zeigen, dass sie nur wegen ihm in den Eisgang gekommen war. Der Junge spürte, wie er unter der Dreckschicht in seinem Gesicht errötete.
Die Jugendlichen bildeten eine Kette und gingen mit hocherhobenen Fackeln los. Schon nach wenigen Schritten bemerkten sie, dass der erste Eindruck getäuscht hatte. Es lag nicht nur ein Gang vor ihnen, sondern ein ganzes Labyrinth von Abzweigungen, Gängen und Höhlen.
»Wir werden uns verlaufen«, warnte Fuljii.
Romeero lachte. »Und wenn schon? Mit dem Schwarzpulver können wir uns leicht ans Tageslicht sprengen.«
»Oder in kleine Stücke…«, murmelte ein anderer
Jugendlicher leise.
Keiner von ihnen hatte sich eine richtige Vorstellung von der nächtlichen Mission gemacht, aber jeder Einzelne hatte damit Nervenkitzel und Abenteuer verbunden, nicht das Umherstolpern in unheimlichen grünen Gängen. Die Bergleute dachten an heißes Ael und warme Betten und wünschten sich nie ins Eis gestiegen zu sein.
Nur Romeero schien das alles nicht abzuschrecken. Er schritt an der Spitze der kleinen Gruppe wie ein General vor seinen Streitkräften. Die Axt in seiner Hand war so blank poliert, dass sich in ihrer Klinge die Wände widerspiegelten.
»Wir müssen wachsam sein«, sagte er, , als die ersten sich leise zu unterhalten begannen. »Die Frosen können überall sein.«
»Wenn sie überall sein können«, fragte Sheelah spitz, »warum suchen wir sie dann hier unten und nicht oben in einer Schenke?«
Außer Romeero lachten alle. Selbst Fuljii, der sonst immer zu seinem Anführer stand, musste sich mühsam ein Grinsen verbeißen.
»Weil«, setzte Romeero an, als das Gelächter nachließ, »wir wissen, dass…«
Er brach ab und kniff die Augen zusammen. »Da«, flüsterte er. »Da ist einer.«
Die Jugendlichen drängten sich um ihn herum. Die Langeweile verschwand von einem Moment zum anderen, machte einer nervösen Spannung Platz, die heiß in ihnen brannte.
Romeero hob die Fackel. In ihrem Licht schälte sich eine nackte Frauengestalt aus der Dunkelheit, die mit ungelenken Bewegungen auf die Gruppe zu taumelte.
Damato schluckte, als er daran dachte, was sie jetzt vorhatten. Ihm wäre es lieber gewesen, sie hätten die
ganze Nacht vergeblich nach den Frosen gesucht. Er wollte niemanden töten, keinen Sabwej und auch keinen normalen Menschen, aber für diese Erkenntnis war es jetzt wohl zu spät.
»Los!«, schrie Romeero.
Die Jugendlichen griffen an.
***
»Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie schwierig es geworden ist, gutes Personal zu finden«, sagte eine ältere Frau, die man Matt als La'Elona vorgestellt hatte. »Die Aufhebung der Sklaverei ist eine Tragödie für uns alle.«
»Ich leide mit Euch«, entgegnete Matt sarkastisch. Das Fest des Maa'ors entsprach seinen schlimmsten
Befürchtungen. An dem langen Eichentisch im obersten Stockwerk des World Trade Centers - des nördlichen Turmes, der eine große Antenne auf der Spitze trug - saß er eingepfercht zwischen den dreißig mächtigsten Männern und Frauen der Stadt. Zu seiner Linken: La'Elona, die Witwe eines reichen Kaufmanns. Sie war weiß geschminkt und
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