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026 - Stadt der Untoten

026 - Stadt der Untoten

Titel: 026 - Stadt der Untoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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erinnert mich an eine Geschichte, die meinem Mann - mögen die Feuergötter seine Seele schonen - einst widerfahren ist.«
    Matt sah sie nachdenklich an. Es war ihm nicht entgangen, dass die ältere Frau das Glas absichtlich zerbrochen und damit dem Bürgermeister aus der Klemme geholfen hatte. Sie war wohl bei weitem nicht so dumm, wie er angenommen hatte.
    Sein Blick glitt zu der Längswand, an der die Diener aufmerksam standen und auf Zuruf warteten. Fast alle sahen in Richtung des Haupttischs. Nur einer von ihnen stand mit dem Rücken zum Raum, unmittelbar vor einem geöffneten Fenster…
    ***
    Blut tropfte von Romeeros Axt.
    Ich habe getötet, dachte er ohne Reue und hieb mechanisch auf den Frosen ein, der zuckend vor ihm im Eis lag. Fleischstücke flogen durch die Luft, schlugen klatschend auf dem Boden auf. Es stank nach verbrannten Haaren.
    Es hieß, dass der erste Mord der Schlimmste sei, und in Romeeros Fall traf das auch zu. Er versuchte die Gedanken an die stöhnende, halb verkohlte Gestalt zu verdrängen, aber die Bilder schoben sich immer wieder über seine Wahrnehmung und ließen ihn bittere Galle schmecken.
    Sie hatte sich nicht gewehrt, als Romeeros Axt sie in den Rücken traf, stolperte nur ein paar Schritte und brach dann zusammen. Die anderen Jugendlichen hatten begonnen, auf sie einzustechen, aber in ihrer Unerfahrenheit wussten sie weder wie noch wo. Stunden schienen zu vergehen, in denen die Frosen stöhnend und schreiend über das Eis kroch. Romeero hätte nie gedacht, dass ein Mensch so viel Blut in sich hatte. Der Boden des Gangs war eine aufgeweichte, dampfend rote Masse, die den Geruch nach Eisen trug.
    Und die Frosen schrie immer noch.
    Schließlich hatte Fuljii die rettende Idee. Er stieß die anderen beiseite und hielt der Frau seine Fackel an den Kopf.
    Als sie in Flammen aufging, hatten Romeero und die anderen zum ersten Mal die Würmer gesehen, die sich aus den Augen, dem Mund und der Nase schlängelten und blitzschnell im Eis verschwanden.
    Mittlerweile hatte er sich an den Anblick und den Geruch der brennenden Frosen gewöhnt und musste sich nicht mehr übergeben.
    Wie viele sind es schon?, fragte er sich. Zehn? Zwölf?
    Dem zweiten Frosen waren sie begegnet, als das Stöhnen der verbrannten Frau noch in den Gängen widerhallte. Dieses Mal hatten sie ihr Opfer gleich angezündet, ein Fehler, denn in seiner Panik rannte der schreiende Mann direkt auf sie zu. Sie hatten Glück, dass er niemanden mit in den Flammentod gerissen hatte.
    Die Routine, mit der sie jetzt vorgingen, hatte Romeero entwickelt. Sie ergriffen ihr Opfer, zwei hielten es fest, der dritte stach und schlug solange auf es ein, bis es sich nicht mehr rührte, dann ließen sie es zu Boden fallen und zündeten es an.
    Das war einfach und sicher, denn die Frosen wehrten sich nicht. Romeero war stolz auf seinen Einfall.
    Seine Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück. Er fühlte sich seltsam, als wäre er nicht wirklich in den Gängen unter der Stadt, sondern an einem weit entfernten Ort, von dem aus er sich selbst mit einem Fernglas betrachtete.
    Die anderen wirkten ebenso entrückt. Sie redeten nur das Nötigste, während sie ihrer grausamen Arbeit nachgingen. Ihre Gesichter waren mit einer Schicht aus Kohle, Schweiß und Blut bedeckt. Sie hatten die Ärmel hochgekrempelt und zeigten rot glänzende Arme. Der Anblick erinnerte Romeero an Metzger.
    Nur Damato und Sheelah hielten sich abseits. Sie halfen zwar dabei, die Frosen in die Enge zu treiben, beteiligten sich aber nicht am Rest.
    Romeero war das egal, solange sie nur seine Befehle befolgten. Er trat von seinem Opfer zurück und machte eine kurze Handbewegung. Zwei seiner Freunde ließen den entstellten Körper auf den Boden fallen, der dritte hielt ihm die Fackel an den Kopf.
    »Weiter«, sagte Romeero. Er stieß den brennenden Frosen zur Seite, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Die anderen folgten ihrem Anführer.
    Immer tiefer drangen sie in die Gänge vor, ohne zu bemerken, dass sie von tausend Augen beobachtet wurden.
    »Seht mal, was ich gefunden habe«, sagte Pet'ro, als er die Tür zu Paals Schenke aufstieß.
    Die Wirtin, die auf den Namen Luuv hörte, nahm das feuchte Tuch von ihrer Stirn und sah dem Neuankömmling missgestimmt entgegen.
    Pet'ro hatte es sich mit ihr verscherzt, seit er am Mittag die Schenke so feige verlassen hatte. Jetzt stand er grinsend im Eingang. In einer Hand hielt er einen langen Strick. Was sich an dessen Ende befand, wurde von

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