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026 - Stadt der Untoten

026 - Stadt der Untoten

Titel: 026 - Stadt der Untoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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der halb offenen Tür verborgen.
    »Wenn es was zu essen ist«, gab sie verärgert zurück, »kannste das direkt wieder mitnehmen. Deine Freunde nehmen nur Flüssiges zu sich.«
    Sie deutete auf die kleine Gruppe von Eisfischern, die mit verquollenen Gesichtern und aufgeplatzten Lippen über ihren Aelkrügen saßen. Abgesehen von ihnen war die Schenke leer.
    »Hau ab, Pet'ro, du feiger Deerarsch«, nuschelte Serjoo undeutlich. »Keiner will dich mehr sehen.« Pet'ro ließ sich nicht beirren. »Wartet ab, bis ich euch meinen Fund zeige.«
    Er sah sich um. »Wo sind denn Jonn und Fiddel?«
    »Wir haben sie nach Hause getragen. Jonn war bewusstlos und Fiddel konnte seinen Arm nicht bewegen«, antwortete Luuv ohne darauf einzugehen, dass sie an beidem nicht ganz unschuldig war. »Und jetzt mach endlich die Tür zu!«
    Pet'ro zog an dem Strick.
    Luuvs Augen weiteten sich, als sie sah, was der Fischer in ihre Schenke gebracht hatte.
    Es war ein Frosen, der nackt hinter Pet'ro stand. Um seinen Hals lag eine Schlinge. Er knurrte, als die Tür zugeschlagen wurde, und stemmte sich gegen den Strick, bis sich die Schlinge zuzog und er zu krächzen begann.
    »Bring dieses widerwärtige Ding raus!«, brüllte sie und verzog das Gesicht, als die Kopfschmerzen sich vehement zurückmeldeten. »Hast du denn völlig den Verstand verloren?!«
    Die Eisfischer zuckten unter dem Lärm zusammen. Serjoo stöhnte und füllte seinen Aelkrug wieder auf, um die Schmerzen zu bekämpfen. »Verschwinde endlich.«
    »Wartet doch erst mal ab«, sagte Pet'ro. »Der ist ganz harmlos.«
    Er band den Strick an einem Balken fest und ging zur Feuerstelle. Einen Moment stocherte er suchend mit einer Eisenstange darin herum, dann fand er einen halb verbrannten Holzscheit, den er vorsichtig herausnahm.
    »Und jetzt seht euch das an.«
    Widerwillig hoben die Eisfischer die Köpfe und beobachteten, wie Pet'ro den Holzscheit auf den Frosen richtete. Der Effekt war verblüffend.
    Die nackte Gestalt schrie und begann in Panik um den Balken herum zu taumeln. Serjoo grinste, als er begriff, dass der Frosen dabei den Strick um den Balken wickelte und sich immer weniger bewegen konnte.
    Aus seinem Grinsen wurde schmerzhaftes Lachen, als der bläuliche Körper schließlich heftig gegen den Balken prallte und verwirrt stehen blieb, weil er nicht verstand, dass er sich selbst daran gefesselt hatte.
    Die anderen Eisfischer stimmten in das Gelächter ein. Sogar Luuvs Stimmung schien sich zu heben.
    »Na, hab ich euch zu viel versprochen?«, fragte Pet'ro stolz.
    Serjoo stand auf und hinkte zur Feuerstelle. Er griff nach einen zweiten Holzscheit.
    »Du links, ich rechts«, schlug er vor. Pet'ro nickte und stieß das glühende Holz dem Frosen entgegen, der panisch gegen den Balken schlug. Ein normaler Mensch hätte schon längst das Bewusstsein verloren, aber die seltsame Gestalt warf sich immer wieder dagegen.
    Erst als Serjoo von der anderen Seite auftauchte, wurden seine Bewegungen langsamer. Der Frosen sah seine beiden Peiniger an, schien nicht zu wissen, wie er gegen die Bedrohung von zwei Seiten vorgehen sollte. Die glühenden Spitzen berührten ihn beinahe, da kam endlich Leben in ihn. Er warf sich nach vorne, in die würgende Schlinge hinein. Das Seil riss ihn zurück und er sackte haltlos zusammen.
    Die Zuschauer applaudierten. Neue Vorschläge wurden in den Raum ge-,brüllt.
    »Streut ein paar Kohlen auf den Boden«, zischte ein junger Eisfischer namens Manuul durch fehlende Schneidezähne. »Vielleicht tanzt er dann.«
    »Lasst ihn heißes Ael trinken!«
    »Hängt eine Kerze über seinen Kopf.«
    Pet'ro hob die Hand. »Wartet doch. Könnt ihr nicht sehen, dass er sich erst mal ausruhen muss?«
    »Das stimmt«, sagte Serjoo und hinkte an seinen Platz zurück. »Wir sammeln die besten Ideen und nach der nächsten Runde geht's weiter.«
    Er schlug Pet'ro auf die Schulter und der wusste, dass er mit seinem Fund im Schnee die Schlappe vom Mittag wieder wettgemacht hatte.
    »Wer hätte gedacht, dass die Frosen zu was gut sind«, sinnierte Luuv und sah die apathisch vor dem Balken sitzende Gestalt an. Im schlechten Licht der wenigen Kerzen bemerkte sie nicht, dass der Frosen seine Lippen bewegte, so als würde er einer unhörbaren Stimme antworten.
    ***
    Seine Hände schlossen sich zu Fäusten. Der Strick riss…
    Das Volk wird bedroht. Das Volk leidet.
    Keine Stimme sagte diese Worte, kein Geist dachte sie. Es war eine stumme Erkenntnis, die im Volk entstand und

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