0261 - Im Schatten des Würgers
Er setzte mit elastischen Sprüngen über die Straße, blieb für Sekunden vor der Tür der Bar stehen, öffnete diese und verschwand in dem Good-Luck-Etablissement.
Sekunden später stand ich vor der Tür. In der Rechten hielt ich jetzt die Smith and Wesson. Ich schob den Sicherungsflügel zurück, holte tief Luft und zog dann vorsichtig die Tür auf. Zentimeter um Zentimeter wich die Tür vor mir zurück. Jetzt war der Spalt breit genug, um einen Blick in die Bar zu werfen.
Keine Menschenseele war zu sehen.
Ich stieß die Tür ganz auf und trat über die Schwelle.
Die Bar lag in einem dämmrigen Halbdunkel. Die Jalousien an den Fenstern waren heruntergelassen. Es war so düster, daß ich nicht sehen konnte, was im Hintergrund der Bar vor sich ging. Kein Geräusch war zu vernehmen. Ein einzelner Sonnenstrahl fiel durch eine schadhafte Stelle in der Jalousie. Ich sah, wie feine Staubteilchen in dem Licht tanzten.
Ich schloß die Tür und ging in das Dämmerlicht der Bar hinein.
Ich wußte, daß ich auf der Hut sein mußte wie vielleicht noch nie in meinem Leben. Ich wußte, daß Malcolm Messer alles tun würde, um mich zu töten. Er lauerte jetzt irgendwo in einem Winkel — gefährlich und grausam. Er lauerte dort — bereit, zuzuschlagen, wenn ich mir nur die geringste Blöße gab. Er oder ich? Die Entscheidung mußte in den nächsten Minuten fallen.
Ich war ganz ruhig.
Schwer lag die Pistole in meiner Rechten.
Meine Schritte waren so lautlos, daß ich sie kaum vernehmen konnte.
In diesem Augenblick hörte ich das Geräusch.
Es kam aus dem Waschraum. Es klang wie ein leises Kratzen. Wie das Kratzen einer Raubtierkralle auf steinernen Fliesen.
***
Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Ich betrat den Waschraum so vorsichtig, als glitte ich über einen Teppich aus rohen Eiern dahin. Wieder stieg mir der ätzende Geruch von Desinfektionsmitteln in die Nase.
Das linke der beiden Fenster, die auf den Hof führten, stand jetzt sperrangelweit auf. Ich sah mich aufmerksam im Waschraum um. Auch dem Nebenraum schenkte ich genügend Beachtung. Denn leicht hätte es sein können, daß Messer das Fenster nur geöffnet hatte, um mich abzulenken. Vielleicht wartete er nur darauf, daß ich mich aus dem Fenster beugte, um mich dann von hinten anzufallen und mir seine Würgeschlinge über den Kopf zu streifen.
Aber der Waschraum war leer, und auch in dem Nebenraum befand sich niemand.
Ich ging zum Fenster und beugte mich hinaus. Sehr vorsichtig ging ich dabei vor. Ich rechnete mit einer Überraschung. Aber nichts geschah.
Der Hof lag so verlassen, wie ich ihn schon einmal vor fünf Tagen gesehen hatte.
Ich schloß die Faust mit festem Griff um den Kolben der Pistole. Dann ein rascher Sprung — und ich federte leicht in den Knien, als ich auf den Steinplatten des Hofes aufkam.
Die Hundehütte auf dem Hof stand leer. Das war mir bekannt.
Ich sah mich vorsichtig um, konnte jedoch nichts Verdächtiges entdecken. Es war, als habe sich Malcolm Messer in Luft aufgelöst. Das kleine Holztor in der Einfahrt, die auf den Express Highway führte, war verschlossen — von innen verriegelt. Hier konnte Messer auch nicht entkommen sein.
Ich spähte zu der . Feuerleiter empor, die bis an das Fenster jenes Zimmers führte, in dem ich Phil gefunden hatte. Die Fenster waren alle verschlossen. Dennoch konnte der Killer dort verschwunden sein, falls eines der Fenster geöffnet gewesen war. Er hätte hineinsteigen und dann das Fenster von innen verriegeln können.
Während ich noch überlegte, ob es nicht besser sei, das Haus zu durchsuchen, vernahm ich wieder ein Geräusch. Zuerst konnte ich nicht feststellen, woher es kam. Dann aber, als es sich wiederholte, zuckte ich unwillkürlich zusammen und beeilte mich, einige Schritte nach links zu springen. Denn das Geräusch kam direkt aus der Mauer, die den Hof auf der Nordseite begrenzte.
Es war eine hohe Backsteinmauer. Ich wußte nicht, was dahinterlag.
Ein Garten? Ein anderer Hof? Vielleicht war es gar keine Hofmauer, sondern…
Ich trat einige Schritte zurück und schätzte das verputzte Mauerwerk mit den Blicken ab. Es sah jetzt plötzlich gar nicht mehr wie eine Begrenzungsmauer aus, sondern viel eher wie die Wand eines Schuppens, einer Garage oder etwas Ähnlichem. Wenige Schritte vor mir war eine Regenrinne — breit und neu. Sie klebte an der Mauer.
Am Fuße der verputzten Wand lag ein Brett, kaum breiter als eine Zigarrenkiste.
Ich griff nach dem Brett und zog
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