0261 - Im Schatten des Würgers
Kette gepackt, die dort hing.
»Laß die Kette fallen, Messer«, sagte ich kalt. »Dein Spiel ist aus. Laß die Kette fallen oder meine Kugel ist dir sicher!«
Er hatte nichts zu verlieren. Er griff mich an. Er schwang die Kette wuchtig. Und ein einziger Hieb hätte mir den Schädel zertrümmert.
Als er drei Schritte vor mir war; zog ich durch. Meine Kugel zerschmetterte die Kniescheibe des Killers. Er brach in die Knie. Ein lautes Stöhnen entrang sich seiner Kehle. Das Stöhnen ging in ein Wimmern über.
Die Jagd nach Malcolm Messer war endgültig zu Ende.
***
Erst jetzt fiel mir auf, daß ich kein Feuerzeug mehr in der Hand hielt. Ich hatte es fallen lassen, als mir Messer plötzlich gegenüberstand. Trotzdem war es hell in dem Gewölbe. An der Decke baumelte eine Glühlampe, die ein helles Licht verbreitete.
Ich fesselte Messer, Colon und Bibbo. Ich ließ mir viel Zeit dazu und machte es sorgfältig. Stricke fand ich zur Genüge in einer Ecke voller Gerümpel.
Dann durchforschte ich das Gewölbe weiter. Es verfügte noch über einen dritten Raum. Auf einem der beiden Feldbetten fand ich eine Frau — Shirley Scott. Sie war bewußtlos. Als ich sie näher betrachtete, merkte ich, daß sie in einem Rauschzustand war. Sie mochte Haschisch oder ein ähnliches Rauschgift genommen haben.
Der Raum war außer den beiden Feldbetten mit einem Gasherd, der aus Gasflaschen gespeist wurde, einem kleinen Kühlschrank, mehreren Stühlen und zwei Tischen ausgestattet.
In dem Kühlschrank fand ich einen Drahtkorb von mittlerer Größe. Er war vollgepackt mit Würsten und Steaks. Es handelte sich um den siebenten Korb, den die Firma Sünders gebracht hatte. Den siebenten Korb, den Jake Dean gesehen hatte.
***
Wir saßen in unserem Office, und Phil betastete vorsichtig die Beule, die sich noch immer recht deutlich von seiner Stirn abhob.
»Ich bin recht froh, daß es vorbei ist«, sagte er. »Malcolm Messer war einer der gefährlichsten Verbrecher, die je unsere schöne Stadt unsicher machten.«
»Das ist richtig. Aber jetzt ist ihm der elektrische Stuhl sicher. Und nicht nur ihm: auch Meyer Gerstein dürften so viele Verbrechen nachzuweisen sein, daß er sein Leben verwirkt hat.«
»Richtig! Und…«
Phil wurde unterbrochen, denn unser Kollege Neville betrat jetzt das Büro und brachte die freudige Nachricht, daß der Kollege, der noch in letzter Minute von Malcolm Messer schwer verwundet worden war, nicht mehr in Lebensgefahr schwebe. Die Ärzte rechneten damit, daß er in absehbarer Zeit wieder auf dem Damm sein werde.
»Nur eines verstehe ich nicht«, meinte Neville abschließend. »Wie kommt es, daß Callagham fast unter euren Augen umgebracht wurde?«
Phil nahm das Wort.
»Malcolm Messer bekam von Gerstein den Auftrag, Callagham zu ermorden. Der Grund: Gerstein und Callagham kämpften um die Vorherrschaft auf dem Rauschgiftmarkt — hier in New York. Messer war tollkühn. Zufällig traf er genau zu dem Zeitpunkt bei Callagham ein, als auch wir dort aufräumten. Er betrat das Haus, ohne von unseren bei der Tür wachehaltenden Kollegen erkannt zu werden. Messer kam in den vierten Stock, sah dort den bewußtlosen und gefesselten Callagham liegen, übersah sofort die Situation und ermordete den Rauschgiftboß mit der Drahtschlinge. Das Ganze dauerte keine Minute. Dann machte sich Messer aus dem Staube. Dabei lief er jedoch unserem Kollegen in die Hände, der ihn an der Haustür zu stoppen versuchte. Messer schoß ihn nieder.«
»Ich übersehe den Fall noch nicht in allen Einzelheiten. Wer spielte eigentlich gegen wen?«
»Auf der einen Seite standen Meyer Gerstein und seine Gorillas Bibbo, Colon, Johnson und Allison. Außerdem heuerte Meyer Gerstein den berufsmäßigen Mörder Malcolm Messer durch seine Bardame Shirley Scott an. Es war ein Zufall, daß Messer in New York auftauchte. Aber für Gerstein traf es sich gut. Es paßte ihm in den Kram. Malcolm Messer ermordete Allison auf Gersteins Befehl. Gerstein nämlich fürchtete, daß Allison seine Drohung wahrmachen würde. Allison hatte gedroht, Gerstein zu gefährden. Bibbo, Colon, Johnson und Allison waren es auch, die das Mannequin June ermordeten und Florence Porter und mich auszuschalten versuchten. In der gleichen Nacht erschien Callagham in der Good-Luck-Bar, um es Gerstein zu besorgen. Malcolm Messer konnte nicht zu Hilfe kommen, da er noch unterwegs war, um Allison zu ermorden. Gersteins Erzählungen waren raffinierte Lügen. Er wollte Callagham
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