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027 - Ruf des Blutes

027 - Ruf des Blutes

Titel: 027 - Ruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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zur Baan, die jetzt nur ein schwarzer Klotz war. Das Mädchen hielt den Atem an und lauschte.
    Nichts regte sich, nichts war zu hören außer dem Säuseln des Windes, der zu schwach geworden war, um an den Dingen zu rühren, die der Sturm auf den Hof getrieben hatte - abgerissene Zweige und Äste, trockene Wurzelballen…
    Rhian seufzte. Sie wusste jetzt schon, was Vater ihnen morgen auftragen würde: Aufräumarbeiten. Das herangewehte Gezweig entlauben, die Äste zurecht sägen, damit sie als Brennholz taugten…
    Aber das war morgen und lag noch Stunden entfernt.
    Jetzt dachte Rhian nur daran, wie Quinlan hinüber zur Baan zu schleichen, um erstens ihn zu finden und zweitens einen genaueren Blick auf jenes Gefährt zu werfen, das keiner Zugtiere bedurfte. Sie musste zugegeben, dass auch sie selbst ein klein wenig von Neugier geplagt wurde.
    Die Kammer, in der sie und ihr Bruder schliefen, lag zu ebener Erde. Lautlos stieg Rhian zum Fenster hinaus, verharrte und lauschte noch einmal, und als sie noch immer nichts hörte, lief sie eilends los und blieb erst wieder stehen, als sie in den Schlagschatten eintauchte, den die Baan im Mondlicht warf.
    Langsamer ging sie weiter, auf das Gebäude zu, das ihr mit einemmal so finster schien, als läge dort nicht jener geräumige Schuppen, den sie praktisch seit ihrer Geburt kannte, sondern ein Schlund, der ins Nirgendwo reichte, an einen Ort ohne Wiederkehr…
    Rhian schüttelte heftig den Kopf, als würde sie die krausen Ideen damit los. Manchmal war ihr die eigene Phantasie geradezu unheimlich. Vater hatte wohl doch nicht ganz Unrecht, wenn er über Mutters Geschichten herzog…
    Nahe der hinteren Ecke der Baan gab es zwei lose Bretter in der Wand. Verschob man sie, konnte man durch die Lücke in den großen Schuppen gelangen.
    Meist hatten Rhian und Quinlan diesen Weg benutzt, wenn sie sich heimlich in die Nähe der Gäste geschlichen hatten - manchmal um die Fremden zu bitten, ihnen von der Welt jenseits des Horizonts zu erzählen, und manchmal auch nur, um ihnen im Schlaf etwas zu stibitzen.
    Würde der Dicke schlafen? Oder hantierte er noch an seinem Gefährt herum? Und würde sich Quinlan ihm gezeigt haben oder hielt er sich versteckt und beobachtete nur?
    Als Rhian die Stelle mit den losen Brettern erreichte, stutzte sie. Die Lücke war verschlossen.
    Es schien ihr unwahrscheinlich, dass Quinlan das Schlupfloch hinter sich verbarrikadiert hatte. Das taten sie nie, um keine Zeit zu verlieren, sollte ein schneller Abgang nötig sein.
    Andererseits stand ja gar nicht fest, dass Quinlan auf diesem Weg in die Baan gelangt war. Vielleicht war er ganz offen durch das Tor gegangen, weil er von draußen gehört hatte, dass der Fremde noch wach war. Rhian gab sich einen Ruck. Wenn sie diese Überlegungen weiterspann, konnte sie bei Sonnenaufgang noch hier stehen. Entschlossen ging sie in die Knie, drückte die Bretter vorsichtig beiseite und kroch durch die Lücke.
    Im Inneren der Baan empfingen sie Dunkelheit und Staub, der ihr in der Nase kitzelte. Mit Müh und Not konnte sie den Niesreiz unterdrücken.
    Unmittelbar hinter dem Durchschlupf verhielt sie auf Händen und Knien, horchte und starrte ins Dunkel, das sich zögernd hob. Zwar wurde es nicht wirklich hell, nicht einmal hell genug, als dass Rhian wirklich Einzelheiten erkennen konnte, aber das Mondlicht, das nebelhaft durch Ritzen in Dach und Wänden sickerte, genügte, um Konturen und Schattierungen auszumachen.
    Das Gefährt des Fremden jedenfalls war nicht zu übersehen. Es thronte in der Düsternis wie ein schwarzer Berg. Nur vereinzelt, wo Rost und Schmutz Lücken gelassen hatten, schuf das einfallende Licht matte Reflexe auf dem Metall.
    Vorsichtig bewegte sich Rhian weiter auf das Fahrzeug zu. Dabei blieb sie auf den Knien. Ihr Blick ging unter dem Fahrzeug hindurch und sie sah, dass auf der anderen Seite Licht war, rötlich glosend und flackernd, vermutlich von Laternen herrührend.
    Rhian kroch weiter. Wieder wirbelte Staub hoch. Und diesmal gelang es ihr nicht, das Niesen zu unterdrücken. Zwar presste sie im letzten Moment noch beide Hände vor Mund und Nase und erstickte das Geräusch halbwegs, aber in der Stille musste es trotzdem in der ganzen Baan zu hören sein!
    Eine Sekunde verstrich, eine zweite. Nichts geschah.
    Doch dann - ein Flüstern, das Rhian nicht verstand. Und unmittelbar danach…
    »Rhian?«
    Quinlans Stimme! Aber sie klang… merkwürdig, ohne dass Rhian auf Anhieb hätte sagen können, was

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