03 - Keiner wie Wir
klärte er Mylady nicht darüber auf, dass sie sich mal wieder wie ein Kind aufführte.
Daniel bewahrte Haltung.
Am Ende handelte sie ihn bis auf dreihundert Dollar hoch, womit die Schmerzensgrenze erreicht war. Selbst wenn sie sich auf den Kopf stellte, mehr konnte er nicht dulden.
Nun, ein Kopfstand blieb bedauerlicherweise aus, so weit ging Tina dann doch nicht. Nach einem langen Blick aus wütend verengten Augen akzeptierte sie widerwillig. Daniel nahm sich vor, diese sogenannte Miete für bedeutend geeignetere Zwecke anzusparen. Ihm schwebte schon etwas Konkretes vor, denn er hatte ihr Geld ganz und gar nicht nötig. Es trotzdem annehmen zu müssen, kränkte ihn gewaltig! Seit wann standen die nüchternen und weltlichen Dollarnoten zwischen ihnen?
Aber auch hier gab Daniel am Ende klein bei, viel zu selig, die Angelegenheit derart komplikationslos über die Bühne gebracht zu haben. Und dass sie sich an diesem Abend nicht einmal zu einem Kuss hinreißen ließ, nahm er sogar äußerst gelassen. Es wäre nicht Tina gewesen, hätte die ihn nicht gleich mal auf die Probe gestellt.
So dumm, in die Falle zu gehen, war er nicht. Da musste sie mit bedeutend schwereren Geschützen auffahren. Nackt auf dem Tisch tanzen, oder endlich den lang ersehnten Kopfstand zu vollführen, hätte ihn beispielsweise unter Umständen in echte Schwierigkeiten gebracht.
Bedauerlicherweise blieb auch so etwas aus ...
* * *
W ie sich herausstellte, war Daniel tatsächlich nicht der Einzige, der über ein gewisses finanzielles Polster verfügte.
Da Tina derzeit keine Möbel besaß, musste alles Benötigte neu angeschafft werden. Es kostete sie nur ein müdes Lächeln, wenngleich sie für den Neukauf keinen Discounter ansteuerte.
Ein wenig verwundert erkundigte er sich wenige Tage später, wo sie denn bisher ihre Habseligkeiten aufbewahrt habe. Inzwischen waren zahlreiche Kisten aufgetaucht, eine Spedition lieferte sie wenige Tage nach Tinas Einzug an. Dass sie nicht von Vera stammten, wusste Daniel, die hätte ihn vorab informiert. Allerdings musste er das Tina ja nicht auf die Nase binden.
Deren Erklärung fiel ebenso unerwartet wie hochmütig aus. »Das willst du nicht wissen, vertrau mir. Außerdem verspüre ich nicht die geringste Lust auf einen deiner belehrenden Vorträge!«
Eine Unterstellung, die er übrigens hochgradig unangebracht und unangemessen hielt. Bislang hatte er ihr nämlich keinen einzigen Vortrag gehalten. Obwohl es da so einiges gab, worüber Daniel gern und ausführlich diskutiert hätte. Nicht einmal über ihre seltsamen Essgewohnheiten monierte er sich.
Momentan.
Dieses spezielle Problem ging er diffiziler an, getreu seinem neuen Grundsatz, Streit unter allen Umständen zu vermeiden.
Daniel deponierte etliche Informationsbroschüren auf dem Küchentisch.
Unter anderem:
- Du und dein Körper
- Allgemeiner Ernährungsratgeber
Ein wenig gewagt, aber Daniel ging Risiken ja nie aus dem Weg:
- Die gesunde Ernährung in der Schwangerschaft.
Selbstverständlich blieb dieser zugegeben etwas freche Vorstoß von Tina unkommentiert. Mit nichts anderem hatte er gerechnet. Ob sie die Weiterbildungsmöglichkeit jedoch entsprechend nutzte, entzog sich seiner Kenntnis. Sogar für seine Verhältnisse wäre ein plumpes Nachfragen wohl ein wenig zu risikofreudig ausgefallen. Kurzerhand verschob er die Klärung dieser Angelegenheit auf etwas später, wenn sich die Zustände normalisiert hatten.
Auch die gemeinschaftlich genutzten Räume wollte er neu ausstatten, um ihren Geschmack zu berücksichtigen, doch das lehnte Tina als »total dämliche und überflüssige Idee!« ab.
Nein, auch hier dachte Daniel nicht im Traum daran, zu diskutieren.
Bedeutend komplizierter gestaltete sich die Suche nach geeigneten Büroräumen. Daniels Angebot, einen leer stehenden Lagerraum der Klinik zu nutzen, schlug Tina strikt aus.
»Ich will unabhängig sein. Außerdem würde das einen falschen Eindruck erwecken.«
Dem konnte er leider nicht widersprechen, obwohl Daniel ja insgeheim davon ausging, dass sie sich in Wahrheit nur seiner scheinbaren Kontrolle entziehen wollte. Was ja nun auch kompletter Bullshit war! Jedenfalls Daniels bescheidener Ansicht nach. Der wäre nämlich nicht einmal im Traum auf die Idee gekommen, Tina zu kontrollieren!
Ab und an zu ihr reinschauen und sie zum Lunch ausführen, wenn seine Zeit es zuließ, konnte man doch unmöglich als geplantes Dauerstalking interpretieren, oder?
Einmal mehr bewies Tina
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