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Neptuns Tochter 1

Neptuns Tochter 1

Titel: Neptuns Tochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Waiden
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S o war das nicht geplant. Ein wenig Rauch unter dem Feuermelder, die Alarmglocken sollten schrillen, und das Treffen im ersten Stock wäre beendet gewesen. Stattdessen . . .
    Warum konnte sie einen Plan niemals bis zu Ende denken? Nein, eine Mika David hatte das nicht nötig. Einfach schnell los, es würde sich schon irgendetwas ergeben. Wozu sich darüber Gedanken machen, ob es in so einem großen Firmengebäude eine Sprinkleranlage geben könnte? Und jetzt hatte sie die Bescherung. Klatschnass baute sich vor ihr eine Rachegöttin auf, die eben dem Meer entsprungen sein musste.
    Wie vom Donner gerührt standen sie sich gegenüber: die Göttin in ihren nassen Klamotten, erhaben wie Neptuns Tochter, und Mika in ihren, wie ein begossener Pudel. Das Wetterleuchten aus den dunkelbraunen Augen ließ Mika immer mehr schrumpfen. Bis sie das Gefühl hatte, nur noch ein Staubkorn in der Wasserpfütze zu ihren Füßen zu sein.
    »Sie . . .!«, grollte es tief aus dem Brustkorb der Fremden. Das Echo hallte von den Wänden.
    »Ich . . .«, wisperte Mika wie ein kleines Kind, das bei etwas Verbotenem ertappt wurde. Was in ihrem Fall ja auch zutraf.
    Eigentlich hatte sie Übung darin, sich aus solchen Situationen rauszureden. Eigentlich. Aber sie brachte keinen Ton heraus. Sie starrte das aufregende Wesen vor sich nur an – mit immer heftiger klopfendem Herzen. Denn gerade wurde ihr vor Augen geführt, dass weiße Kleidung bei Nässe irgendwie . . . verschwand.
    Wow! Was für ein Anblick. Mika wurde es plötzlich furchtbar heiß. Die Hitze müsste das Wasser auf ihr zum Verdampfen bringen. Beinah war sie versucht, das zu überprüfen. Aber sie konnte ihre Augen nicht bewegen, konnte nicht schauen, ob Dampf von ihrem Körper aufstieg.
    Ob sie Neptuns Tochter sagen sollte, dass sie keine weiße Bluse und auch keinen weißen BH mehr anhatte? Vielleicht sollte sie das. Aber dazu müsste Mika den Mund schließen, um Worte bilden zu können. Auch das schaffte sie nicht. Sie blieb weiter stehen. Erstarrt. Wie eine hormongesteuerte Sechzehnjährige und nicht wie die Frau, die sie eigentlich war. Sechsundzwanzig, selbstbewusst und in der Lage, einer Gesprächspartnerin in die Augen zu schauen.
    Das musste sie doch hinbekommen. Den Kopf zu heben, durfte doch nicht so schwer sein.
    Fast war sie so weit – gleich hatte sie es geschafft.
    Das Erste, was Mika wahrnahm, waren zusammengepresste Lippen. Das Nächste waren Augen – und diesmal waren es wirklich die Augen – die nur noch zwei schmale Schlitze waren. Sie sahen aus wie polierte Speerspitzen. Glänzend. Gefährlich.
    Wie peinlich! Mika drehte sich rasch zur Seite. Die Frau hatte ihre Blicke offensichtlich bemerkt. Es war nur schade, dass Wasser blauen Blazern nichts anhaben konnte, wie Mika aus den Augenwinkeln feststellte.
    »Frau David!«, donnerte es durch die Flure.
    Mika zuckte zusammen. Erst jetzt bemerkte sie, dass aus der Sprinkleranlage kein Wasser mehr kam. Nun folgte des Dramas zweiter Akt. Anstatt, wie geplant, auf dem Weg in ihre Wohnung zu sein, schaute Mika geradewegs ihrem Chef entgegen.
    »Sind Sie dafür verantwortlich?« Seine buschigen Augenbrauen berührten sich beinahe, so fest kniff er sie zusammen.
    Mika schaute auf den verkohlten Lumpen in ihrer Hand, auf die fremde Frau, wieder auf ihren Chef und zuckte mit den Schultern.
    »Wir sprechen uns noch«, zischte ihr Chef, beziehungsweise bestimmt demnächst Ex-Chef.
    Mika hob wieder nur die Schultern. Im Stillen schwor sie sich, beim nächsten Mal einen Plan B im Ärmel zu haben. Heute war es dafür leider zu spät. Also sah sie stumm zu, wie ihr also bald Ex-Chef Neptuns Tochter zur Seite zog und ihr etwas zuflüsterte, das wie »zwei Monate« klang.
    Sie gehört also auch zu dieser Gesellschaft von habgierigen und selbstsüchtigen Menschen , dachte Mika traurig. Wie konnte jemand wie sie dazugehören? Eine Frau, die so verletzlich wirken konnte, wie sie – jetzt in diesem Moment.
    Mika beobachtete die Wassertropfen, die sich aus dem dunklen Haar der Frau lösten. Einzelne fielen direkt zu Boden und verursachten leichte Wellen in der Pfütze am Boden. Andere bildeten Rinnsale über die Schläfen, Wangen, den Hals und verschwanden unter dem blauen Blazer und dem, was die Frau darunter trug.
    Mika schluckte.
    Bevor sie ihre Phantasien weiterspinnen konnte, nahm Neptuns Tochter wieder eine stolze Haltung an. Ohne Mika auch nur eines Blickes zu würdigen, entschwand sie.
    So lange es ging,

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