0312 - Das Geheimnis der Regenwelt
Sie uns nicht den Ort, wo diese Sachen gebaut wurden?"
„Ich betrachte mich als Verbündeten der Menschheit", gab Danton zu. „Doch warum sollte ich deshalb alle Geheimnisse an Sie verraten? Drehen wir den Spieß einmal um, Grandseigneur. Würden Sie mir verraten, was in den Großwerften der Solaren Flotte geschieht, wenn ich Sie danach fragte?"
Rhodan erhob sich von seinem Platz. Er trug eine normale Kombination, wie sie an Bord der terranischen Schiffe üblich war.
Roi Danton, der seiner Aufmachung nach eher an den Hof Ludwig XVI. gepaßt hätte, beobachtete seinen Vater mit nachlässiger Aufmerksamkeit. Er konnte die Bedenken des Großadministrators verstehen, aber er war nicht gewillt, seine Rolle aufzugeben und seinem Vater seine wahre Identität zu enthüllen.
„Sie sind ein Privatmann", sagte Rhodan. „Der Zufall wollte es, daß Sie mit uns ins Gebiet der Großen Magellanschen Wolke kamen. Wie können Sie für sich die gleichen Rechte beanspruchen, die wir als offizielle Abgeordnete des Solaren Imperiums besitzen?"
„Nachdem Sie uns für unser kleines Geschenk", Danton deutete mit dem kleinen Finger in Richtung des Halbraumspürers, „die Souveränität verliehen haben, fühle ich mich durchaus nicht als Privatmann.
Die Freihändler von Boscyks Stern haben nun einen Abgeordneten im Parlament zu stellen. Deshalb maße ich mir das Recht an, mich als Vertreter des Solaren Imperiums zu fühlen. Schließlich vertreten Sie und ich in diesem Raumsektor die gleichen Interessen, Grandseigneur."
„Im Augenblick zählt doch nur, daß Roi uns alle Errungenschaften zur Verfügung stellt", warf Atlan ein. „Über alle anderen Dinge können wir uns unterhalten, wenn wir herausgefunden haben, wer die Kristalle ins Einflußgebiet des Solaren Imperiums einschleust."
„Merci, Sire", lächelte Danton. „Darf ich mir noch den Hinweis erlauben, daß die sieben Birnenschiffe längst hier sein müßten. Wir sollten uns allmählich darüber Gedanken machen, was ihnen unterwegs passiert ist."
Perry Rhodan erkannte, daß der Freihändler ihn ablenken wollte. Andererseits hatte Danton nicht unrecht. Nach den Berechnungen der Bordpositroniken hätten die sieben Schiffe mit ihrer gefährlichen Last vor sechzehn Stunden im System von Keegans Stern eintreffen müssen.
Außerdem wartete man an Bord der CREST IV noch immer auf den Raumschiffsverband, den Atlan durch Captain Arthur Arnusen angefordert hatte. Die hundert Schiffe waren noch nicht am vereinbarten Treffpunkt Navo-Nord eingetroffen.
Navo-Nord war ein unübersehbarer roter Riesenstern am Rande des weit auseinandergezogenen Sternnebels der Großen Magellanschen Wolke. Er war 22 Lichtjahre von Keegans System entfernt.
Rhodan wußte, daß die sieben Birnenschiffe auch unter Berücksichtigung ihrer mangelhaften Navigation und ihrer veralteten Transitionstriebwerke längst hatten eintreffen müssen.
„Ich sehe Sie nachdenklich, Grandseigneur", bemerkte Danton. „Sollte unsere ursprüngliche Vermutung, daß die OLD MAN-Schiffe die Kristalle übernehmen, sich als unzutreffend erweisen?"
„Die vier Ultraschlachtschiffe warten", erwiderte Rhodan.
Das Gespräch der Männer wurde unterbrochen, als sich Major Owe Konitzki, der Chef der Ortungszentrale, über Interkom meldete. Sein breites Gesicht, das auf dem Bildschirm sichtbar wurde, drückte Erregung aus.
„Achtung, Sir! Die vier OLD MAN-Schiffe verlassen ihre Kreisbahn um den Planeten Keeg."
Die Bildschirme der Raumortung innerhalb der Zentrale leuchteten auf. Major Konitzki brauchte keine Anordnungen, um zu wissen, was er zu tun hatte. Die Umrisse der vier Schiffsriesen zeichneten sich auf den Reliefbildschirmen ab.
„Sie beschleunigen mit Höchstwerten, Sir!" rief der Leitende Ingenieur der CREST IV, Oberstleutnant Bert Hefrich.
Hefrich hatte schon zur Besatzung der CREST HI gehört. Trotz seiner 68 Jahre war er immer noch leicht erregbar. Sein Haar war in den vergangenen Jahren grau geworden.
„Wir müssen die Schiffe verfolgen", entschied Rhodan. „Oberst Akran, wir verlassen den Ortungsschutz der Sonne. Major Konitzki, bereiten Sie alles vor, um die vier Schiffe über den Halbraumspürer zu verfolgen."
Während die Befehle bestätigt wurden, stürmten Roi Danton und Oro Masut aus der Zentrale. Nur wenige Minuten später verließ das Beiboot der FRANCIS DRAKE den Hangar des Flaggschiffs. Über Normalfunk trat Roi Danton mit dem Epsaler Rasto Hims in Verbindung, der in seiner Abwesenheit das Kommando
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