0317 - Der Seelenschmied
Wesen…
***
Dicke Schweißtropfen liefen über Professor Zamorras Stirn, als er die Worte Nomukas vernahm, der den Piraten genaue Anweisungen für seinen Tod gab. Kein irdisches Wesen konnte sich derartige Scheußlichkeiten und Qualen vorstellen, mit denen der Dämon von Tahiti das Leben aus dem Körper Zamorras und seiner Freunde treiben wollte.
»Bei jedem Schnitt, den ihr tut, und bei jeder Qual, die ihr ihnen zufügt, erklärt mit euren Worten, daß ihr dies alles tut, um Astaroth zu ehren!« schloß Nomuka seine grausige Unterweisung.
»Astaroth!« stieß Professor Zamorra tonlos hervor. Jetzt kannte er den Namen seines Gegners. Ob ihm das jedoch viel nützte, war fraglich. Wenn kein Wunder geschah, dann begannen die Piraten, die Worte des Dämons auszuführen.
Und dann, das wußte Professor Zamorra genau, würde er nur noch schreien…
***
Der Chaifi raste heran. Er sah das Piratenschiff und erkannte die Vorgänge auf Deck. Ihm war es völlig gleichgültig, was mit den drei Menschen geschah.
Er wollte nur seine Seelen – und Rache an dem Dämon.
Doch im selben Moment vernahm er den Namen »Astaroth«.
Wenn der Chaifi einen Fluch kannte, dann war es ein Fluch, den er von sich gab. Daß dies alles im Namen des mächtigen Höllenherzogs geschah, der hier in diesem Teil der Welt sein Herrschaftsgebiet hatte, änderte die Lage beträchtlich.
Nach den Gesetzen der Hölle durfte er nehmen, was sein war – doch durfte er den Dämon nicht aufhalten, der hier offensichtlich ein Blutopfer für einen mächtigen Höllengebieter vorbereitete.
Beelzebub, der oberste Geist des höllischen Triumphirats, dem er unterstand, hätte ihm dies niemals verziehen.
Aber vielleicht konnte er eine List anwenden. Die Gehirnströmungen, die von diesem Mann am Mast ausgingen, zeigten an, daß er das Wissen und die Macht hatte, sich gegen Wesen des Schwarzen Blutes zu behaupten.
Vielleicht konnte man ihm irgendwie heimlich helfen, daß er zum unbewußten Handlanger des Chaifi wurde und dem Seelendieb eine auswischte. Doch vorher mußte Chaifi die Seelen zurückbekommen.
Für den Seelenschmied war das ganz einfach. Er rief sie.
Und die Seelen verließen die Körper der Piraten und kehrten zum Chaifi zurück, um sich sofort mit seiner gestaltlosen Substanz zu verbinden.
Übergangslos wich das Bewußtsein aus dem Schwarzen Garfield und seinen Männern…
***
Professor Zamorra sah erstaunt, wie sich die Messer, deren Spitzen auf seinen Körper zeigten, senkten. Dann klirrten sie auf die Planken. In die Augen der Piraten trat ein dumpfer Ausdruck der Teilnahmslosigkeit.
»Zombies!« stieß Professor Zamorra hervor. »Sie waren lebende Tote – und sind es wieder geworden. Das Höllenwesen hat sie zum Leben erweckt. Doch eine andere Macht hat es ihnen wieder genommen!«
»Diese andere Macht gibt dir drei Wünsche frei. Drei Dinge, die du willst, werde ich dir geben!« vernahm er die Stimme des Chaifi in seinem Inneren.
»Wer bist du?« fragte Professor Zamorra in Gedanken.
»Wünsch dir drei Dinge!« drängte die Stimme.
»Ich paktiere nicht mit dem Teufel!« erklärte Professor Zamorras innere Stimme mit aller Kraft.
»Kein Pakt… keine Versprechen … wünsch dir drei Dinge. Die darf ich dir geben nach unseren Gesetzen!«
»Das Amulett!« dachte Professor Zamorra. In Gedanken formten seine Geistesströme das Amulett wie eine Zeichnung.
»Keiner von uns kann es wagen, das Haupt des Siebengestirns von Myrryan-ey-Llyrana zu berühren!« kam die Stimme: »Wünsche dir etwas anderes!«
»Ein Blatt Papier… etwas zu schreiben … ein Kästchen aus Ebenholz … und das Schwert dort vorn…!« sagte Professor Zamorra, während er beobachtete, wie der Dämon verzweifelt versuchte, die jetzt seelenlosen Piraten wieder unter seine Kontrolle zu bekommen.
Doch das war unmöglich. Sie hatten zwar Leben… aber keine Seele mehr … sie existierten, aber sie dachten nicht mehr. Ihre Gestalten torkelten auf dem Schiff umher wie Betrunkene, die jede Kontrolle über ihr Bewußtsein verloren haben.
Nomuka achtete in dieser Zeit nicht auf Professor Zamorra. Er wußte nichts über das Wissen, das dieser Mann mit seinem fast fotografischen Gedächtnis gespeichert hatte. Der Meister des Übersinnlichen brauchte nicht unbedingt den Beistand des Amuletts, wenn es darum ging, einen Dämonen zu vernichten. In seiner Bibliothek auf Château Montagne bewahrte er eine gigantische Bibliothek mit einer Vielzahl von okkulten Werken auf. Vieles
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