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0328 - Die Flotte der gläsernen Särge

Titel: 0328 - Die Flotte der gläsernen Särge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den Kopf auf beide Arme gestützt. Auf dem Tisch stand eine Flasche. Da der Mann den Kopf gesenkt hielt, konnte Berliter nicht erkennen, wen er vor sich hatte.
    „Wer ist das?" fragte er Poindexter.
    „Waffensergeant DeJohanny, Sir!" sagte Poindexter.
    „Er ist betrunken?"
    „Es... es sieht so aus, Sir."
    Berliter fühlte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Obwohl er im stillen mit solchen Auswüchsen gerechnet hatte, versetzte es ihm doch einen schweren Schock, daß ausgerechnet in seiner Abteilung der erste Betrunkene gefunden wurde. Allerdings, so sagte er sich, war es durchaus möglich, daß die anderen Offiziere mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, aber aus psychologischen Gründen darüber schwiegen.
    Berliter straffte sich unwillkürlich, als er Poindexters Blicke auf sich ruhen fühlte.
    Er betrat die Messe mit schnellen Schritten. DeJohanny hob nicht den Kopf; als Berliter ihn an den Haaren packte, gab er nur ein gurgelndes Geräusch von sich. Der Leutnant stieß den Kopf des Waffensergeanten dreimal auf die Tischplatte. Dann riß er den Kopf des Mannes hoch. DeJohanny wurde schlaff und verdrehte die Augen.
    „Stehen Sie auf!" sagte Berliter scharf.
    DeJohanny schien jetzt zu erkennen, wer ihm gegenüberstand. Sein Gesicht rötete sich, und er rülpste lautstark.
    Berliter versetzte dem Sergeanten eine saftige Ohrfeige, die den potentiellen Meuterer fast vom Stuhl warf.
    „Ich werde solche Disziplinlosigkeiten nicht dulden!" sagte Berliter.
    Plötzlich versuchte DeJohanny zu grinsen. Die Wirkung des Alkohols verhinderte, daß er seine Gesichtsmuskulatur vollkommen unter Kontrolle bekam.
    „Was wollen Sie machen, Leutnant?" fragte der Sergeant. „Wir... wir sind alle verloren. Dreißig Millionen Lichtjahre... oder sind es noch mehr?"
    „Sorgen Sie dafür, daß dieser Mann in seine Kabine gebracht wird, Mr. Poindexter", sagte Berliter mit mühsamer Beherrschung. „Ich werde ihn melden."
    DeJohanny schwankte auf dem Stuhl hin und her.
    „Ich erwarte von Ihnen, daß Sie diesen Befehl ausführen, ohne großes Aufsehen zu erregen", sagte Berliter zu Poindexter. Niemand braucht ihn zu sehen."
    Poindexter dachte an das zurück, was er vor wenigen Minuten im Aufenthaltsraum erlebt hatte. Die Männer hatten sich angeschrien und waren fast handgreiflich geworden.
    Der Offiziersanwärter packte einen Arm des Sergeanten und zog ihn über seine Schultern.
    Augenblicklich hörten DeJohannys unkontrollierte Bewegungen auf; er lehnte sich beinahe liebevoll gegen Poindexter, der ächzend in die Knie ging.
    „Was ist?" fragte Berliter ungeduldig. „Schaffen Sie ihn nicht?"
    „Doch, Sir!" stieß Poindexter hervor. „Ich muß ihn nur richtig zu fassen bekommen."
    „Beeilen Sie sich!" drängte Berliter. „Wollen Sie warten, bis ein paar Männer hier auftauchen?"
    Poindexter war an Zuschauern ebensowenig gelegen wie dem Leutnant, aber im Gegensatz zu diesem war er durch eine Zweizentnerlast behindert, die ein erstaunliches Beharrungsvermögen entwickelte.
    „Was ist überhaupt los?"
    Poindexter verspürte keine Lust, sich mit einem Mann, den übermäßiger Alkoholgenuß fast bewußtlos gemacht hatte, in eine Diskussion einzulassen. Er schleifte DeJohanny bis zum Ausgang.
    Berliter gab ihm durch ein Zeichen zu verstehen, daß er warten solle. Der Leutnant wollte sich zunächst vergewissern, daß der Gang frei war. Er stieß die Pendeltür auf und blickte hinaus.
     
    *
     
    Die Spannung innerhalb der großen Kommandozentrale war fühlbar, wie eine dunkle Wolke schien sie über den Köpfen der Männer zu schweben. Und weil diese Männer in den letzten Tagen stiller geworden waren, schienen alle anderen Geräusche an Intensität zugenommen zu haben. Das Summen der Kontrollanlagen klang hektisch, beinahe herausfordernd.
    Major Drave Hegmar, der Zweite Offizier der CREST IV, beobachtete den Mann, der vor dem Auswurfschlitz der Bordpositronik saß. Der Mann war einer der vielen Spezialisten, die sich an Bord des Flaggschiffs befanden; er war groß und bullig, seine Augenbrauen, die wie dicke Raupen aussahen, zogen sich vor Nervosität ständig zusammen. Hegmar hatte seit jeher eine instinktive Abneigung gegen alle Spezialisten empfunden, aber dieses Gefühl hatte sich jetzt gelegt. Die erdrückende Gefahr verband sie alle und zwang sie, sich gegenseitig anzuerkennen.
    „Auswertung läuft!" rief der Mann vor der Positronik.
    Hegmar warf einen zögernden Blick auf den Panoramaschirm. Obwohl die CREST IV

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