0328 - Die Flotte der gläsernen Särge
verbissen. Er winkte Poindexter zu und verschwand in einem Seitengang. Poindexter zögerte. Er wußte nicht, ob er dem Korporal folgen sollte. Bisher hatte Chanter wenig Sympathien für den Offiziersanwärter gezeigt. Der unverhoffte Stimmungsumschwung war schwer zu erklären. Eine dumpfe Ahnung sagte dem jungen Raumfahrer, daß irgend etwas nicht in Ordnung war. Unter diesen Umständen war es besser wenn er dem Korporal folgte.
Chanter war stehengeblieben und blickte ungeduldig zurück. Als Poindexter ihm folgte, nickte er zufrieden. Er wartete vor der Tür eines kleinen Lagerraums. Seine Augen funkelten, als er zu dem jüngeren Mann aufblickte.
„Machen Sie sich keine Sorgen", sagte er besänftigend. „Wir haben nicht vor, uns gegen die Offiziere aufzulehnen. Aber es wird Zeit, daß man der Besatzung die Wahrheit sagt. Deshalb möchte ich, daß Sie dabei sind, wenn wir die Resolution abfassen."
Poindexters Herz begann dumpf zu schlagen. Er vermied es, den Korporal direkt anzuschauen; Von welcher Resolution wurde hier gesprochen?
Chanter klopfte viermal gegen die Tür des Lagerraums. Sie wurde von ihnen geöffnet. Ein verwahrlost aussehendes Gesicht blickte auf den Gang hinaus. Poindexter durchzuckte es wie ein elektrischer Schlag.
Das war Waffensergeant DeJohanny!
Poindexter hätte geschworen, daß DeJohanny in seiner Kabine lag, um den gewaltigen Rausch auszuschlafen. Aber er war hier, und seine Stimme klang bösartig wie immer, als er Poindexter mit abfälligen Blicken musterte.
„Sie haben ihn also doch geholt?"
„Ja", sagte Chanter trotzig. „Er wird unser Schreiben an einen der Offiziere weitergeben. Ich glaube, der Junge ist zuverlässig."
DeJohanny stieß einen Fluch aus, der seine Verachtung zeigen sollte, dann öffnete er die Tür vollständig. Im Innern des Lagerraums brannte nur die Notbeleuchtung, doch als Roscoe Poindexter sich an das Halbdunkel gewöhnt hatte, konnte er fünfzehn Gestalten erkennen, die am Boden kauerten und alle in seine Richtung Blickten. DeJohanny stieß geräuschvoll die Tür zu.
„Wir sind schon so gut wie fertig", sagte er. „Wir verlangen von Perry Rhodan, daß er die Besatzung genau unterrichtet, wo sich die CREST im Augenblick befindet. Ferner möchten wir wissen, ob es eine Chance für eine Heimkehr gibt. Sollte ein Rückflug zur Milchstraße unmöglich sein, müssen wir einen erdähnlichen Planeten suchen, auf dem wir leben können. Keiner von uns hat Lust, sein Leben an Bord dieses Schiffes zu beschließen, wo wir uns von Trockenfleisch und Nahrungskonzentraten ernähren müssen."
„Ich glaube, Sie verkennen die Situation", krächzte Poindexter. „Rhodan hat die Besatzung bereits unterrichtet, wo wir uns nach Meinung der Astronomen befinden."
„Innerhalb der Virgo-Wolke!" stieß einer der Männer am Boden hervor. Sie hielten die Köpfe gesenkt, so daß ihre Gesichter anonym blieben. Poindexter wußte nicht, ob das beabsichtigt war.
„Die Virgo-Wolke hat einen Durchmesser von zwei Millionen Parsek", sagte Poindexter. „Wir kennen zwölfhundert Galaxien, die zur Virgo-Wolke gehören. Die Kugelgalaxis M87 ist nur eine davon. Führen Sie sich vor Augen, daß diese Galaxis noch etwa tausend Kugelhaufen in ihren Randzonen besitzt, dann können Sie sich ein Bild davon machen, wie schwer es ist, unseren genauen Standort zu bestimmen."
„Rhodan hat also alles gesagt, was bisher in Erfahrung gebracht wurde?" vermutete einer der Männer.
„Ja", sagte Poindexter.
„Dann", sagte eine schwere Stimme, „gibt es keine Rückkehr."
Poindexter hatte das Gefühl, daß er gegen dieses abschließende Urteil protestieren müßte, doch seine Zunge war wie gelähmt. Plötzlich fühlte er den Druck der ungeheuerlichen Entfernung auf sich lasten, und ein tiefes Verständnis für diese Männer erfüllte ihn.
„Vor ungefähr zwanzig Minuten wurde eine Flotte fremder Schiffe geortet", sagte DeJohanny. „Was wissen Sie darüber, Mr. Poindexter?"
„Es handelt sich nicht um eine Flotte", sagte Poindexter. „Jeder dieser Flugkörper ist nur drei Meter lang. In der Zentrale ist man bemüht, die Herkunft dieser rätselhaften Behälter herauszufinden."
Jemand lachte spöttisch.
„Würden Sie Perry Rhodan unsere Resolution übergeben?" erkundigte sich DeJohanny.
„Nein!" stieß Poindexter hervor.
DeJohanny schien nicht einmal erstaunt.
„Warum nicht?" fragte er ganz ruhig.
„Weil ich der Ansicht bin, daß die Besatzung zum jetzigen Zeitpunkt Ruhe und Ordnung
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