034 - Der Hexer
nach.
36.
Trapp, trapp, trapp!
Wembury kannte die eigenartige Gangart verhafteter Männer zu gut. Er seufzte tief auf, als ein Polizist in Zivil Johnny Lenley am Handgelenk hereinführte.
»Ich bin Kriminalwachtmeister Bell«, meldete der Mann. »Laut Befehl war ich heute abend auf dem Dach von Nr. 57, Camden Crescent, als ich diesen Mann aufs Dach steigen sah. Ich beobachtete, wie er sich hinter dem Wasserbehälter zu schaffen machte, und nahm ihn fest.«
Lenley blickte teilnahmslos zu Boden. Endlich hob er den Kopf.
»Danke, Wembury! Wenn ich wenigstens den Verstand eines Kaninchens gehabt hätte, wäre ich jetzt nicht hier!«
Carter tauchte die Feder in die Tinte.
»Wie ist Ihr Name?« fragte er automatisch.
»John Lenley.«
»Ihre Adresse?«
»Ohne Adresse.«
»Ihr Beruf?«
»Sträfling mit Bewährungsfrist.«
Der Sergeant legte die Feder weg.
»Durchsuchen Sie ihn!«
Johnny hob die Arme, während der Beamte in seine Taschen griff und alles, was er vorfand, auf das Pult legte.
»Wer hat mich verpfiffen, Wembury?«
»Das brauchen Sie mich nicht zu fragen. Sie wissen es ganz genau!«
»Haben Sie eine Erklärung dafür, warum Sie auf dem Dach von Camden Crescent Nr. 57 waren?« fragte der Sergeant.
»Ich wollte etwas holen, das hinter dem Wasserbehälter versteckt sein sollte. Es war aber nicht da. Das ist alles ... Geben Sie auf meine Schwester acht, Wembury, sie wird es nötig haben, und ich vertraue Ihnen mehr als jedem anderen.«
Ausgerechnet diesen Augenblick wählte Mr. Messer, um wieder zu erscheinen.
»Nun, nun - das ist ja - Johnny!» stammelte er. »Sie haben es wieder nicht lassen können - welch ein Unglück!« Verzweifelt hob er die Hände. »Ich werde am Morgen auf dem Gericht sein, mein Junge, und Sie verteidigen.« Er wankte zum Pult des Sergeanten. »Wenn er etwas zu essen haben will, geben Sie es ihm! Ich komme dafür auf.«
»Messer!« gellte es durch den Raum. »Hinter dem Wasserbehälter war nichts!«
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, mein Junge«, stammelte Messer.
Lenley nickte grinsend.
»Ich bin für Sie zu schnell herausgekommen, habe Ihre kleinen Pläne über den Haufen geworfen! Sie Schweinehund!«
Bevor es den Anwesenden klar wurde, was geschah, hatte sich Johnny auf den Anwalt gestürzt, und in der nächsten Sekunde kämpften vier Männer auf dem Fußboden.
Der Kampf war noch in vollem Gange, als die Tür zum Dienstzimmer aufging und Inspektor Bliss erschien. Er besah sich kurz die Szene und warf sich mit einem Sprung ins Handgemenge. Es war Bliss, der den jungen Mann zurückstieß.
»Ist er verletzt?« Er zeigte auf den niedergeworfenen Messer.
Johnny, bleich vor Wut, keuchte.
»Ich wünschte, ich hätte den Kerl erledigt!«
Bliss sah ihn an. »Sie sollten nicht so selbstsüchtig sein, Lenley!«
37.
Alan Wembury verließ die Polizeiwache. Er hatte nur einen Gedanken - Mary mußte benachrichtigt werden. Er verwünschte Lenley wegen seiner Torheit, aber wenn er an Messer dachte, kannte seine Wut keine Grenzen. Der Verrat dieses Mannes war niederträchtig.
Er stieg die Treppe von Malpas Mansions empor und klopfte an die Tür von Marys Wohnung. Eine innere Tür wurde geöffnet, er hörte ihre Stimme:
»Bist du es, Johnny? Hast du keinen Schlüssel?«
»Nein, Mary, ich bin es.«
»Alan!« Sie erschrak. »Ist etwas vorgefallen?«
Ihr Gesicht zuckte. Er antwortete nicht und folgte ihr ins Zimmer.
»Ist etwas vorgefallen?« fragte sie nochmals. »Johnny? Ist er - festgenommen worden?«
»Ja.«
»Wegen der - Fälschung?« flüsterte sie.
»Wegen der Fälschung?« Er starrte sie an. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
»Ist es nicht wegen Urkundenfälschung?« Als sie ihren Irrtum einsah, bat sie verwirrt: »Wollen Sie vergessen, daß ich das gefragt habe, Alan?«
»Selbstverständlich will ich es vergessen, liebe Mary! Ich weiß nichts von Urkundenfälschung. Johnny wurde festgenommen, weil er in ein Haus eingedrungen ist.«
»Einbruch? Mein Gott!«
»Behalten Sie einen klaren Kopf, Mary! Die Sache wird noch eine Aufklärung finden. Ich verstehe zwar nicht, warum Johnny so wahnsinnig sein konnte - ich habe alles versucht, um ihn zu warnen. Aber ich glaube, es ist noch nicht alles verloren. Ich werde erst noch mit Messer sprechen und dann einen befreundeten Rechtsanwalt aufsuchen, um ihn um Rat zu fragen. Ich wünschte, Johnny hätte Messer nicht angegriffen.«
»Er hat Messer geschlagen? Er muß verrückt sein! Maurice hat ihn in seiner
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