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076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

Titel: 076 - Die Jenseitskutsche von Diablos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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    Die enge Straße führte steil und kurvenreich nach
oben. Der silbergraue Audi CD 5E mit deutschem Kennzeichen schaffte die
Steigung bequem. Zwei Personen saßen im Fond des Fahrzeugs. Ein Mann und eine
Frau. Die Beifahrerin hatte sich zurückgelehnt und warf aus halbgeschlossenen
Augen einen Blick auf die grünleuchtenden Ziffern der Uhr am Armaturenbrett.
Zehn Minuten vor Mitternacht...
    Draußen war es stockfinster. Das Scheinwerferlicht
riss die links und rechts neben der Straße emporwachsenden Dämme vorübergehend
aus dem Dunkel. Hin und wieder tauchte im Lichtkreis ein verkrüppelter Baum
oder dorniges Gebüsch, das bis an den Straßenrand wuchs, auf. Einsamkeit umgab
die beiden Menschen. Der nächste Ort lag rund fünfzehn Kilometer entfernt.
Petra Strauß seufzte. Die Stuttgarterin räkelte sich auf ihrem Sitz und wusste
nicht mehr, wo sie mit ihren langen Beinen noch hin sollte. »Wir haben einen
Fehler begangen«, sagte sie leise. »Die Fahrt abseits der großen Verkehrsstraße
war interessant, solange es hell war. Aber in der Dunkelheit macht’s verdammt
wenig Spaß. Wir hätten früher aufbrechen oder die Nacht in Almeria bleiben
sollen.«
    Das war ihre letzte Station am Tag gewesen. Sie hatten
sich in der Stadt an der Küste, in der es so viel zu besichtigen gab, zu lange
aufgehalten. Erst am frühen Abend waren sie dort aufgebrochen und hatten
unterwegs noch in einer am Straßenrand liegenden Bodega eine Kleinigkeit zu
sich genommen. Wären sie auf der üblichen Fernstraße erst in Richtung Mortil
und von dort aus nach Granada gefahren, hätten sie im Bruchteil der Zeit die
Strecke hinter sich gebracht. Darauf aber war es ihnen diesmal nicht
angekommen. Seit Jahren reisten sie nach Spanien, in den äußersten Süden
Andalusiens, und schon lange hatten sie sich vorgenommen, die übliche Route mal
zu verlassen und quer durch die Sierra Nevada zu fahren.
    Hans Marner, der neununddreißigjährige selbständige
Kaufmann, der zusammen mit Petra Strauß zwei Damen-Modegeschäfte führte, musste
ihr recht geben. »Ich hab mich eindeutig mit der Zeit verrechnet«, sagte er und
nickte besorgt. Auch ihn strengte die Fahrt durch die Berge an. Die äußerst
schmale und sich in schlechtem Zustand befindende Verbindungsstraße verdiente
die Bezeichnung Straße überhaupt nicht. Der Untergrund, über den die
Räder rollten, war ohne Belag, und die Fahrt durch die zahlreichen Schlaglöcher
wurde zu einer einzigen Schaukelei. »Wenn wir an einem Haus vorbeikommen, das
nur entfernt nach einem Hotel aussieht, halten wir, Petra, und setzen unseren
Weg nicht mehr fort.«
    »Um diese Zeit wird uns wohl kein Mensch mehr
aufnehmen.«
    Minutenlang herrschte nach diesem kurzen Dialog wieder
Schweigen. Nur das gleichmäßige Geräusch des Motors war zu hören und die
dumpfen Laute, wenn der Wagen mal wieder durch ein unerwartet tiefes Schlagloch
fuhr. Hans Marner und Petra Strauß hatten das Gefühl, die einzigen Menschen auf
der Welt zu sein. Hier, mitten in der Sierra Nevada, kam kein anderes Fahrzeug
hinter ihnen her, und es begegnete ihnen auch keines. Petra empfand ihr
Verhalten als leichtsinnig. Wenn sie in Nacht und Abgeschiedenheit eine Panne
hatten, wurde es kritisch. Dann saßen sie fest, und es schien ausgeschlossen,
in der Dunkelheit noch bis zum nächsten Haus oder Dorf zu Fuß zu laufen.
    Eine Neunzig-Grad-Kurve lag vor ihnen. Der Untergrund
war hier für ein kurzes Stück asphaltiert. Die Reifen griffen besser. Das Auto
bog um die Kurve. Und, da war etwas...
    »He!«, entfuhr es Hans
Marner, und er trat instinktiv auf die Bremse. Direkt vor ihm überquerte eine
dunkle Kutsche die Straße. Marner glaubte noch verschwommen eine helle Gestalt
auf dem Kutschbock wahrgenommen zu haben und zwei Rappen, die das Gefährt
zogen. Aber dann war der Eindruck auch schon wieder verschwunden.
    Durch das plötzliche Bremsen fiel die schläfrige
Beifahrerin nach vorn. »Was ist denn passiert?«, fragte die dunkelblonde
Mittdreißigerin erschrocken. »Warum hältst du denn?«
    »Da war etwas...«
    Die Frau war sofort hellwach und starrte auf die enge,
von grasbewachsenen Hügeln begrenzte Straße. Quer durch die Hügel lief eine
Schneise. »Was sollte hier schon sein?«
    »Eine Kutsche...« Er sagte, was er gesehen hatte.
    »Ich kann nichts hören und nichts sehen, Hans.«
    »Sie ist nicht mehr da.« Marner starrte durch die
Frontscheibe. Nicht mal das Rattern der Räder war zu
vernehmen. Petra Strauß atmete tief durch und

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