0358 - Bestien der Nebelwelt
aus der Welt entfernt worden und in eine andere versetzt worden.
Und mit ihr die drei Menschen…
Weit entfernt schrie ein Ungeheuer am rötlichgelben Himmel… .
***
»Es ist traurig«, sagte Nicole Duval und seufzte inbrünstig. »Sehr traurig.«
Professor Zamorra hob die Brauen und winkte nach einem Taxi. »Würde es dir viel ausmanchen, mir den Grund dieser Traurigkeit zu verraten?«
Nicole hob die Hand und deutete zum Himmel, von dem die Sonne mit aller Macht herabbrannte. Kein einziges Wölkchen war am strahlend blauen Himmel zu sehen.
»Es ist traurig, daß die allgemeinen Moralvorstellungen selbst gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts noch rückständig sind wie im Mittelalter -vor allem hier in Mexiko. Ich glaube, ich würde mich selbst mit einem Feigenblatt noch halbtot schwitzen. Wohl dem, der hier sein Privatgrundstück mit klimatisiertem Haus und Swimming-Pool hat, in den er oder sie sich stürzen kann…«
Zamorra atmete tief durch. Ihm ging es nicht anders als Nicole. Auch er hätte sich am liebsten die Kleidung vom Leib gerissen. Aber das ging hier am Flughafen schlecht, in aller Öffentlichkeit. Sicher, sie hatten sich wie üblich entsprechend vorbereitet und bereits vor dem Abflug in England luftig gekleidet - und auf dem Heathrow Airport in London jämmerlich gefroren. Aber dennoch war die Umstellung gewaltig. Das machte nicht nur die glühende Hitze, die über dem Hochland von Mexiko brütete, sondern auch die entschieden dünnere Luft.
»Das Hotel hat einen Swimming-Pool«, versicherte Zamorra.
»Aber auch da muß ich immerhin noch einen Bikini tragen«, murrte Nicole, die normalerweise Hitze hervorragend vertrug. Zamorra ging es nicht anders. Aber die Umstellung war doch etwas zu kraß, der Flug zu kurz gewesen, so lange er auch gedauert hatte.
Endlich rasselte ein Taxi heran, in dem sie sich niederlassen konnten. Zamorra kam zwei anderen Fluggästen zuvor, die das Vehikel ebenfalls erstürmen wollten. Taxis waren im Moment recht rar. Zamorra riß die Tür auf, warf die beiden Handkoffer auf den Rücksitz, ließ Nicole vorn einsteigen und machte es sich hinten bequem. Der betagte Chevrolet ächzte, der Motor wummerte überlaut, und Zamorra diagnostizierte einen sich allmählich ankündigenden Lagerschaden der riesigen Maschine.
»Hotel El Presido, por favor«, sagte Nicole.
Das Taxis rollte rasselnd und schleppend los. Der schnurrbärtige Fahrer trat aufs Gaspedal, und der Chevrolet machte einen Satz noch vorn. Immerhin - noch fuhr er. Und wie!
Wahrscheinlich wurden die größeren Koffer bereits vom Service zum Hotel gebracht und in das Zimmer weiterbefördert, das Nicole telefonisch vorbestellt hatte, als sie von England aus abflogen. Damit hatten sie also keine Last.
Im Taxi war es brütend heiß. Die Klimaanlage, die vorn unheimlich viel Platz wegnahm, mußte schon vor einem Dutzend Jahren den Geist aufgegeben haben. Den Fahrer schien es nicht zu stören.
Nach einer halsbrecherischen Fahrt durch den Innenstadtverkehr von Mexiko-City erreichten sie den dem Flughafen gegenüberliegenden Stadtrand. In der Nähe erhob sich die Chapultepec-Burg, die vom El Presidio aus zu sehen war. Zamorra und Nicole stiegen aus, betraten das große Foyer durch die weit offenstehende Glastür und ließen sich ihr Zimmer zeigen.
In der Tat waren die Koffer schon da. Der Service hatte eben nicht so lange auf ein Taxi warten müssen.
»Erster«, rief Nicole und verschwand in Richtung Dusche, um sich den Schweiß vom Körper zu spülen. Wenigstens war die Klimaanlage des Zimmers in Ordnung. Zamorra justierte sie auf neunzehn Grad. Draußen war es wesentlich heißer.
Sie würden sich ziemlich schnell daran gewöhnen, dessen war er sicher. Immerhin hatte er es lieber mexikanisch warm als englisch kühl und neblig.
Sie suchten Sara Moon.
Sie mußte sich hier in Mexiko befinden. Der kurze geistige Kontakt, den Nicole mit ihr gehabt hatte, wies darauf hin. Die Erinnerungsbilder stimmten.
Die Blaue Stadt!
Während Nicole in der winzigen Naßzelle duschte, warf sich Zamorra mit einem kühlen alkoholfreien Drink aus der Kühlbox in einen der bequemen Sessel.
Vor ein paar Wochen hatte die Zeitlose Merlin in einen Eiskäfig eingesponnen und damit absolut handlungsunfähig gemacht. Sid Amos, Melrins unfreiwilligem und unwilligem Stellvertreter, gefiel das ebensowenig wie Zamorra. Merlin mußte wieder erweckt werden. Aber die Zeitlose, die den Gegenzauber kannte, war tot.
Die einzige Hoffnung bestand
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