0362 - Der Rachegeist von Houston
nicht mehr finden können – er hatte gemordet. Der Tod von Jones lastete auf ihm.
In einer Hypnose-Sitzung nahm Zamorra den Einfluß Sir Parcivals von Janet Cook, die sich hinterher wunderte, was überhaupt geschehen sei.
Sie hatte keine Erinnerung mehr daran, daß sie für den Geist aus dem vergangenen Jahrhundert sogar ihren Geliebten hatte töten wollen. Sie war heilfroh, daß sie so schlecht gezielt hatte und Adam Van Clane nur leicht verletzt worden war.
Van Clane selbst war unsicher geworden. Sein Weltbild schwankte.
Wenn er alles nicht selbst erlebt und gesehen hätte, hätte er alles wahrscheinlich für Filmtricks gehalten. Aber so wurde er in seiner Überzeugung schwankend.
Immerhin so schwankend, daß er Zamorra am kommenden Morgen einen Scheck ins Hotel senden ließ, verbunden mit der Bitte um ein Gespräch in Houston. Zamorra sagte telefonisch zu, und Van Clane erschien im Hotel.
Zamorra war erstaunt. Er hatte eher vermutet, daß Van Clane ihn zu sich bitten ließ.
»Wir sind Ihnen zu Dank verpflichtet«, sagte der Ölboß. »Ob es nun ein Gespenst war oder nicht, vermag ich nicht mehr zu entscheiden. Aber wie dem auch sei – Sie und Ihre Begleiterin haben dafür gesorgt, daß dieser… Spuk unschädlich gemacht wurde. Darf ich Sie zur Einweihungsparty von Llanfayr Castle einladen? Ich würde mich freuen, Sie beide morgen zu sehen. Sicher, es ist ein wenig kurzfristig, aber…«
Zamorra und Nicole wechselten einen schnellen Blick, dann nickte der Parapsychologe. »Wir kommen gern«, sagte er. »Aber das ist doch nicht alles, weshalb Sie hierher gekommen sind, nicht wahr?«
Van Clane nickte. Es schien ihm sichtlich schwerzufallen, das auszusprechen, was ihm auf der Seele lag.
»Ich möchte vorausschicken, daß Sie sich nicht genötigt zu fühlen brauchen. Den Honorarscheck haben Sie erhalten, wie ich sehe«, er warf einen Blick auf den Tisch am Fenster, auf dem der Scheck lag. »Dieses Stück Papier hat noch einen Bruder, falls Sie einen Auftrag für mich übernehmen. Unabhängig davon übernehme ich auch Ihre Hotelkosten hier – ob Sie diesen Auftrag nun annehmen oder nicht.«
»Zuviel der Ehre, Mister Gespensterverleugner«, schmunzelte Zamorra.
»Sie können nicht ablehnen – das Hotel ist bereits bezahlt«, grinste Van Clane. »Wie gesagt, Miß Cook und ich sind Ihnen sehr dankbar für das, was Sie getan haben.«
»Was ist mit diesem Auftrag?« fragte Zamorra.
Van Clane schluckte. Dann beugte er sich nervös vor.
»Wie Sie vielleicht wissen, lasse ich oben in Alaska weitere Ölfelder erschließen«, sagte er. »Nun erreichte mich eine dringende Nachricht der dortigen Niederlassung. Es ist zu Störungen und Mordfällen gekommen.«
»Und was haben wir damit zu tun?« fragte Zamorra.
Van Clane seufzte.
»Die Fälle sind beschrieben worden. Es geschehen unerklärliche Dinge. Eine Art… Spuk, ähnlich dem, den wir hier erlebten. Und dafür sind Sie doch Spezialist, nicht wahr?«
Zamorra und Nicole sahen sich an. »Wie bringen wir nun Party und Auftrag in Einklang?«
»Nacheinander«, schlug Van Clane vor. »Erst das Vergnügen, dann die Arbeit. Ihren Worten entnehme ich, daß Sie einverstanden sind?«
»Mit beidem«, antwortete Nicole an Zamorras Stelle. »Ich liebe Vergnügen.«
***
In den Tiefen der Hölle stellte Astaroth fest, daß Sir Parcival Llanfayr den Anforderungen nicht entsprochen hatte. Er hatte keine Seele in die Verdammnis geschickt. Denn das als Seelenopfer ausersehene Mädchen Janet Cook war vom Bann des Bösen wieder befreit worden. Der Mord war alles andere als ein Mord, und sie war den positiven Mächten mehr denn je zugetan. Sir Parcival hatte also für die Energien, die er empfangen und auch verwendet hatte, keine Gegenleistung erbracht.
Astaroth duldete keine Versager und kein Versagen.
Über die gleiche magische Brücke, über die er Sir Parcival mit Kraft versorgt hatte, schlug er jetzt erbarmungslos zu. Es schützte den Rachegeist nicht, daß er sich innerhalb des Dhyarra-Kristalls befand.
Astaroth vernichtete ihn.
ENDE
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