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0362 - Der Rachegeist von Houston

0362 - Der Rachegeist von Houston

Titel: 0362 - Der Rachegeist von Houston Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Angeln.
    Nicole lächelte. »Auch noch nicht restauriert, wie?«
    Zamorra warf einen Blick in die dunkle Gefängniszelle, deren Riegel mit großen Vorhängeschlössern gesichert werden konnten. Der Raum besaß eine Grundfläche von vielleicht zwei mal zwei Metern. Nach mittelalterlichen Maßstäben reichte das für vier bis sechs Gefangene. Ein lichter Windzug verriet, daß es einen Luftschacht gab – Fenster existierten hier unten nicht. Wozu brauchte auch ein Gefangener Licht? Der humane Strafvollzug war eine Erfindung des zwanzigsten Jahrhunderts.
    Früher hatte man anders darüber gedacht.
    »Leer…«
    Auch die nächsten Zellen waren leer. Erst bei der fünften und letzten gab es Schwierigkeiten.
    Das Vorhängeschloß, ein großer eiserner Klotz vom Format einer kleinen Damenhandtasche, war versperrt. Ein Schlüssel war nirgends zu finden.
    »Das ist unnormal«, gestand Dachs. »Die Schlösser haben alle offen zu sein.«
    »Dann befindet sich Jones dahinter«, behauptete Zamorra.
    »Ich versuche, eine Säge zu holen«, erbot sich Dachs. »Wir müssen das Schloß zerstören.«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    Er berührte das Schloß mit dem Amulett. Es leuchtete kaum merklich.
    Das war für ihn der Beweis, daß Sir Parcival tatsächlich hier aktiv geworden war. Aber seine Hoffnung, das Schloß mit magischer Kraft aus dem Amulett öffnen zu können, zerschlug sich. Es funktionierte nicht.
    »Dann eben nicht«, brummte Zamorra und benutzte den Dhyarra-Kristall.
    Das alte Eisen des Schlosses glühte auf und tropfte auf den Steinfußboden.
    Bevor es dort festschmelzen und mit seiner Masse die Tür blockieren konnte, riß Zamorra sie auf. Das schwere Holz ließ sich nur mühsam bewegen.
    Zamorra starrte in die Dunkelheit der Zelle.
    Dort lag jemand.
    »Jones«, sagte Dachs betroffen. Er trat an Zamorra vorbei in die Zelle und bückte sich. Er tastete nach dem Puls des Mannes. Nach einer Minute richtete der Butler sich langsam wieder auf.
    »Er ist tot«, sagte er brüchig.
    ***
    Jos Winter schlenderte langsam durch die Korridore und die Treppe hinauf.
    Er stutzte kurz, als er den Korridor der oberen Etage erreichte. Die Bilder hingen nicht mehr an der Wand! Die großen Ölschinken, die gegenüber den Fenstern gehangen hatten, zwischen den Türen, die in die diversen Räumlichkeiten führten, lagen säuberlich gestapelt übereinander am Ende des Ganges. In den Wänden steckten nur noch die massiven Haken, an denen die Bilder befestigt gewesen waren.
    Das sah gerade so aus, als wolle jemand Llanfayr Castle ausräumen!
    Aber Winter konnte sich nicht entsinnen, daß Van Clane in seiner Gegenwart eine entsprechende Anweisung gegeben oder darüber gesprochen hatte. Im Gegenteil. In zwei Tagen sollte ja die Eröffnungsparty stattfinden, die Einweihung des Bauwerkes!
    Da mußte sich wohl jemand vom Personal einen schlechten Scherz erlaubt haben.
    Oder – der mutmaßliche Spuk war wieder einmal aktiv geworden…
    Winter hob die Brauen. Er war froh, daß ihn dieser Fall nur beruflich berührte. Er bewunderte die eisernen Nerven und die Sturheit Van Clanes, mit der dieser die Vorfälle hinnahm. Winter an seiner Stelle wäre nicht so kühl geblieben. Wenn er sich vorstellte, es käme in seinem Hause zu diesen merkwürdigen Phänomenen…
    Er hörte etwas rumpeln. Das kam von draußen. Mit ein paar Schritten war der Sheriff an einem der Korridorfenster und sah hinaus.
    Er glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen.
    Jemand machte sich an der Burgmauer zu schaffen. Stein um Sein wurde da an der Mauerkrone aus dem Mörtel gelöst, herausgebrochen und in den Innenhof geworfen. Das war das Rumpeln.
    Aber der fleißige Arbeiter, der da mit dem Abriß begonnen hatte, war unsichtbar.
    Ein Geist… ?
    Jos Winter schluckte. Fasziniert beobachtete er den Vorgang. Wieder löste sich einer der großen, grob behauenen Steine, schwebte ein paar Meter durch die Luft und stürzte dann in die Tiefe, wo er zwischen den anderen aufschlug. Ein paar Splitter lösten sich und flogen durch die Luft. Einer zog eine lange Schramme über die Motorhaube des Polizeiwagens, der unweit der Stelle parkte.
    »He, das geht zu weit«, protestierteWinter. »Das ist Beschädigung von Staatseigentum!«
    Aber der Unsichtbare achtete nicht darauf. Er arbeitete weiter. Wieder wurde ein Stein aus dem Mauerwerk gebrochen…
    Winter riß sich von dem bizarren Anblick los. Er konnte ohnehin nichts daran ändern. Aber schließlich wollte er doch feststellen, wie viele

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