0369 - Auf Dolan-Jagd
registrierte die Stimmungen der Menschen um seinen Freund wie ein Hygrometer den Feuchtigkeitsgehalt der Luft.
Der Kommandant der Jet drehte sich um, nachdem er den Diskus am äußersten Rand des Dschungels gelandet hatte und sagte in ruhigem Ton zu Bontainer: „Sie sollten sich das Blut von der Stirn wischen, Oberstleutnant, und hinuntergehen. Der Großadministrator dürfte ungern warten. Ich kümmere mich schon um die Männer in meiner Jet."
Bontainer nickte. „Danke."
Er drehte sich um, löste den Helm und verschwand in der spartanisch eingerichteten Toilette der Jet, ein Deck tiefer. Dort stellte er den Helm auf den Behälter mit den ockerfarbenen Zellstofftüchern und wusch sich das Gesicht. Ein breiter, blau unterlaufener Riß quer über der Stirn begann höllisch zu schmerzen.
Bontainer öffnete den Medikamentenschrank und klebte ein Stück Bioplast darüber, dessen aseptischen Überzug er mit spitzen Fingern entfernte. Dann holte er tief Atem, erhöhte die Sauerstoffzufuhr des Anzugs und setzte den Helm wieder auf. Er ging, um den Großadministrator zu treffen.
*
Korvette Nummer acht.
Die Hauptzentrale war geräumt worden; die Männer halfen bei der Einschleusung der rund fünftausend Überlebenden von „Wiederkehr". Vier Männer standen oder saßen sich gegenüber. Vor ihnen, auf einem der ausgefahrenen Zusatzkartentische, standen große Becher voll heißen Kaffees und zylindrisch geformte Gläser, in denen Alkohol war. Auf Gläsern und Bechern befand sich ein Schriftzug: I.S. Onnoco. Imperiumsschiff Onnoco!
Die Männer: Stephen Argelander, Vivier Bontainer, Atlan und Perry Rhodan.
Argelander und Bontainer rauchten, Atlan und Rhodan hielten die Becher zwischen den Fingern.
Unter und über ihnen begannen sich die Korvetten mit Menschen zu füllen.
Bontainer ignorierte den Schmerz auf der Stirn, wechselte einen schnellen Blick mit Argelander und hörte zu. Rhodan sprach, hin und wieder warf der Arkonide mit dem faszinierend langen Haar eine Bemerkung ein. Er schien von den Ereignissen weniger stark mitgenommen zu sein als der Großadministrator.
„... und so kamen wir hier an, Kommandant. Die beiden Haluterschiffe verschwanden mit einem gewaltigen Entmaterialisierungsschock im übergeordneten Raum. Sie sind zerstört worden."
Bontainer holte tief Luft und stäubte dann die Asche seiner Zigarette ab.
„Wie kommt es, daß wir Sie und Ihre Männer hier gefunden haben, Sir?" erkundigte er sich unruhig. Er wußte noch immer nicht, was er von allem halten sollte. Es schien unglaublich, daß ausgerechnet er hier, in diesem Raumbezirk, auf Perry Rhodan gestoßen war. Dazu noch auf einen Großadministrator, der als Schiffbrüchiger vor ihm stand, vor ihm, einem Kommandanten, der soeben sein Schiff ruiniert hatte.
„Wir sind nach einer beispiellosen Odyssee im Nebel M-87 hier gelandet. Notgelandet."
Perry Rhodan schien die Verblüffung des Kommandanten zu übersehen.
„Aus M-87?" fragte Argelander fast flüsternd. Er schien es ebenso wie Bontainer nicht glauben zu können.
„Ja. Das ist richtig. Sie alle vermuteten uns in der Heimatgalaxis, nicht wahr?"
Atlan lächelte kurz.
„Sie sind alle auf Rhodans Double hereingefallen", erklärte er, nicht ohne gewissen Gefallen an der Situation zu zeigen.
„Was?"
Bontainer fühlte, wie er blaß wurde. Seine Hand mit der Zigarette zitterte so stark, daß die Asche zu Boden fiel.
„Wir hatten keine andere Wahl, Oberstleutnant Bontainer", sagte Rhodan einschränkend. „Wir sind mit der CREST IV nach M-87 verschlagen worden, ohne daß wir es wollten. Da die Fiktion, das Imperium sei unter unserem Griff sicher, aufrechterhalten werden mußte, griffen wir zu diesem Trick. Ich habe nicht die Absicht, die Bevölkerung zahlloser Planeten zu belügen, aber ich kann noch viel weniger ein Chaos dulden. Ich werde, sobald wir wieder in Terrania oder auf dem nächsten größeren Flottenstützpunkt sind, alles aufklären. Bis dahin bitte ich Sie um Geduld und um Ihre Mithilfe."
Bontainer und Argelander nickten schweigend.
Atlan breitete beide Arme aus setzte sich und sagte dann: „Sie müssen verstehen, daß auch hier auf >Wiederkehr< das Chaos herrscht. Wir brauchen nichts anderes als relative Ruhe, einige Tage Zeit zum Überlegen und die geeigneten Kommunikationsmittel, dann läuft wieder alles in den geordneten Bahnen, oder in den Verhältnissen, die man im Moment so bezeichnen kann. Während des Fluges werde ich mir von Ihnen detailliert
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