0376 - Stimmen aus der Vergangenheit
erbleichte und einen Computerschlüssel fallen ließ. Gucky war höflich genug, den Schlüssel aufzuheben und dem jungen Offizier zu überreichen.
„Bitte um Verzeihung, junger Mann, wenn ich so unangemeldet hier eintraf. Aber Sie wissen ja, meine kurzen Beine..."
Der Leutnant nahm den Schlüssel und wankte davon.
Oberst Akran schüttelte den Kopf.
„Muß denn das sein?" fragte er vorwurfsvoll. „Nicht jeder hat so starke Nerven, daß er deinen Anblick ohne Vorbereitung ertragen kann."
Der Mausbiber watschelte zu ihm und sprang auf den Kontrolltisch.
„Nerven...? Lieber Merlin, was sind denn Nerven? Hat hier jemand Nerven?"
Der Kommandant tippte sich gegen die Stirn.
„Ich, zum Beispiel. Was willst du? Wir haben zu tun."
„Ja, ich weiß. Eine Zwischenlandung. Kann ich dann mal tauchen gehen?"
„Verflixter Telepath!" knurrte Akran, ohne wirklich böse zu sein. „Mußt du denn immer herumspionieren? Ja, wir landen. Und von mir aus kannst du dich auch von den großen Fischen fressen lassen, die es auf Pyros II geben soll."
„Danke, Merlin. Wie lange noch?"
Oberst Akran las einige Werte ab.
„In zwei Stunden - wenn der Herr nichts dagegen haben."
Gucky grinste.
„Der Herr hat nichts dagegen. Bis später."
So, wie er urplötzlich aufgetaucht war, verschwand er auch wieder.
Akran starrte gedankenverloren auf den Fleck, wo Gucky noch eben auf dem Tisch gesessen hatte.
Dann lehnte er sich zurück.
„Kann ja heiter werden", murmelte er ahnungsvoll und gab der Funkzentrale den Auftrag, Verbindung zur Station von Pyros II aufzunehmen. „Warum habe ich ihn nur mitgenommen...?"
Pyros II meldete sich, und es kam Akran so vor, als verspüre er eine ungemeine Erleichterung in der Stimme des Mannes, dessen Gesicht auf dem Hyperfunk-Bildschirm deutlich zu erkennen war. Er war Zivilist, denn der Siedlerplanet verfügte über keinerlei militärische Einrichtungen. Die Hyperfunkstation und gelegentliche Versorgungsschiffe waren alles, was die Männer und Frauen von Pyros II mit der Zivilisation des Solaren Imperiums verband.
„Sie können auf dem Nordkontinent landen", sagte der Zivilist. „Wir haben dort alle notwendigen Anlagen zum Löschen Ihrer Fracht. Haben Sie neue Siedler dabei?"
„Wir sind kein Versorgungsschiff" klärte Akran ihn auf. „Wir wollen Ihnen nur einen Besuch abstatten wenn es Ihnen recht ist. Mein Identifizierungskode besagt, daß es sich bei unserem Schiff um die CREST Vhandelt - Sie sollten mal in den Büchern nachsehen."
„Ein Schiff der Verteidigungsflotte?"
„Wie man's nimmt, mein Herr. Jedenfalls ein militärisches Schiff."
Die Erleichterung des Zivilisten nahm womöglich noch zu, und seine Worte bestätigten das: „Gott sei Dank! Sie schickt uns der Himmel. Wenn Sie ein wenig Geduld haben, werden Sie mit Aarn Holmer sprechen können. Ich gebe Ihnen inzwischen die nötigen Landekoordinaten."
„Wer ist Aarn Holmer?"
„Der Sprecher der Kolonie, praktisch unsere Regierung. Sie wissen vielleicht nicht, daß die soziologische Struktur unserer Siedlergemeinschaft ein wenig ungewöhnlich ist. Eine reguläre Regierung haben wir nicht, und wir fühlen uns ganz wohl dabei. Aarn Holmer erledigt alle bürokratischen Dinge mit den Schiffen und der Erde, falls ein Kontakt zustande kommt. Mehr ist nicht notwendig. Kommen Sie im offiziellen Auftrag von Terrania?"
Oberst Akran hatte seine erste Überraschung überwunden.
„Nein, natürlich nicht. Wir unternehmen einen Testflug, zu dem auch eine Landung gehört. Ihr System lag auf unserem Kurs. Das ist alles."
Eine halbe Stunde verging, und nach einem kurzen Linearmanöver erschien der Planet Pyros II groß und farbig auf dem Panoramaschirm.
Dann meldete sich Aarn Holmer. Er war hochgewachsen und breitschultrig, mit grauen Haaren und einem ehrlichen Gesicht. Tiefe Falten zeugten von einem entbehrungsreichen Leben und vielen Sorgen.
„Es ist gut, daß Sie kommen", sagte er und studierte Akrans Gesicht. „Ein Epsaler?"
„Mein Name ist Akran, Oberst Merlin Akran. Die CREST Vist ein Ultraschlachtschiff der Galaxis-Klasse. Sind Sie sicher, daß wir ohne Gefahr für Sie und Ihre Anlagen landen können?"
„Die Insel ist groß genug dazu, Oberst. Ich kann Sie beruhigen. Aber halten Sie Ihr Schiff in Alarmbereitschaft, falls man das so nennt. Es könnte Überraschungen geben."
„Überraschungen? Drücken Sie sich deutlicher aus."
„Später, Oberst. Sobald wir uns unter vier Augen unterhalten können. Landen Sie, aber nehmen
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