Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
038 - Der Geistervogel

038 - Der Geistervogel

Titel: 038 - Der Geistervogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James R. Burcette
Vom Netzwerk:
Eltern Puritaner waren, blieb ihnen keine andere Möglichkeit, als sich heimlich in der Nacht zu treffen.
    Sie lief zwischen den Häusern hindurch zum Strand und blieb stehen.
    „Hier bin ich“, flüsterte ihr Jan zu. Er trat aus den Schatten, und das Mondlicht erhellte sein lächelndes Gesicht. Zärtlich nahm er sie in seine Arme und küßte sie fest auf die Lippen.
    Sie drängte sich ungestüm gegen ihn und erwiderte hungrig seinen Kuß.
    „Nicht hier“, sagte sie schwer atmend. Jan nickte und hob die Decke auf, sie verschwanden zwischen den Dünen. Sie hatten vor einigen Tagen ein Plätzchen gefunden, wo sie völlig sicher vor Störungen waren.
    Jan breitete die Decke aus, und Haike setzte sich.
    „Du bist wunderschön“, flüsterte Jan und setzte sich neben sie auf die Decke. Ihr weißblondes Haar leuchtete wie Silber, die großen dunkelblauen Augen waren zwei blitzende Sterne. Verlangend zog er sie an sich. Sie schloß die Augen und gab sich seinen fordernden Lippen und dem Gefühl seiner tastenden Hände hin, die zärtlich über ihre Brüste glitten. Sekunden später klaffte ihr Kleid weit auf, und sein Gesicht lag zwischen den bebenden Brüsten.
    Beide brannten vor Verlangen nach einander. Jan konnte seine Begierde nur mühsam bezähmen. Seine Lippen und Hände waren überall an ihrem Körper, zärtlich schmiegte er sich gegen sie, und sie seufzte vor Glück, als er sich mit ihr vereinte.
    Ihre Bewegungen waren ungestüm und wild wie die heranbrausende Flut.
    Erschöpft und glücklich blieben sie eng aneinander geschmiegt liegen, blickten in den wolkenlosen Himmel und warteten, bis sich das Schlagen ihrer Herzen beruhigt hatte.
    Minuten später richtete sich Haike auf. „Ich will schwimmen“, sagte sie.
    Jan nickte und stand auf. Er nahm ihre linke Hand, und gemeinsam rannten sie auf die Wellen zu und stürzten sich in die Fluten. Das Wasser war warm, weich und anschmiegsam wie die Haut einer Frau. Sie schwammen lachend nebeneinander. Jan drehte sich auf den Rücken und kämpfte gegen die mächtiger werdende Flut an. Haike folgte seinem Beispiel.
    „Hörst du es auch?“ schrie Haike.
    „Was soll ich hören?“
    „Es hört sich wie das Schwirren einer riesigen Vogelschar an“, rief Haike.
    Jetzt hörte es auch Jan. Es war, als würden über ihnen Tausende Vögel herumfliegen, doch es war nichts zu sehen.
    Die Geräusche wurden lauter.
    „Schwimmen wir zurück“, sagte Jan. Er tauchte unter und stieß sich machtvoll vorwärts. Seine Beine arbeiteten, und er streckte die Hände nach vorne. Es schien ihm, als würde er tiefer gezogen, etwas Unsichtbares packte ihn und wollte ihn weiter ins Meer hinaus ziehen. Verzweifelt kämpfte er gegen die unsichtbare Gewalt an. Seine Lungen drohten zu platzen, rote Kreise drehten sich vor den Augen. Er mobilisierte all seine Kräfte, und dann schaffte er es, im letzten Augenblick erreichte er die Wasseroberfläche und schnappte gierig nach Luft.
    Rasch blickte er sich um, konnte aber Haike nicht sehen.
    „Haike“, schrie er entsetzt. „Haike!“
    Keine Antwort. Panik kam in ihm hoch. Verzweifelt blickte er sich um. Das Vogelschwirren war noch immer zu hören.
    „Haike“, brüllte er wieder und kämpfte gegen die stärker geworden« Flut an, die ihn ins offene Meer hinaus zerren wollte. „Haike!“
    „Hier bin ich, Jan“, hörte er ihre Stimme. Er wandte den Kopf, konntesie aber nirgends sehen. „Hier, am Ufer“, schrie sie.
    Er wandte den Blick und tatsächlich: sie stand am Ufer.
    Rasch schwamm erweiter. Er konnte sich nicht erklären, wie sie so rasch an Land gekommen war. Sie waren etwa fünfhundert Meter hinaus geschwommen, eine Strecke, die man nicht in einer Minute bewältigen konnte.
    Jan fühlte sich schwach, als er das Ufer erreicht hatte.
    „Wieso bist du schon da?“ fragte er keuchend.
    „Ich verstehe es auch nicht“, sagte sie nachdenklich. „Ich drehte mich um und wollte an Land schwimmen, als ich plötzlich in die Tiefe gezogen wurde. Ich kämpfte gegen die Strömung an und als ich auftauchte, war ich nur mehr zwei Meter vom Ufer entfernt. Es ist mir völlig unverständlich, was da passierte.“
    „Und ich hatte den Eindruck, als wolle mich etwas ins Meer hinunter ziehen“, sagte Jan. „Ich hatte entsetzliche Angst, als ich dich nicht sah, ich glaubte, du …“
    Er zog sie an sich. Sie zitterte. Es war plötzlich kalt geworden. Sie hörten wieder Flügelschlagen und blickten auf.
    „Der Geistervogel“, schrie Haike entsetzt.

Weitere Kostenlose Bücher