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038 - Der Geistervogel

038 - Der Geistervogel

Titel: 038 - Der Geistervogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James R. Burcette
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Jan blickte auf, und auch er sah den Vogel, der hoch über ihnen kreiste.
    Seine Flügel waren riesig, den Schädel konnten sie nicht erkennen. Der Geistervogel war nur wenige Sekunden lang zu sehen, dann löste er sich auf, wie Nebel in der Morgensonne.
    „Mir ist kalt“, sagte Haike, die am ganzen Leib zitterte. „Ich habe Angst. Du hast ihn auch gesehen?“
    Jan nickte. Rasch kleideten sie sich an. Schweigend gingen sie zurück.
    Haike war noch immer eiskalt, als ihr Jan ins Zimmer half.
    Er blieb vor dem Fenster stehen, rauchte eine Zigarette, und blickte über den Himmel. Keine Wolke war zu sehen, es war ruhig.
    Kopfschüttelnd ging er nach Hause.
     

     
    Haike lag im Bett und konnte nicht einschlafen. Immer wieder mußte sie an den Geistervogel denken. Sie hatte ihn ganz deutlich gesehen, und nicht nur sie, auch Jan hatte ihn bemerkt.
    Der Vogel hatte ganz so ausgesehen wie in den Alpträumen, die sie vor ein paar Tagen gehabt hatte.
    Plötzlich sah sie das Gesicht Brockenhausens vor sich. Den ganzen Abend hatte sie nicht an die erschreckende Veränderung denken wollen, die der Leuchtturmwärter durchgemacht hatte, doch jetzt erinnerte sie sich wieder daran.
    Sie wälzte sich hin und her, doch der Schlaf wollte nicht kommen. Schließlich hielt sie es nicht mehr im Bett aus. Sie stand auf und trat ans Fenster. Der leichte Wind bewegte die Stores, sie wollte sie gerade zur Seite ziehen, als sie das Flügelflattern hörte. Sie erstarrte mitten in der Bewegung, beugte sich vor und blickte angestrengt hinaus.
    Der Geistervogel landete vor dem Haus der Borgholms. Sie konnte ihn deutlich erkennen. Der Körper des Tieres war mannsgroß, es hatte dünne, kurze Beine, die in riesigen Krallen endeten. Die Spannweite der Flügel war gewaltig, sie mußte mindestens vier Meter sein. Das Gefieder war weiß, an manchen Stellen durchscheinend. Sie versuchte den Schädel zu erkennen, der im Schatten lag, doch sie konnte keine Einzelheiten ausmachen, er schien ihr aber menschenähnlich. Der Geistervogel schlug kurz mit den Flügeln, dann preßte er sie eng an den Leib und drückte sich gegen das Haus.
    Haikes Augen weiteten sich, mit Mühe unterdrückte sie einen Aufschrei.
    Der Geistervogel ging einige Meter nach links und blieb vor einem Fenster stehen, das offen stand. Er beugte den Kopf vor und blickte in den Raum hinein.
    Plötzlich drehte er sich blitzschnell um, die Flügel flatterten, er hob vom Boden ab und flog auf Haike zu, die zwei Schritte zurücktrat. Das Flügelflattern wurde lauter, dann verstummte es.
    Haike atmete schwer. Sie wollte schreien, doch kein Laut kam über ihre Lippen. Sie wollte sich bewegen, doch ihr Körper war wie gelähmt.
    Ihre Gedanken verwirrten sich, wanderten hin und her. Ihr Atem wurde ruhiger, bis er fast gänzlich aufgehört hatte. Sie schloß die Augen, und dann spürte sie etwas in ihrem Gehirn, eine sanfte Stimme, die immer stärker und drängender wurde. Eine einschmeichelnde Stimme, die ihr geheimnisvolle Dinge zuflüsterte.
    Sie trat zum Fenster, die Augen noch immer geschlossen, und zog den Vorhang zur Seite. Eisige Luft fuhr ihr ins Gesicht, doch sie spürte sie nicht.
    Minutenlang stand sie unbeweglich da, lauschte der flüsternden Stimme in ihrem Inneren, wandte sich schließlich ab und kroch ins Bett; sie schlief augenblicklich ein.
     

     

Erika Burger befand sich seit zwei Tagen auf der Insel. Sie hatte bei den Borgholms ein Zimmer gemietet und fühlte sich recht wohl auf der winzigen Insel.
    Sie wohnte seit fünf Jahren in Stuttgart und hatte vor einigen Tagen durch ihren Anwalt die Scheidung einreichen lassen. Sie wählte diese Insel als Erholungsort, weil sie ganz ungestört sein und zu sich selbst finden wollte.
    Sie wachte auf, hob den Kopf und sah sich um. Es war nicht ganz dunkel im Zimmer, der hoch stehende Mond spendete genügend Licht. Sie hörte ein Geräusch vor dem Fenster, richtete sich auf und sprang schließlich aus dem Bett.
    Sie blickte aus dem Fenster, sah aber nichts.
    Kopfschüttelnd kehrte sie ins Bett zurück, und wenige Minuten danach war sie wieder eingeschlafen.
    Erika Burger merkte nicht den Schatten vor dem Fenster, sie hörte nicht, wie die Vorhänge zur Seite geschoben wurden und eine weiße, gefiederte Gestalt ins Zimmer sprang, stehen blieb und lauschte.
    Sie merkte nicht, wie das Bettlaken zur Seite geschoben wurde, wie Finger an ihrem Nachthemd herum nestelten und es über ihren Kopf zogen.
    Sie spürte nicht die Gestalt, die sich

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