0388 - Satans Ungeheuer
begann sich Zamorra auch mit den erst recht ungewohnten Räumen im Seitentrakt des Châteaus abzufinden, und in Kürze würde mit der Restaurierung des Hauptgebäudes begonnen werden - hoffte er. Lange genug hatten die Querelen mit der Versicherung gedauert…
Es geschah selten, daß Zamorra zu Fuß heimkehrte. Meist kam er mit dem Wagen vom Lyoner Flughafen. Zu Fuß in den Burghof zu kommen, zählte zu den ausgesprochenen Raritäten des Daseins. Es ergab einen völlig neuen Blickwinkel…
Er bog nach links ab, zum derzeitigen Wohntrakt.
Überrascht blieb er stehen.
Nicole kam ihm entgegen, verließ gerade das Gebäude und kam zunächst langsam, dann schneller werdend, auf ihn zu. Sie lächelte strahlend. Und sie trug nicht einen Faden am Leib. Sie breitete die Arme aus, und Zamorra fing ihren Lauf auf, wirbelte Nicole herum, küßte sie. Er schloß sie in seine Arme und fühlte ihre warme, nackte Haut unter seinen Händen, als sie sich eng an ihn schmiegte. Sie erwiderte seinen Kuß leidenschaftlich, und es dauerte eine wunderbare Ewigkeit, bis sie sich langsam wieder voneinander trennten.
»Hoppla«, stieß Zamorra noch kurzatmig von der stürmischen Begrüßung hervor. »Erst überfällt Fenrir mich draußen, und jetzt du… aber deine Art ist wesentlich sympathischer. Was verschafft mir denn die Ehre dieser aufregenden Begrüßung?«
Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte ihn an.
»Ich hab’ was gutzumachen, weißt du nicht mehr? Ich habe dir damals, als ich Su Ling nach Caermardhin brachte, versprochen, nackt vor der Tür vom Beaminster-Cottage auf dich zu warten. Das hat durch die damaligen Geschehnisse nicht geklappt… also mußte ich’s doch hier nachholen!« Und schon lag sie wieder in seinem Arm, eng an ihn geschmiegt. »Außerdem… warst du so verdammt lange weg. Ich habe dich vermißt, cheri. Und zwar sehr. Es war zu lange!«
Sie streifte ihm die Jacke und das Hemd ab, unter dem das Amulett silbern im Sonnenlicht funkelte. Ihre Hände glitten über seinen Oberkörper. »Komm«, verlangte sie. »Wir haben einiges nachzuholen.«
Er war noch nicht so ganz bei der Sache. »Woher wußtest du eigentlich, daß ich ausgerechnet jetzt komme? Ich hatte ja nicht mal Gelegenheit, anzurufen…«
»Trotzdem wurdest du angekündigt«, lächelte sie. Sie faßte nach seiner Hand und zog ihn mit sich zum Haus.
An nichts mehr denken, die Sorgen verdrängen, keine Niederlagen und Mäuse mit Riesenwuchs mehr. Nur noch genießen, das Leben, die Liebe, das wunderbar sonnige Wetter… nichts sonst! Für drei ganze Tage kamen sie nicht wieder in ihre Kleidung. Sie wirbelten nackt und ausgelassen durch Gebäude und Park, lachten, sonnten und küßten sich, tollten am Tag im Swimming-pool und schwammen nachts in der Loire. Sie genossen den Sonnenschein und liebten sich bis zur Erschöpfung, wann immer sich die Möglichkeit bot. Drei Tage lang ungestörtes Beisammenseins, Zärtlichkeit, Liebe, Glück.
Dann kam Besuch…
***
Sie hatten bis in den frühen Mittag hinein geschlafen und sich von der wilden Nacht wieder einigermaßen erholt. Zamorra drehte einige Runden im Pool. Nicole, die sich in ihrer Nacktheit wohl fühlte, weil sie Zamorras Zärtlichkeiten viel besser genießen konnte, kam mit dem Sektfrühstückstablett aus dem Haus zum Becken. Zamorra überschüttete sie mit aufspritzendem Wasser. Sie schrie auf und sprang zurück; um ein Haar hätte sie das Tablett verloren. »Scheusal!« protestierte sie. »Bist du verrückt geworden?«
Sie setzte das Tablett vorsichtig ab. Zamorra kletterte aus dem Pool und küßte ihr die Tropfen von der Haut. »Ich konnte es mir nicht verkneifen«, murmelte er. »Die Gelegenheit war einfach zu günstig.«
»Gerade deshalb bist du ja ein Scheusal. Mach die Flasche auf…«
»Nachdem du sie mit deinem Ausweich-Sprung so durchgeschüttelt hast?«
»Woran du die Schuld trägst, mein Lieber.«
»Wieso? Du hättest ja nicht zurückzuspringen brauchen! An ein paar Wassertropfen ist noch keiner gestorben.« Er küßte sie wieder, aber sie entzog sich ihm und drückte ihm die Sektflasche in die Hand.
»He, gibt es einen Grund zum Feiern?« fragte eine weibliche Stimme. Zamorra und Nicole fuhren herum. Zamorra griff nach dem Handtuch und knotete es sich um die Hüften.
»Nadine!« Nicole breitete einladend die Arme aus. »Sei uns gegrüßt. Was führt dich so überraschend her?«
»Und wo, zum Teufel, ist Raffael?« murmelte Zamorra. »Wenn ich mich nicht irre, ist es seine
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