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0393 - Der Vampir von London

0393 - Der Vampir von London

Titel: 0393 - Der Vampir von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auf dem Tisch. Er füllte sie und reichte eines an Sheila weiter. Das Kerzenlicht verlieh ihrem Haar einen überirdischen Glanz.
    Sie hob das Glas und nippte daran.
    »Der Wein sieht aus wie Blut«, sagte sie.
    »Blut der Reben«, schmunzelte Terence.
    Sie leerte das Glas fast in einem Zug. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Terence eine kaum bezähmbare Gier in ihren Augen zu sehen, aber sie lächelte ihn an und ließ sich wieder auf das Bett zurücksinken. Sie schloß dir Augen.
    Es gelang ihr erstaunlich schnell, wieder einzuschlafen.
    Terence lag noch lange wach. Er beobachtete seine Frau und dachte nach, während die Kerze langsam niederbrannte. Er wartete förmlich auf einen neuerlichen Anfall, aber nichts geschah.
    Draußen regnete es sich ein. Die schwarzen Wolken unter dem Mondhimmel wichen nicht mehr in dieser Nacht…
    ***
    Auch am Morgen konnte sich Sheila nicht an ihr ungewöhnliches Verhalten erinnern. »Meinst du, daß ich vielleicht einmal einen Psychiater fragen sollte, was mit mir los ist?« überlegte sie. »Die häufigen Alpträume, für die ich keinen Grund sehe, und jetzt das hier?«
    Terence verzog das Gesicht. »Ich weiß nicht recht…«, murmelte er.
    »Bei den Amerikanern gehört es zum guten Ton, sich von einem Psychiater behandeln zu lassen«;, sagte Sheila. »Wer keinen Psychiater hat, ist altmodisch.«
    Terence lachte trocken. »Erfreulicherweise sind wir keine modernen Amerikaner, sondern altmodische Briten. Noch etwas Tee?«
    Sie sprachen leise. Die Leute an den drei Nebentischen interessierten sich nicht für die Unterhaltung. Sie frühstückten und verabschiedeten sich nacheinander. Irgendwann später erschien Mrs. Ceteby am Tisch der Brodys. »Ich hoffe, Sie haben gut schlafen können«, sagte sie.
    »Oh, es ging«, sagte Sheila schnell.
    »Es tut mir leid, daß ich Ihnen kein anderes Zimmer geben konnte«, fuhr die Wirtin fort. Sie war, hatte sie am Vortag weitschweifig erzählt, seit sieben Jahren verwitwet und verdiente ihren Lebensunterhalt damit, daß sie die Zimmer ihres großen Hauses vermietete. Bed und Breakfast, Übernachtung mit Frühstück. Ideal für all diejenigen, die im nahegelegenen London keine Unterkunft mehr bekamen oder nicht so teuer logieren wollten. Mrs. Cetebys Preise waren recht zivil, trotz der Großstadtnähe. Deshalb waren die Brodys auch hier abgestiegen. Das Geld, das sie dabei einsparen konnten, verwendeten sie lieber, um anschließend in der Stadt einiges zu unternehmen, einzukaufen oder einfach nur mehr zu genießen. Wenn man schlief, war es schließlich egal, ob die Gardinen aus einfachem Stoff oder schwerem Samt waren, oder ob der Teppich einfach oder so hochflorig war, daß man in einem Getreidefeld zu versinken glaubte. Und was den Zimmerservice anging - so etwas brauchten Sheila und Terence nicht.
    »… aber Sie sehen ja selbst, daß das Haus vollkommen ausgebucht ist«, redete Mrs. Ceteby weiter. »Ich hätte ihnen wirklich gern etwas anderes gegeben als die Nummer 4…«
    »Wieso? Das Zimmer ist doch in Ordnung«, sagte Sheila und wechselte einen raschen Blick mit Terence. »Oder haben wir Grund zum Klagen? Die Tapete blättert nicht ab, das Fenster schließt richtig, die Betten knarren nicht einmal…« Sie lächelte.
    »Nun gut«, sagte Mrs. Ceteby. »Dann ist es ja gut. Bleiben Sie noch länger? Morgen könnte ich Ihnen Zimmer 3 geben, das wird dann frei…«
    Wieder wechselten die beiden einen raschen Blick. Sie wußten noch nicht, ob sie länger im Raum London verweilen würden. Sie hatten Zeit, niemand trieb sie an. Aber es war vielleicht ganz praktisch, eine feste Basis zu haben. Und es waren nur zehn Meilen bis zum Stadtrand. Da war man schnell eben mal hin oder her gefahren…
    »Ich denke, wir bleiben noch«, sagte Terence. »Aber Sie brauchen uns kein anderes Zimmer zu geben, Missis Ceteby. Oder stimmt etwas damit nicht?«
    »Oh… nein, nein«, sagte die Wirtin rasch. Sie sah, daß die Brodys mit dem Frühstück fertig waren. »Darf ich abräumen?«
    Plötzlich hatte sie es ziemlich eilig.
    »Komisch«, sagte Terence, als sie das Haus verließen. »Sie tut gerade so, als würde es in unserem Zimmer spuken…«
    ***
    Frischer Kaffeeduft zog durch das Zimmer. Zamorra blinzelte. Ein Tablett wurde in seinem unmittelbaren Sichtfeld auf den kleinen Tisch gestellt. Eine Kanne, zwei Tassen, Milch und Zucker. Dazu Nicole Duval pur, die die Vorhänge am Fenster zurückzog. Viel heller wurde es dadurch auch nicht im Zimmer.

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