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0393 - Der Vampir von London

0393 - Der Vampir von London

Titel: 0393 - Der Vampir von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Laden an Textilien aufzuweisen hatte. Andererseits gab es ein paar Meter weiter auf der anderen Straßenseite einen Kiosk, der nicht nur Zeitungen, sondern auch Grog und Glühwein anbot, und Gryf rang mit sich und der Versuchung. Als er gerade beschlossen hatte, Glühwein anzutesten, spürte er die Vampir-Aura.
    Verblüfft sah er sich um.
    Der Vampir mußte ganz in der Nähe sein. Von einem Moment zum anderen war er aufgetaucht. Um die Straßenecke gebogen…?
    Aber Gryf konnte keinen Blutsauger sehen.
    Unsichtbar machen konnten sich die Langzähne nicht, das war sicher. Gryf war irritiert. Woher also kam die Aura, wenn er keinen Vampir sehen konnte?
    Daß es heller Tag war, störte dabei weniger. Oft genug hatte er schon Tageslicht-Vampire erlebt, die gegen das Sonnenlicht immun waren und nicht beim erstèn Schein der Morgendämmerung in ihrem Sarg zu verschwinden hatten. Außerdem war es dermaßen trübe und verhangen, daß die Sonne nicht die geringste Chance hatte, einen Strahl durch die Wolkendecke und ins Vampirherz zu schicken.
    Gryf verzog das Gesicht. Er schloß die Augen und sandte seine geistigen Fühler aus. Er tastete nach der Vampir-Aura und versuchte sie zu lokalisieren. Irgendwo mußte das Biest doch stecken.
    Gryf haßte die Blutsauger. Er hatte sie schon immer gehaßt, und wo er sie fand, trieb er ihnen den Eichenpflock ins untote und dämonische Herz. Das Jagdfieber erwachte in ihm.
    Auf der anderen Straßenseite… die Distanz nahm wieder zu.
    Gryf nutzte eine Lücke im Verkehr und spurtete hinüber. Er folgte der Aura, kam ihr immer näher. Er sah einen Mann und eine Frau, die Hand in Hand durch den Regen schlenderten, durch Kapuzenmäntel einigermaßen geschützt. Gryf überholte sie, gewann ein paar Meter Vorsprung und wandte sich dann um, weil er die beiden von vorn sehen wollte.
    Nichts Vampirische war an ihnen. Weder der Mann noch die Frau wiesen die typische Blässe auf, und beide lachten gerade, so daß Gryf ihre Zähne sehen konnte. Die waren völlig normal. Trotzdem kam die Vampir-Aura von hier…
    Aber von wem? Vom Mann oder der Frau? Einer von beiden mußte vampirisch sein, oder Gryf konnte seinem Gespür nicht mehr vertrauen!
    Er war nicht in der Lage, eindeutig festzustellen, wer von beiden der Blutsauger war. Sie gingen an ihm vorbei, ohne ihn weiter zu beachten, im Gespräch vertieft. Kopfschüttelnd sah der Druide ihnen nach.
    Das gab’s doch nicht, daß Mensch, und Vampir Hand in Hand und einträchtig miteinander einen Regenspaziergang machten. Wenigstens einer von beiden hätte die typische Opfer-Ausstrahlung haben müssen. Aber da war nichts.
    »Ich spinne doch nicht…?« wunderte Gryf sich halblaut.
    »Das, Sir, ist eine Frage, die Sie sich wahrscheinlich selbst beantworten müssen«, lallte jemand neben ihm mit schwerer Zunge. Gryf wandte sich ihm zu und sah eine bedauernswerte Gestalt in vielfach geflickter, abgerissener Kleidung. Eine Alkoholfahne schlug ihm entgegen, obgleich es erst später Mittag war. Ein Obdachloser, vom Volksmund Wermutbruder genannt…
    Gryf seufzte. Kurz glommen seine Augen im Schockgrün der Druiden auf, als er seine Para-Kraft einsetzte. Schlagartig veränderte sich das Outfit des Mannes; die Kleidung war moderner, gepflegter, und in den Taschen des Mannes knisterten ein paar Geldscheine. Der Angetrunkene hatte es selbst noch nicht einmal bemerkt, aber er würde die Veränderung schon bald feststellen. Sie änderte zwar, wie Gryf bedauernd wußte, nichts an der Grundsituation des armen Teufels, aber sie konnte ihm vorübergehend ein wenig helfen. Selbst wenn er sich für das Geld wieder nur Alkohol kaufte, brauchte er ihn jetzt doch nicht zu stehlen…
    Der Druide sah hinter dem davonschlendernden Pärchen her. Etwas stimmte nicht. Wieso konnte er die Vampir-Aura, jetzt durch die Entfernung schon merklich schwächer, immer noch spüren?
    Er prägte sich die Bewußtseinsmuster der beiden ein, um sie jederzeit wieder aufspüren zu können. Momentan wußte er nicht, was er von der Sache halten sollte, und er wollte auch nichts überstürzen. Er wollte mit Zamorra und Nicole darüber reden. Vielleicht lag es ja an ihm, Gryf, daß er Dinge wahrnahm, die es nicht gab. Immerhin war auch er mit dem vergifteten Zauberdolch verletzt worden, der auch Zamorra fast zum Verhängnis geworden war. Sollte es da noch Nachwirkungen geben?
    »Gryf«, hörte er Nicole rufen. »Gryf, wo steckst eu?«
    Sie stand vor der Boutique, einen Stapel Pappkartons vor sich. Gryf

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