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0398 - Herr der blauen Stadt

0398 - Herr der blauen Stadt

Titel: 0398 - Herr der blauen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auch wieder verlassen können!
    Sie berührte einen der riesigen Schädel. Jetzt, da sie neben ihm stand, sah sie, daß der rund zweieinhalb Meter hoch sein mußte.
    Er ließ sich zu ihrer Verblüffung unter dem Druck ihrer Hand bewegen.
    Dabei hatte sie geglaubt, diese Schädel müßten tonnenschwer sein.
    Aber zumindest der hier war es nicht. Er war leicht, als sei er hohl.
    Nicole drückte stärker.
    Plötzlich kippte der Schädel in einem bis dahin unbemerkt gebliebenen Scharnier zurück. Nur der Unterkiefer blieb auf dem Boden liegen. In dem sperrangelweit aufgerissenen Maul war eine Treppe zu erkennen, die abwärts führte.
    Nicole nickte. Das war der Weg, den sie gesucht hatte.
    Er würde irgendwohin führen. Wahrscheinlich zu demjenigen, der für das ganze Geschehen verantwortlich war. Ihn würde sie finden und zwingen, ihr mitzuteilen, was aus den anderen Verschwundenen geworden war.
    Sie wollte sich nicht mit dem Gedanken abfinden, daß sie alle tot waren, der gefräßigen Drachenbestie oder dem ätzenden Morast zum Opfer gefallen.
    Denn dann – mußte auch Zamorra tot sein…
    Entschlossen stieg sie die Stufen hinab. Die Dunkelheit des Treppenganges nahm sie auf…
    ***
    Der Archäologe Jorgensen stand da wie vom Donner gerührt.
    Noch tobte der Zorn auf Nicole Duval in ihm, die die Lederhülle des toten Priesters einfach aufgeschnitten hatte. War ihr überhaupt nicht klar gewesen, daß sie damit den Leichnam, der jahrhundertelang hier luftdicht gelegen hatte, jetzt dem Zerfall preisgab? Es war einfach nicht zu fassen!
    Und dabei war es noch schlimmer gekommen! Der scheinbar Tote war zum Leben erwacht, nur um Augenblicke später zu verschwinden! Nur seine leere Hülle war zurückgeblieben!
    Und dann war die Französin verschwunden…
    Jorgensen hatte die Ruine verlassen und war über den schmalen Pfad zum Camp zurückgekehrt. Hier standen die Zelte und die Wellblechbaracken, und hier brannte das Lagerfeuer. Es war klein geworden, da längere Zeit niemand mehr Holz nachgelegt hatte. Aber der Platz wurde jetzt von den Scheinwerfern der Geländewagen erleuchtet.
    Sie brannten alle!
    Und da standen die Huaqueros, Schußwaffen in den Händen, und bedrohten Jorgensen und auch den chinesischen Koch Chang! O’Sullivan lag immer noch bewußtlos auf dem Boden, so wie Nicole ihn nach dem Angriff auf sie niedergeschlagen hatte. Von Trevor und der Studentin Moana Ticao gab es keine Spur, obgleich der Wagen wieder hier stand, mit dem sie zu flüchten versucht hatten!
    Vier Huaqueros, Grabräuber, waren hier. Sie standen so, daß sie selbst kaum zu sehen waren. Um so deutlicher blitzten die Waffen metallisch im Licht.
    »Herkommen«, hörte Jorgensen eine heisere, befehlsgewohnte Stimme.
    Er gehorchte langsam.
    »Wer ist noch in der Festung?«
    »Niemand mehr«, sagte Jorgensen. »Sie sind alle fort.«
    »Wohin?«
    »Ins Nichts«, sagte Jorgensen.
    Einer der Grabräuber trat vor. »Du glaubst doch nicht, daß du uns etwas vorlügen kannst, oder? Was ist passiert? Wohin sind sie alle gegangen?«
    »Wo sind Trevor und Ticao?« stellte Jorgensen eine Gegenfrage.
    Der Indio antwortete mit einem Fausthieb. Jorgensen sah ihn nicht kommen und konnte sich nicht wehren. Vor seinen Augen explodierte eine ganze Milchstraße voller Sterne. Er fühlte nicht einmal, wie er stürzte, sondern nur, daß er plötzlich am Boden lag, und daß die getroffene Stelle teuflisch schmerzte.
    »Rede!« befahl der Indio. »Wo sind die anderen?«
    »Verschwunden«, wiederholte Jorgensen. »Weg! In Nichts aufgelöst.«
    Er mußte einen Fußtritt hinnehmen. Aufstöhnend krümmte er sich am Boden zusammen.
    »Du lügst. Aber das ist mir im Moment egal«, sagte der Indio. »Steh auf. Du wirst uns helfen. Du und der Gelbe. Ladet die Wagen voll. Alle drei. Ladet hinein, was eben paßt. Wir nehmen alle Grabbeigaben und Kunstschätze mit, die hier sind. Anschließend, wenn das Lager geräumt ist, werden wir uns die Ruine vornehmen. Da gibt es bestimmt noch mehr Sächelchen, die bisher weder ihr noch wir gefunden haben. Auch die nehmen wir mit.«
    »Und dann«, keuchte Jorgensen. »Was dann?«
    »Dann habt ihr vielleicht Glück, und wir lassen euch hier lebend zurück. Ihr könnt Wurzeln schlagen oder versuchen, euch nach Iquitos durchzuschlagen. Vielleicht findet ihr unterwegs den Mann und das Mädchen, wenn sie noch leben. Ihr könnt aber auch Pech haben. Dann nämlich, wenn eure Freunde zurückkommen aus eurem sogenannten Nichts. Dann schießen wir euch

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