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04 - Winnetou IV

04 - Winnetou IV

Titel: 04 - Winnetou IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hundes, der seinen Herrn wiedersieht, ihn jauchzend umspringt und gar nicht weiß, was er vor lauter Wonne tun und angeben soll. Dem Herzle traten vor Rührung die Tränen in die Augen, und auch ich mußte mich zusammennehmen, um scheinbar ruhig zu bleiben.
    „Nicht wahr, Ihr habt geheult, Ihr, Ihr, Mr. Shatterhand?“ fragte er, als der erste, innere Sturm vorüber war.
    „Ja, ich war es“, gab ich zu.
    „Wußte es! Wußte es! Das konnte nur so einer sein wie Ihr!“
    „Ja, nur ich“, lachte ich. „Nicht aber hier meine Frau, wie Ihr ganz richtig zu Euerem Kollegen sagtet.“
    „Eure Frau? Eure Frau? 's death – Tod und Teufel, da habe ich ganz vergessen, mein Kompliment zu machen! Es ist doch in jeder Prärie und in jeder Savanne gute Sitte, daß man zunächst die Frau und erst dann den Mann begrüßt! Pardon! Ich hole das hiermit nach!“
    Er versuchte, eine sehr devote und sehr elegante Verbeugung zu machen; da bemerkte ich in seiner und meiner Muttersprache:
    „Sie können deutsch mit ihr reden, lieber Pappermann; sie ist eine Deutsche.“
    „Deutsch? Auch das noch! Da küsse ich ihr gar die Hand! Oder lieber gleich alle beide!“
    Er tat es, aber freilich mit der Grazie eines Bären, doch war es gut gemeint. Dann wollte er sofort meine Schicksale erfahren, um mir hierauf die seinigen zu erzählen. Darauf ging ich ganz selbstverständlich nicht ein, denn erstens galt es, Distanzen zu halten, und zweitens muß man zu solchen Dingen die nötige freie Zeit und die richtige Stimmung besitzen. Ich lud ihn ein, mit uns zu speisen und bat ihn, unten zu sagen, daß wir wünschten, im Garten zu essen und zwar erst nach Verlauf einer Stunde. Bis dahin werde ich mit meiner Frau einen Spaziergang unternehmen, damit sie die Stadt kennenlerne, in welcher einer meiner alten Kameraden dieses schöne Hotel besitzt.
    „Nicht besitzt, sondern besessen hat“, verbesserte er mich. „Ich werde Ihnen das erzählen.“
    „Aber nicht jetzt, sondern später einmal! Hieran schließe ich die Bitte, auch in Beziehung auf mich so wenig wie möglich zu sprechen. Es soll hier niemand wissen, wie ich heiße und daß ich ein Deutscher bin – – –“
    „Schade! Jammerschade!“ unterbrach er mich. „Ich wollte soeben hier von Ihnen erzählen – – –“
    „Ja nicht, ja nicht!“ fiel ich ihm in die Rede. „Ich würde sofort gehen und Sie nie wieder ansehen! Sie mögen meinetwegen sagen, daß auch ich ein alter Westmann bin – – –“
    „Und zwar ein berühmter, ein sehr berühmter!“
    „Nein, keinesfalls! Ich habe meine guten Gründe, über mich nur Schweigsamkeit zu üben. Ich heiße jetzt Burton, und Sie sind viel, viel berühmter gewesen, als ich. Verstanden?“
    „Ja.“
    „Wir reden also auch kein Deutsch mehr miteinander. Machen Sie mir ja nicht etwa Fehler!“
    „Keine Sorge! Ich heiße Maksch Pappermann, und wenn es darauf ankommt, bin ich stumm und taub. Ich vermute, es handelt sich um irgendeines Ihrer alten oder vielmehr nun wieder neuen Abenteuer?“
    „Möglich! Vielleicht vertraue ich mich Ihnen an, aber nur dann, wenn ich mich überzeuge, daß Sie wirklich schweigsam sind. Jetzt gehen Sie!“
    Er machte eine zweite Verbeugung und entfernte sich, den ihm gewordenen Auftrag auszuführen. Wir aber unternahmen den beabsichtigten Rundgang durch die Stadt, von dem wir pünktlich zur angegebenen Zeit heimkehrten. Wir gingen da zunächst nach unseren Zimmern. Von dort aus sahen wir, daß neue Gäste gekommen waren, nämlich ein halbes Dutzend junger Menschen, die auch im ‚Garten‘ essen wollten. Für uns war bereits gedeckt, für sie aber nicht. Man hatte ihnen eine Art von Tafel mit Stühlen herausgestellt. Da saßen sie nun vor einer Flasche Brandy und vollführten einen Heidenlärm, weil das einzige weiße Tuch, welches der Wirt besaß, über unseren Tisch gebreitet war, nicht über den ihren. Auch verlangten sie das für uns soeben fertig gewordene Essen. Sie hatten Pappermann gezwungen, sich zu ihnen zu setzen und mit ihnen zu trinken, und er war so klug gewesen, sich ihnen zu fügen. Nun schrien sie alle auf ihn ein. Sie wollten ihn nicht nur ärgern, sondern auch foppen; er aber zeigte sich dabei so ruhig und unberührt, wie es ihm als altem Wald- und Savannenläufer geziemte. Der von ihnen, welcher das größte Wort führte, hieß, wie wir später erfuhren, Howe. Eben, als wir in unsere Räume, deren Fenster noch offen standen, getreten waren, hörten wir ihn sagen:
    „Wer ist denn

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