0412 - Doppelmörder für drei Stunden
hier gewartet haben. Ich erhielt gestern Abend eine Einladung zu einem Nightclub, die ich nicht abschlagen wollte. Dabei ist es so spät geworden.«
»Sie haben mir versprochen, jederzeit zur Verfügung zu stehen, Helborn«, knurrte er ärgerlich.
»Okay, tue ich auch, Lieutenant.«
»Ich weiß nicht, wie ich dazu kam Sie laufen zu lassen.«
»Weil Sie offenbar von meiner Unschuld überzeugt waren. Und Ihre Überzeugung ist tatsächlich richtig, Lieutenant. Wollen Sie bei mir einen Kaffee trinken? Dann kommen Sie in mein Zimmer.«
Ich kramte den Schlüssel aus der Tasche, schloss die Tür auf und knipste das Licht an.
»Scheint noch andere Leute zu geben, die mich für den Mörder halten. Als ich vom Revier zurückkam, hatte jemand meine Koffer durchwühlt«, sagte ich.
Wir betraten das Apartment. Ich wies auf die Sessel.
»Bitte, nehmen Sie Platz.«
Der Lieutenant wurde von einem Sergeanten begleitet, der sich immer in unmittelbarer Nähe seines Chefs aufhielt. Meiner Einladung kam O’Hara nicht nach. Er stand steif wie ein Paradesoldat mitten im Raum und knurrte: »Sind Sie bereit, mir einige Fragen zu beantworten, Helborn?«
»Aber selbstverständlich, Lieutenant nachdem ich Ihnen, Ihrem Kollegen und mir Kaffee bestellt habe.«
Ich ging zum Telefon, das auf dem Wandbrett neben dem Bett stand, und gab der Telefonzentrale meine Bestellung auf. Dann ließ ich mich in den Sessel fallen. Zugegeben, ich war hundemüde.
»Wollen Sie sich nicht setzen, Lieutenant?«
»Nein, Mr. Helborn. Im Zimmer von Barbara Linch wurden Fingerabdrücke gefunden, die ihnen gehören. Ich nehme Sie deshalb fest unter dem Verdacht des Mordes. Gleichzeitig mache ich Sie darauf aufmerksam, dass alles, was Sie von jetzt ab sagen, bei Gericht gegen Sie verwendet werden kann.«
***
Ich war noch nicht sehr häufig in meiner Laufbahn in der Rolle eines Gangsters festgenommen worden. In jeden Fällen klärte sich der Irrtum auf, sobald ich mich als G-man zu erkennen gab. In dieser Situation, wo ich die mir zugedachte Rolle zu Ende spielen musste, gab es im Augenblick keine Möglichkeit, den Irrtum aufzuklären.
»Okay, Lieutenant. Sie haben recht mit den Fingerabdrücken. Schließlich habe ich von Miss Linchs Zimmer aus die Polizei alarmiert. Also Fingerprints am Telefonhörer. Warten Sie mal. Bei der Gelegenheit habe ich auch das Sideboard berührt, stimmt. Gratuliere also zu der präzisen Arbeitsweise Ihrer Leute, O’Hara.«
»Es war nicht schwierig. Sie hinterließen in meinem Office eine Reihe von Fingerabdrücken, die wir nur zu vergleichen brauchten«, sagte O’Hara mit dem Tonfall eines Siegers. »Kommen Sie nun mit, Helborn.«
»Natürlich, aber erst trinken wir den Kaffee, Lieutenant. Es kann für Sie nur günstig sein, wenn meine Haft möglichst spät beginnt, denn innerhalb von vierundzwanzig Stunden müssen Sie mich wieder laufen lassen, wenn Sie mir den Mord nicht beweisen können. Sie sehen, ich bin ein amerikanischer Staatsbürger, der die Gesetze recht genau kennt.«
»Sie können sich darauf verlassen, dass wir Ihnen den Mord beweisen, Helborn, und zwar innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Wir werden Ihre Helfer finden und Ihnen gegenüberstellen.«
Ich horchte auf. War O’Hara mit seinen Ermittlungen weitergekommen? Hatte die Befragung des Hotelpersonals irgendwelche Aufschlüsse gegeben?
»Sie machen mich neugierig, Lieutenant. Haben Sie die Burschen etwa schon, die den Koffer transportiert haben?«
O’Hara sprach kein Wort. Er stand mitten im Zimmer, steif wie eine Holzpuppe, bis der Kellner mit dem Kaffee erschien, ihn auf den niedrigen Tisch stellte und das Zimmer wieder verließ.
Ich goss den Kaffee in die Tassen, nahm Milch und Zucker und suchte nach einem Ausweg.
»Sie dürfen ruhig trinken, O’Hara. Der Kaffee enthält kein Gift. Überdies werden Sie vielleicht in einigen Stunden darüber lächeln, mich festgesetzt zu haben. Aber wem nicht zu raten ist, dem ist nicht zu helfen. Sie werden selbstverständlich sagen, dass Sie nur Ihre Pflicht tun. - Hallo, Sergeant, bedienen Sie sich. Holen Sie ruhig auch den Officer herein. Ich denke, nach der durchwachten Nacht können Sie den Kaffee gut gebrauchen.«
Ich schlürfte den heißen Trank und spürte innerhalb von wenigen Augenblicken, wie mein Kreislauf in Bewegung kam. Nach einigem Zögern griff auch O’Hara zur Tasse. Er trank mit spitzen Lippen, ohne mich eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Als er seine Tasse geleert hatte, sagte er:
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