Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0413 - Die Sonnenforscher

Titel: 0413 - Die Sonnenforscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
verballhornte odereigenwillige Sprachschöpfungen anwandte; er fragte sich dabei immer wieder, ob es sich überhaupt verantworten ließ, einen Naturmenschen in die Zwangsjacke einer hochgezüchteten Zivilisation zu stecken. Aber natürlich blieb ihnen gar nichts anderes übrig. Es gab keinen Naturpark, in dem der Neandertaler vor sensationshungrigen Zeitgenossen sicher gewesen wäre. Folglich mußte man ihn so anpassen, daß er sowenig wie möglich auffiel.
    Er bot Zwiebus und Deighton Plätze an, ließ von einem Dienstroboter, der zugleich Wächter war, Erfrischungen bringen und musterte den Neandertaler forschend.
    Zum wiederholten Mal fragte er sich dabei, wie die Menschen heute lebten, wären nicht die langschädeligen Neuzeitmenschen, sondern die Neandertaler ihre direkten Ahnen gewesen. Immerhin hatten sich beide Spezies aus verschiedenen Ästen jenes Stammes entwickelt, aus dem auch die Neuzeitaffen gekommen waren.
    Er verwarf diese Frage als müßig. Vielleicht hätten auch die Ahnen des Neandertalers früher oder später den Weg zu den Sternen gefunden; doch sie waren eben den Vettern mit den besser differenzierten Gehirnen unterlegen.
    Ein Schatten flog über Rhodans Gesicht.
    Sollte sich die Tragödie aus dem Morgengrauen der Menschheit wiederholen? Stellten die Erbauer jener geheimnisvollen Langzeitwaffe etwa die Vettern mit den besser differenzierten Gehirnen dar?
    Er verneinte diese Frage.
    Auch absolut überlegene Intelligenzen brauchten eine unterlegene Spezies nicht direkt zu vernichten; sie konnten das der Entwicklung überlassen, wie es damals auch: gewesen war, denn nicht die Neuzeitmenschen hatten die Neandertaler ausgerottet, sondern das unerbittliche Gesetz der natürlichen Auslese.
    Oder waren daran die Fremden beteiligt gewesen?
    Wohl kaum) stiegen Whispers Gedanken aih die Oberfläche seines Bewußtseins. Die Fremden verfügten über genügend Wissen, um erkennen zu können, daß der Neandertaler als Fehlentwicklung der Natur bereits vor zweihunderttausend Jahren zum Aussterben verurteilt war.
    Der Großadministrator erwachte aus seinen Grübeleien, als er merkte, daß Lord Zwiebus ihn ansprach.
    „Laßt mich noch einen Versuch machen!" bat der Neandertaler. „Zwiebus keine Furcht nicht, Zwiebus tapferer Mensch wie Großer Administrator und Solarmarschall Deighton."
    Rhodan blickte auf und begegnete dem Blick, den Zwiebus ihm unter den vorgewölbten Brauenwülsten zuwarf. Sicherlich, der Blick dieser Augen hatte noch Spuren des Tierhaften, aber er verriet doch schon ein Maß an Intelligenz, das ihn über jedes Tier erhob.
    „Ich weiß", murmelte er. „Du bist tapfer, Lord Zwiebus. Gut, wir wollen es versuchen."
    Bereitwillig nahm das Bewußtsein die paramechanisch erzeugten Halluzinationen in sich auf, ließ sich von ihnen zu dem rosafarbenen Wolkenfeld führen, wo es sich so gut träumte ...
    Das Unterbewußtsein spürte, wie die Oberfläche des immateriellen Geistes sich verdunkeln wollte.
    Doch bevor der Schreck darüber Panik hervorrufen konnte, entstand ein Netz vertrauter Gedanken.
    Fühlerhafte Vorstellungen streckten sich nach dem Unterbewußtsein aus, nicht brutal drängend oder fordernd, sondern spiegelbildliche Vorstellungsinhalte suchend.
    Steppengras, vom Wind bewegte Halme.
    Dahinjagende Wolkenfetzen am blauen Himmel; dazwischen ab und zu das glühende Auge der Sonnengöttin auftauchend.
    Es roch nach Rauch, Gras und Feuchtigkeit, nach Tierkot - und nach der Horde.
    Die beiden Jäger rannten schneller. Ihre harten Fußsohlen stampften den Boden des Pfades noch fester. An einer Stange zwischen ihren Schultern hing der Körper eines erlegten Tarpans. Blaugrün schillernde Fliegen krochen über das Fell und sammelten sich an den Streifen geronnenen Blutes.
    Endlich; der freie Platz, der große Baum, davor das Feuer der Horde ... Grunzen und schrilles Geschrei begrüßten die beiden Jäger. Männer, Frauen und Kinder stürzten sich auf die Jäger, rissen sie fast zu Boden.
    Die beiden Männer mußten sich mit Schlägen, Bissen und wütendem Knurren Luft verschaffen.
    Dann erschien Einauge. Seit er nicht mehr mit auf die Jagd gehen konnte, machte er sich bei anderen Arbeiten nützlich. Darum hatte ihn die Horde bisher nichtverstoßen wie die Alten und unheilbar Kranken, die nur Ballast dargestellt hätten.
    Einauge riß und zerrte mit seinem Steinmesser und den krallenartigen Fingernägeln das Fell des Tarpans auseinander. Er hätte das Tier abgehäutet, aber die Horde - halb

Weitere Kostenlose Bücher