0413 - Die Sonnenforscher
sie, daß es Nacht geworden war über Terrania. Über der Lichterglocke der Großstadt stand die fahle Sichel des zunehmenden Mondes. Sie nahm sich seltsam und fremd aus ohne den früher gewohnten Sternenhintergrund.
„Was werden Sie jetzt tun, Sir?" fragte Galbraith Deighton den Großadministrator.
Perry Rhodan blickte aus dem Fenster zur Mondsichel und weiter zu dem düsterroten Glühen der Labilzone, hinter der die Existenzfelder noch um materielle Stabilisierung rangen. Zum wiederholten Male fragte er sich, welche Strukturmuster dominieren würden, und zum wiederholten Male wurde er sich darüber klar, daß er das vom Ghost-System aus niemals feststellen konnte. Dazu hätte er durch die Temporalschleuse in die beständige Gegenwart zurückkehren müssen.
Doch der Tod, den man in die Zukunft mitgenommen hatte, würde sich nicht allein in die Gegenwart zurückschicken lassen.
„Was ich jetzt tun werde ...", sagte er zu Deighton.
„Den Todessatelliten suchen und nach Möglichkeit vernichten ..."
Nacht über Trade City.
Nacht - aber weder Finsternis noch Ruhe ...
Kaiser Argyris stand allein auf der unbeleuchteten westlichen Plattform seines Palastes. Er hatte die Energieglocke desaktiviert und genoß in vollen Zügen die frische Luft. Von den Raumhäfen drang unaufhörlich das anschwellende und verebbende Geräusch startender und landender Großraumschiffe herüber. Der Containertransmitter pulsierte gleich einer künstlichen roten Sonne, schickte seinen Warenstrom in den Empfänger des Ghost-Systems oder rematerialisierte die riesigen Container, die vom Ghost-System aus nach Olymp geschickt wurden, von wo aus sie ganze Sternenreiche oder selbständige Planetensysteme mit terranischer Qualitätsware versorgten.
In der immer noch wachsenden Stadt Trade City aber arbeiteten Großbanken, Finanzierungsgesellschaften und Handelskontore in Tag- und Nachtschichten. In nüchternen Geschäftsräumen, Prunksälen und sündhaft teuren Bars wurden Milliardengeschäfte abgeschlossen, Gewinne errechnet und besonders günstige Abschlüsse gefeiert.
Aber man ging nicht nur friedlichen Beschäftigungen nach. In abhörsicheren Räumen wurden Agentenberichte ausgewertet, neue Spionage- oder. Sabotageaufträge erteilt. Hin und wieder starben Agenten, die versagt hatten, eines gewaltsamen Todes. Das war die Kehrseite der Medaille: Trade City war zum Tummelplatz der galaktischen Geheimdienste geworden.
Grund dafür war das Geheimnis, das über den Herkunftswelten der terranischen Waren lag.
Niemand wußte, wo diese Welten sich befanden - und niemand ahnte, daß es die geheimen Industrieplaneten gar nicht gab, sondern daß die begehrten Waren wie früher auch aus dem Solsystem kamen, das von Eingeweihten oft Ghost-System genannt wurde.
Aus diesem Grund versuchten vor allem das Imperium des Diktators Dabrifa, der Carsualsche Bund und die Zentralgalaktische Union - alles Sternenreiche, die von terranischen Auswanderern gegründet worden waren -, die Position der Industriewelten zu erfahren. Man fand sich nicht damit ab, daß das gesamte „Erbe" der Menschheit einzig und allein von dem Patriarchen der Freihändler auf Olymp, dem Kaiser Argyris, verwaltet und genutzt wurde. Ganze Armeen von juristischen Sachverständigen wurden bemüht, um die Anfechtbarkeit dieser „Erbschaft" zu beweisen.
Die Nachkommen menschlicher Auswanderer hielten sich für übergangen. Vor allem aber neideten sie dem Freifahrerpatriarchen mit dem Kaisertitel die immensen Gewinne.
Anson Argyris lachte lautlos, als er daran dachte.
Hinter ihm wurden, weiche, tappende Geräusche hörbar. Argyris wandte sich nicht um, er konnte den Maorghy inzwischen allein an seinen Schritten, dem Atemgeräusch und der Ausdünstung identifizieren.
Der hochdifferenzierte Ortungskopf eines Vario-500-Roboters ersetzte durch seine Sensoren und Auswertungskreise die Urinstinkte, die dem Menschen lm Verlauf der Jahrhunderttausende abhanden gekommen waren.
Der „Katzenbär", wie das grün und gelb gefleckte Tier auch genannt wurde, rieb seinen Rücken an Argyris' Hüfte. Dabei gab er ein Geräusch wie von hundert Urwaldtrommeln von sich. Der Kaiser kraulte den Maorghy geistesabwesend hinter den zuckenden spitzen Ohren. Er mußte dabei den Druck in seiner Hilfshydraulik erhöhen, denn das Tier preßte sich liebkosend mit aller Kraft seiner achtzehn Zentner gegen seine Hüfte.
Plötzlich erstarrte er. Mit Hilfe der Feldsteuerung schob er den Maorghy mit einer Hand von sich
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