0413 - Ich zerschlug den blutigen Terror
Kneipe. Bails runzelte die niedrige Stirn und setzte sich widerwillig in Bewegung.
»Verdammt«, knurrte er mürrisch, »ich möchte wissen, was jetzt schon wieder los ist. Alle paar Minuten schnüffeln hier ein paar Bullen herum. Kann man denn nicht in Ruhe und Frieden seine paar Cent verdienen? Wo einem die Steuer schon so kaum was übrigläßt? G-men! Mann, das hört sich aber gefährlich an! Was wollt ihr?«
»Eine Auskunft«, sagte Phil.
»Ich verkaufe Bier, Schnaps und ein paar Mahlzeiten. Ein Auskunftsbüro habe ich noch nicht eröffnet. Ich werd’s wohl aüch nicht tun.«
»Mal sehen«, erwiderte Watherby gelassen. »Vielleicht fangen Sie bei uns damit an. Haben Sie diesen Mann schon mal gesehen?«
Er legte Taylors Foto vor dem Kneipenwirt auf die Theke. Bails zuckte die Schultern.
»Kann sein, kann auch nicht sein. Zu mir kommen viele Leute. Ich führe keine Kartei über meine Gäste.«
»Wäre aber gerade bei Ihnen ganz nützlich«, meinte Watherby mit einem anzüglichen Blick in die Runde. »Der Mann da auf dem Bild heißt Bancroft Taylor. Vielleicht sagt Ihnen der Name etwas? Manche Leute nennen ihn auch nur Banny. Der liebe kleine Banny hat am 23. Februar in Chicago einen Mord begangen. An einem neunzehnjährigen Mädchen. Hilft das Ihrem Gedächtnis?«
»Ich war bestimmt nicht dabei«, brummte Bails mit finsterem Gesicht.
»Das hat auch niemand behauptet«, sagte Phjl scharf.
»Dann laßt mich in Ruhe.«
»Wenn Sie uns sagen, wo wir Bancroft Taylor finden können, verschwinden wir so schnell wie eine erfolgreich gestartete Rakete«, versprach Quad Watherby und stemmte seine zweihundert Pfund in die Höhe, um auf einem Barhocker Platz zu nehmen. »Sonst müssen wir noch ein Weilchen hierbleiben, bis wir Ihnen die ganze Geschichte von diesem Taylor erzählt haben.«
»Ich will sie gar nicht hören.«
»So ein Pech«, sagte Phil und kletterte ebenfalls auf einen Hocker. »Wir müssen Sie aber mit dieser Geschichte Vertraut machen, Bails. Ob Sie sie nun hören wollen oder nicht. Das gehört zu unseren Pflichten.«
»Rutscht mir den Buckel ‘runter!«
Phil schüttelte bedächtig den Kopf. »Kein Verlangen. Aber hören Sie mal, Bails, aus Ihrem Verhalten muß man beinahe annehmen, Sie wollten die Behörden absichtlich nicht unterstützen. Dabei gehört das zu Ihren staatsbürgerlichen Pflichten.«
»Ich weiß nichts von diesem Taylor oder wie er sonst heißt. Und was einer nicht weiß, das kann er nicht sagen. Ist doch klar, oder?«
»Das Gedächtnis mancher Leute braucht eine kleine Hilfe, bevor sie sich wieder erinnern können«, sagte Watherby wie zu sich selbst. Er bedachte den Betrunkenen, der sich neben ihm auf einen Hocker geschwungen hatte, mit einem kurzen, abschätzenden Blick, bevor er sich wieder dem Wirt zuwandte: »Sehen Sie mal, Bails, ein Mord ist doch immer eine häßliche Geschichte, nicht wahr? Wer will denn schon bei der Polizei in den Ruf kommen, daß er Mörder unterstützt? Sie etwa?«
»Quatsch«, knurrte Bails widerwillig. »Natürlich nicht.«
»Na also«, erklärte Watherby in gespielter Zufriedenheit. »Nun hören Sie mal zu, Mister Bails. Dieser Banny Taylor hatte sich in Chicago ein neunzehnjähriges Mädchen angelacht. Die Angestellte eines bekannten Juweliers. Und wie das so geht: manchmal hat ein Juwelier mit viel Geld zu tun. So zum Beispiel unser Juwelier in Chicago am Abend des 22. Februar. Da war nämlich in einem Hotel ein ausländisches Ehepaar abgestiegen. Anscheinend ziemlich vermögende Leute. Vielleicht hatten sie zu Hause Geld auf die Seite gebracht, von dem ihr heimatliches Finanzamt nichts wußte. Jedenfalls wollten sie einen hübschen Batzen Geld in Schmuck anlegen. Der läßt sich immer irgendwo sicher aufbewahren, ohne daß man dem Finanzamt davon Mitteilung machen muß. Aber damit die Herren von der Steuerfahndung auch ja nicht dahinterkommen, daß man so sündhaft teuren Schmuck gekauft hat, wickelt man ein solches Geschäft nicht mit einem Scheck ab. Bei einer Buchprüfung würde ja die Buchung im Kontoauszug auf fallen, nicht wahr?«
»Ich kann mir so was nicht leisten«, knurrte Bails. »Ich riskiere meine Konzession nicht. Bei mir stimmt alles auf Heller und Pfennig.«
»Davon bin ich überzeugt«, erklärte Watherby mit todernstem Gesicht. »Aber nun lassen Sie mich auf meinen Juwelier zurückkommen. Der ging also am Abend des 22. Februar in Chicago in ein gewisses Hotel. Als er wieder herauskam, war sein Schmuckkasten leer, aber
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