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0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

Titel: 0418 - Zwei Orchideen für eine Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
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einen grellgeschminkten Mund, der jedem Apfel von der Klasse ›Stolz der Gartenfreunde‹ mit zwei Bissen den Garaus machte, und einen wuscheligen, rostrot gefärbten Lockenkopf.
    Die Lady war in einen Morgenmantel aus zarter blaßroter Seide gehüllt. »Was ist denn los?«
    Die Stimme war zwei Oktaven tiefer als meine.
    »Tut mir leid, daß wir Sie stören müssen«, sagte ich. Dabei gab ich Phil einen Rippenstoß, denn mein Freund starrte die Alte an, als habe er ein seltenes Gemälde vor sich. »Wir sind G-men.« Ich zeigte meinen Stern. »In Ihrem Hause befindet sich ein Raubmörder. Er…«
    »Raubmörder? Hier?« Die Frau riß entsetzt die Augen auf. »Wie heißt der Kerl? Ich werde ihn eigenhändig…«
    »Nicht so laut«, unterbrach ich sie, denn ihr Baß war geeignet, die halbe Downtown zu wecken. »Er heißt Vincent Hammer, nennt sich aber wahrscheinlich Ted Hilton. Ein junger Bursche, noch nicht zwanzig, mit Koffer. Er ist erst vor einer halben Stunde angekommen. Er wurde gesehen, als er…«
    »Vor einer halben Stunde?« Die Alte hatte die fatale Eigenschaft, alles Wesentliche zu wiederholen. Offenbar brauchte sie etwas länger, um zu begreifen. »Kann nicht sein. Ich liege seit zwei Uhr im Bett. Seitdem hat sich kein Gast… Halt mal…« Es schien ihr zu dämmern. »Vielleicht hat sich der Kerl einfach eingeschlichen, als ich schlief.«
    Ich nickte. »Wir brauchen Ihre Erlaubnis, um das Haus zu durchsuchen.«
    »Legen Sie los! Ich komme mit.« Sie straffte den Gürtel ihres Morgenmantels.
    »Auf keinen Fall, Madam.« Ich hob abwehrend die Hand. »Der Bursche ist bewaffnet und gefährlich. Am besten, Sie schließen sich in Ihrem Zimmer ein und überlassen alles weitere uns.«
    Sie hob eine Hand und kratzte sich ungeniert am Kopf. »Hm«, brummte sie dann. »Ist wohl besser.«
    »Sie haben zur Zeit acht Gäste?«
    »Ja.«
    »Welche Zimmer sind noch frei?«
    »Einunddreißig und zweiunddreißig im dritten Stock.«
    »Welche Versteckmöglichkeiten hat das Haus sonst?«
    »Vielleicht der Keller!« Sie trat über die Schwelle und ging auf nackten Sohlen an uns vorbei in Richtung Herrentoilette. Wir folgten der Alten. Sie stieß die Tür auf, schaltete das Licht ein. Wir sahen einen kurzen Gang vor uns. Rechts befand sich eine Tür. Der Schlüssel steckte von außen. Die Alte probierte die Klinke. Die Tür war verschlossen.
    »Im Keller kann er nicht sein«, knurrte sie. »Sonst wäre ja die Tür von außen nicht abgeschlossen.«
    »Wo ist der hintere Ausgang?«
    Die Alte kam in die Halle zurück und bewegte sich in Richtung Treppe.
    Erst jetzt bemerkte ich die schmale Tür, die sich zwischen Treppe und Anmeldepult befand. Sie war mit der gleichen schimmliggrauen Tapete überzogen, die sich ringsum an den Wänden befand, und daher auf den ersten Blick nur schwer zu entdecken.
    Auch diese Tür war von innen verschlossen.
    »Wenn er wirklich im Hause ist, muß er oben sein«, sagte die Alte.
    »Sie schließen sich jetzt bitte ein!« sagte ich.
    Wir warteten, bis die Alte verschwunden war. Dann stiegen wir die Treppe hinauf.
    Es roch nach altem Stein und vergilbten Tapeten. Die Wände des Treppenaufgangs waren mit Bildern geschmückt. In billigen Holzrähmchen, hinter verstaubten Glasscheiben steckten jahrzehntealte, schlecht colorierte Fotos von den Niagara-Fällen, von Miami Beach, von der Golden Gate Bridge und anderen Sehenswürdigkeiten.
    Im Gang der ersten Etage war es dunkel und stickig. Außer ein paar Schnarchtönen, die aus den vier Zimmern drangen, ließ sich nichts vernehmen.
    In der zweiten Etage bot sich das gleiche Bild. Leise stiegen wir die restlichen Stufen empor. Im obersten Stockwerk angelangt, sahen wir uns um. Auch hier gab es vier Räume. Aber nur zwei trugen Nummern: 31 und 32. Die beiden anderen Zimmer dienten vermutlich als Abstellräume.
    Phil hatte die Schlüssel aller vier Zimmer mitgenommen, obwohl uns die Alte versicherte, sie ständen offen.
    Wir näherten uns auf Zehenspitzen der Nummer 31, blieben davor stehen, lauschten, konnten aber kein Geräusch vernehmen. Ich drückte vorsichtig auf die Klinke. Die Tür öffnete sich nach außen und gab sofort nach, Ich blickte in ein billiges Hotelzimmer, mit schäbigen alten Möbeln kärglich ausgestattet. Es war leer.
    »Hoffentlich hat der Cop gut aufgepaßt«, sagte Phil. »Ich habe das dumme Gefühl, daß wir wieder zu spät kommen.«
    Wir schlichen zu Nummer 32. Ich lauschte. Nichts. Kein Geräusch, kein Laut, der die Anwesenheit

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