0428 - Der Todes-Tresor
hatte.« Sie spreizte die Finger und schüttelte leicht die Hand. »Sehen Sie, Mr. G-man! Der Ring ist etwas zu groß. So dreht er sich leicht, weil die Steine schwerer sind. Sie sehen dann nur den Reif.«
»Geben Sie mir bitte den Ring!« Ich streckte ihr die Hand hin. Sie streifte den Ring ab und ließ ihn in meine Handfläche fallen. Er war überraschend schwer.
»Ich glaubte nicht, daß dieser Ring unecht ist«, sagte ich.
***
Ich verfrachtete Silvia Dane in den Jaguar und fuhr sie nach Suffolk hinaus zu einem kleinen Hotel, weil ich sicher war, daß sonst Turc Torrey sich das Mädchen noch einmal vorgenommen hätte. Dann fuhr ich ins FBI-Hauptquartier und .verbrachte den Rest der Nacht damit, herauszufinden, wann und wo der Ring gestohlen worden war. Als der Morgen graute, wußte ich, daß dieser Ring das beste Stück eines Raubes war, der vor drei Wochen in San Francisco begangen worden war.
Gegen Mittag erschien ich im Büro von Mr. High und legte ihm den Ring und die Unterlagen über den Raub in Frisco auf den Schreibtisch.
»Dieser Fall entwickelt sich merkwürdig, Chef«, erklärte ich. »Sie schicken mich los, einen Fall von Kidnapping zu untersuchen. Ich habe Glück, treffe die kleine Daisy Acright, die den vermutlichen Kidnapper gesehen hat und ihn aus den Unterlagen der Kartei als Jeff Levin identifiziert. Wir kennen Levin als Mitglied der Torrey-Gang in Mott Haven. Es stellt sich heraus, daß Turc Torrey seinen Mitarbeiter Levin vor zwei Monaten gefeuert hat.' Durch eine Fotografie stoße ich auf Silvia Dane, Levins Freundin. Bei ihr stoße ich wieder auf Torrey, der gerade im Begriffe ist, sie einer harten Befragung zu unterziehen. Wahrscheinlich wollte Torrey das Lösegeld von Levin kassieren, falls Levin wirklich welches bekommen sollte. Silvia trägt am Finger einen Ring, den sie für unecht hält, und den ihr Levin schenkte. Der Ring stammt aus einem Raub in Frisco. — Was ist Jeff Levin nun? Ein Kidnapper oder ein Juwelenräuber?«
»Beides?« fragte der Chef.
»Ich würde eher sagen, daß er weder das eine noch das andere ist«, antwortete ich. »Für den Juwelenraub scheidet er aus, denn zur fraglichen Zeit befand er sich zweifellos in New York. Und daß ich in ihm den Kidnapper Jonny Hagetts vermutete, gründet sich schließlich nur auf die Aussage Daisy Acrights.- Bei Licht besehen, bedeutet die Aussage von Hagetts Freundin aber nichts anderes, als daß Levin sich um diese Zeit in Besonhurst auf hielt, dem Jungen und dem Girl zweimal begegnete und wahrscheinlich durch die Straße fuhr, in der Daisy Acright wohnt. Das alles kann ganz andere Ursachen haben. Schließlich hat sie nicht gesehen, daß Levin den Jungen in seinen Wagen zerrte.«
Ich zerdrückte meine Zigarette im Aschenbecher. »Ich frage mich immer noch, ob der Junge tatsächlich entführt wurde. Jedes andere Verbrechen ist leichter denkbar.«
»Lassen wir den Entführungskomplex zunächst einmal außer acht«, schlug Mr. High vor. Er drehte den Saphirring zwischen den Fingern. »Auf welche Weise kam der Ring in Jeff Levins Tasche?«
»Fragen Sie lieber, wie der Ring an Silvia Danes Finger kam.« Ich nahm ein Blatt Papier aus den Unterlagen. »Das ist die Liste der Beute des Raubes in Frisco.« Ich las vor: »Ein Goldfiligranarmband im Werte von zweihundertfünfzig Dollar. Acht einfache Goldringe im Werte zwischen fünfundsiebzig und einhundertundachtzig Dollar. Fünf Zuchtperlenkettgn zu je fünfzig Dollar.« Ich legte die Liste auf den Schreibtisch zurück.
»So geht es weiter, Chef. Kein Stück des Raubes hat einen größeren Wert als rund fünfhundert Dollar — ausgenommen der Ring, der auf siebentausend Dollar geschätzt wird. Ausgerechnet das einzig kostbare Stück gibt Levin weiter.«
Mr. High lächelte. »Vielleicht versteht er nichts von Edelsteinen.«
»Möglich. Aber daß unter dem billigen Goldkram des Frisco-Raubes allein dieser Ring etwas besonderes darstellt, das hätte auch Jeff Levin erkannt. Er hätte niemals das kostbare Stück abgegeben.«
»Vielleicht fiel ihm aus dem Raub nur der Ring in die Finger.«
»Dann hätte er ihn niemals verschenkt, bevor er sich nicht über den wirklichen Wert vergewissert hätte.«
Mr. High lehnte sich zurück und lachte.
»Dann, Jerry«, sagte er, »bleibt nur noch eine Möglichkeit. Jeff Levin schleppt soviel teuren und kostbaren Schmuck mit sich herum, daß ihm der Siebentausend-Dollar-Ring wie eine Kleinigkeit vor kommt.«
»Genau das nehme ich an, Sir«,
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