0448 - Heroin für reiche Ladies
Maschine.
»Seidenweicher Lauf«, sagte der Mann im Fond anerkennend. »Schnurrt wie ein Kätzchen! Ein Bentley! Wirklich nicht übel. Absolute Klasse. Der Rolls Royce von Leuten, die etwas Untertreibung lieben. Es muß sich lohnen, die Wehwehchen der High Society zu pflegen!«
Cyrus lenkte den Wagen aus der Parklücke. Die Kerle wissen also, daß ich mehr oder weniger das bin, was man einen Modearzt nennt, überlegte er. Er bezweifelte plötzlich, daß man ihn als Mediziner benötigte. Es gab keinen vernünftigen Grund für diese Leute, die Behandlung einer Schußverletzung ausgerechnet ihm anzuvertrauen.
Sie kreuzten den Broadway und fuhren dann die Elfte Avenue hinab.
»Wollen Sie Geld?« fragte Cyrus.
»Wer will das nicht?« meinte der Mann ausweichend. Es klang eher müde als spöttisch.
»Ich habe zweihundert Dollar bei mir«, erklärte Cyrus und umspannte das Lenkrad fester. »Sie können das Geld haben. Es wäre mir lieb, wenn Sie es akzeptieren und den Fall auf diese Weise abkürzten. Meine Patienten erwarten mich. Es sind ein paar dringende Fälle darunter.«
Der Mann kicherte. »Heavens, zweihundert Dollar!« meinte er dann und verdrehte die Augen, als sei Cyrus ein Kind, das versucht habe, ihm ein halbgelutschtes Bonbon anzudrehen. »Wir sind keine Leute, die mit Hühnerfutter handeln.«
»Sagen Sie mir endlich, was Sie wollen!« stieß Cyrus hervor. Er wurde wütend.
Der Mann grinste. Es war ein breites, sehr häßliches Grinsen, dessen Anblick Cyrus Zorn rasch dämpfte. »Sie haben nicht gut zugehört, Doc«, sagte er. »Wir brauchen Sie als Repräsentanten Ihrer Zunft!«
»Verschonen Sie mich bitte mit diesem albernen Gerede«, meinte Cyrus scharf. »Kommen Sie endlich zur Sache!«
»Sie sind in Ihrem Beruf ein berühmter Mann, Cyrus«, sagte der Bursche im Fond. »Sie haben eine steile Karriere hinter sich. Wer in dieser verdammten Stadt etwas auf sich hält und über mehr als Hühneraugenkummer klagt, wendet sich an Sie. Das gehört einfach zum guten Ton, nicht wahr? Uns ist diese Tatsache nicht entgangen, und wir hoffen, daraus Kapital zu schlagen.«
»Wie, wenn ich fragen darf?«
»Das wird Ihnen der Boß erklären.« Cyrus schwieg einige Minuten, dann sagte er mit fester Stimme: »Ich hoffe, Sie geben sich keinen Illusionen hin. Ich bin nicht geneigt, mich irgendwelchen Forderungen zu beugen, die das Gesetz mißachten.«
Der Mann im Fond lachte kurz und verächtlich. Das war alles. Cyrus unterdrückte weitere Fragen. Es hatte keinen Sinn, mit dem Mann im Fond zu sprechen. Er führte nur einen Auftrag aus. Davon konnten ihn wedfer Drohungen noch Versprechungen abhalten.
Als James Cyrus an der Einfahrt zum Lincoln Tunnel stoppte, um die Durchfahrtsgebühren zu entrichten, lächelte ihn der Mann, der in der Tür des Kassenhäuschens stand, freundlich in die Augen.
Einen Moment lang erwog Cyrus, einfach auszusteigen und zu sagen: ›benachrichtigen Sie die Polizei, dieser Bursche ist ein Gangster und bedroht mich!‹, aber die kurze Aufwallung wurde im Keim erstickt, als Cyrus sah, wie der Mann im Fond sich straffte. Der Pistolenlauf zeichnete sich deutlich unter dem braunen Tweed ab.
Sie fuhren weiter. Cyrus befolgte die Anweisungen seines Begleiters und bog kurz vor Union City nach links in die Willow Avenue ein. Ehe sie Hoboken erreichten, sagte der Mann im Fond: »Sehen Sie da vorn das Reklameschild mit dem Pin-up-Girl? Halten Sie dort!« Cyrus gehorchte. Unter dem Schild saß ein junger Bursche in einem knallroten Sporthemd. Er erhob sich träge und kam auf den Wagen zugeschlendert. Da er beide Hände in die Gesäßtaschen seiner Blue Jeans geschoben hatte, spannte sich das Hemd sehr knapp über seiner athletischen Brust. Man sah, wie gut entwickelt seine Muskeln waren. Er hatte strohblondes Haar und helle, sehr flach wirkende Augen. Er war nicht älter als zwanzig Jahre.
»Beeil dich, los!« knurrte der Mann im Fond.
Der junge Brusche ging ohne Eile um den Wagen herum. Er öffnete den Wagenschlag auf der Fahrerseite und sagte zu Cyrus: »Steig hinten ein, Partner!« Cyrus befolgte die Anweisung. Der junge Mann nahm hinter dem Lenkrad Platz. Sie fuhren weiter.
»Legen Sie sich auf den Boden!« befahl Cyrus' Nachbar.
»Ist das Ihr Ernst?«
»Ja«, meinte der Gangster und lächelte breit. »Das ist mein Ernst!«
Cyrus preßte die Lippen aufeinander. »Sie müssen lernen, rascher zu reagieren, Doc«, sagte der Mann neben Cyrus. »Ich war mal Coach einer Baseballmannschaft.
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