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0449 - Chirons Höllenbraut

0449 - Chirons Höllenbraut

Titel: 0449 - Chirons Höllenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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durchsichtig. Teilweise war noch der Knochenbau zu sehen, andere verschwanden, indem sie schrumpften. Wieder andere schienen einfach ›ausgeknipst‹ zu werden.
    Es ging alles unheimlich schnell. Innerhalb weniger Sekunden löste sich die gesamte Bevölkerung dieses Zentaurendorfes in Nichts auf.
    Oder wurde sie von jemandem aufgelöst?
    Zamorra sah zum Berghang hinter dem Dorf empor. Dort oben saß ein einzelner Reiter auf seinem Pferd und schaute zum Dorf hinab. Die Kriegerhorde, die jetzt deutlich zu sehen war, verharrte.
    Der Auflösungsprozeß ging weiter. Jetzt zerfielen auch die Hütten der Zentauren. Eine nach der anderen verschwand. Gerade so, als lösche jemand mit einem großen Schwamm eine Kreidezeichnung auf der Schultafel aus. Stück für Stück wurde alles zerstört.
    Nur an Chiron und Shirona ging diese Zerstörung vorbei. Shirona war wieder aufgesprungen und saß jetzt erneut auf dem Rücken des letzten Zentauren. Ihr Gesicht war verzerrt. Zamorra hatte den Eindruck, als kämpfe sie dagegen an, ebenfalls aufgelöst zu werden.
    Jetzt verschwand als letztes auch der Scheiterhaufen. Sekundenlang fürchtete Zamorra, daß auch Nicole im Nichts vergehen würde. Aber dann fielen die Fesseln von ihr ab, während der Pfahl verschwand, und sie taumelte ein paar Schritte, um dicht vor Zamorra in die Knie zu brechen.
    Sie war zu Tode erschöpft.
    Langsam näherten sich die bewaffneten Reiterkrieger. Sie bildeten einen Ring um die noch verbliebenen Personen.
    Aus der Ferne kam jetzt der Beobachter den Hang herunter geprescht. Er mußte die Schlüsselfigur sein. Ein Feldherr, oder ein Zauberer?
    Zamorra erhob sich. Dort, wo eine Hütte gestanden hatte, sah er Nicoles Kleidung liegen. Sie war nicht mit aufgelöst worden. Zamorra ging hinüber und hob die Sachen auf. Er brachte sie Nicole und legte ihr die Bluse halb über die Schultern. Sie konnte sich nicht mehr so bewegen, daß sie sie anziehen könnte, und Zamorra war ebenfalls gehandicapt dadurch, daß sein linker Arm sich wie zerschlagen anfühlte.
    Der einzelne Reiter kam heran.
    Zamorra kannte ihn.
    »Julian«, flüsterte er.
    Der Herr der Träume selbst war erschienen, um reinen Tisch zu machen.
    Und Zamorra fragte sich, woher die unterschwellige Furcht in ihm kam. Er hatte doch von Julian nichts zu befürchten!
    Oder - etwa doch…?
    ***
    Julian triumphierte. Bis auf den Anführer und diese seltsame schwarzhaarige Frau hatte er alles aus seiner Welt hinausgeträumt, was mit den Zentauren zu tun hatte und was von der fremden Macht hineinmanipuliert worden war.
    »So nicht«, murmelte er. »So springt man mit mir nicht um!«
    Er ritt näher heran.
    Er sah Zamorra und seine Gefährtin. Etwas abfällig verzog er die Mundwinkel. Warum mußten sie sich auch immer wieder überall einmischen und selbst in seine Traumwelt Vordringen? Konnten sie ihn denn nicht in Ruhe lassen? Begriffen sie gar nicht, was es für ihn bedeutete?
    Mit ihrem Auftauchen mischten sie sich schon wieder in seine Belange ein, versuchten Kontrolle über ihn auszuüben!
    Er lenkte sein Pferd auf Chiron zu. Und er betrachtete die Reiterin eingehend. Mit ihr war etwas. Sie mußte mit der Manipulation seiner Welt zu tun haben, auf welche Weise auch immer. Sie war keines seiner Traumgeschöpfe.
    Er erinnerte sich an damals, als Shirona aufgetaucht war.
    »Ich bin Shirona«, hörte er im gleichen Moment die Schwarzhaarige sagen. »Erkennst du mich nicht mehr, Fürst? Ich bin Shirona, der du schon einmal begegnet bist!«
    Julian schüttelte langsam den Kopf.
    »Du kannst es nicht sein«, sagte er. »Shirona besaß das Aussehen meiner Mutter. Und die andere, die sich in Alaska als Shirona ausgab… sie war reifer, erwachsener. Nicht so mädchenhaft.«
    Zamorra spitzte die Ohren. Er hörte zum ersten Mal aus Julians Mund etwas darüber, was sich in Alaska abgespielt hatte, als Julian für einige Stunden verschwunden war. Aber Julian tat ihm nicht den Gefallen, sich weiter darüber auszulassen.
    »Doch«, hörte Zamorra sich sagen. »Sie ist wirklich Shirona, Julian!«
    »Du weißt, woran du mich erkennen kannst, Fürst«, sagte die Reiterin spöttisch und verzog das Gesicht. Und Julian sah ihre Augen silbern aufleuchten.
    Erregung packte ihn.
    Silberaugen! Sie war es! Sie war tatsächlich wieder aufgetaucht. Aber warum sah sie nun anders aus als damals?
    »Ich bin nicht, was du in mir siehst«, rief sie ihm zu.
    »Sie ist so etwas wie ein lebendes Kraftfeld, eine Energieform«, vermutete

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