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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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ERSTES KAPITEL
    Für jemanden, der beim E-Dezernat arbeitete, zählten schlechte Träume zum Berufsrisiko. Jeder nahm es hin, dass die Arbeit Albträume mit sich brachte. Ben Trask, der derzeitige Chef des Dezernats, hatte schon immer schlecht geträumt. Seit der Sache mit Yulian Bodescu vor zwölf Jahren hatte sich das noch gesteigert; und gerade mal die Hälfte dieser Albträume hatte er, während er schlief. Das war die harmlose Sorte; denn sie flößten einem zwar furchtbare Angst ein, konnten einen aber nicht umbringen. Ihren Ursprung hatten sie in den Albträumen der anderen Art – denjenigen, die er im Wachzustand durchlebte, und die waren ganz anders. Mitunter konnten sie einen durchaus töten – oder Schlimmeres; denn sie waren Wirklichkeit.
    Der Traum, in dem er gerade gefangen war, war eher unheimlich als schlimm, und umso unheimlicher, als Trask hellwach war, nachdem er in einer regnerischen Nacht, noch ehe der Morgen graute, und ohne überhaupt zu wissen, warum, in die Londoner Innenstadt gefahren war und seinen Wagen gegenüber der Zentrale des E-Dezernats geparkt hatte. Dabei war Trask normalerweise sehr eigen, was solche Dinge anging; schließlich wusste er schon ganz gern, was er tat.
    Es war ein Sonntag Mitte Februar 1990, einer jener seltenen Tage, an denen Trask sich von seiner Arbeit frei machen und abschalten, oder besser: sich einklinken konnte, und zwar ins normale Leben, das es außerhalb des Dezernats noch gab. Zumindest hätte es ein solcher Tag werden sollen. Doch nun befand er sich hier, vor der Zentrale inmitten der schlafenden Stadt, und vor seinem geistigen Auge spielte sich dieser merkwürdige Traum ab, der einfach nicht weichen wollte, ein Tagtraum, der ihm immer wieder die gleiche Szene zeigte, so als würde jemand die flimmernden Bilder eines alten Schwarzweißfilms auf ein Fenster projizieren, sodass er durch sie hindurchsehen konnte – ein Geisterfilm.
    Wenn er heftig blinzelte, verschwanden die Bilder, wenn auch nur für Augenblicke, und sobald er sich entspannte, kehrten sie wieder zurück.
    Ein schwelender Leichnam mit ausgebreiteten, vom Feuer geschwärzten Armen, den noch rauchenden Kopf wie im Todeskampf zurückgeworfen, stürzte, sich ständig überschlagend, in einen dunklen, von dünnen, leuchtend blauen, grünen und roten Lichtstrahlen oder -fäden durchzogenen Abgrund.
    Es handelte sich um eine gequälte Kreatur, ja, doch jetzt war sie ihren Qualen erlegen und litt nicht mehr. Unbekannt und unkenntlich, nicht zu verstehen wie der ganze unheimliche Wachtraum, dem sie entstammte. Und doch kam Trask die Gestalt auf makabre Weise vertraut vor. Während er sie betrachtete, wurde er ganz grau im Gesicht und seine Lippen zogen sich in einem lautlosen Knurren von den kräftigen, leicht gelben Zähnen zurück. Wenn die Leiche nur einen Moment innehalten würde, damit er sie besser sehen und einen genaueren Blick auf das blasenübersäte, in einem stummen Schrei erstarrte Gesicht werfen könnte ...
    Trask stieg aus dem Wagen und geriet in einen plötzlichen Guss bleierner Regentropfen, als hätte ein Unsichtbarer die Hände ins Wasser getaucht, um es ihm ins Gesicht zu schütteln. Fluchend schlug er den Mantelkragen hoch und schaute hinüber zu dem Gebäude auf der anderen Straßenseite. Dabei reckte er den Hals und spähte hinauf zu den hoch gelegenen Fenstern des E-Dezernats. Er rechnete damit, da oben ein Licht zu sehen – nur eins im mittleren Fenster des oberen Stockwerks, dessen gesamte Länge das Dezernat einnahm. Es brannte in dem Raum, in dem der Beamte vom Dienst seine einsame Nachtwache verbrachte. Nun, er sah das Licht des diensthabenden Beamten, das stimmte schon, dazu kamen allerdings noch drei oder vier weitere, die er nicht erwartet hatte. Er sah jedoch mehr als nur die Lichter, denn auch der Regen vermochte die gequälte, unablässig vor seinem inneren Auge dahinstürzende Gestalt nicht wegzuwaschen.
    Trask war klar, dass eine solche Erfahrung ihm, wäre er ein anderer gewesen und nicht der Leiter eines ultrageheimen, in mehr als nur einer Hinsicht esoterischen Sicherheitsdienstes, eine Heidenangst eingejagt hätte. Ihm hatten jedoch, nun ja, Experten bereits jede Menge Angst eingejagt. Sonst müsste er wahrscheinlich annehmen, er sei dabei durchzudrehen. Aber das E-Dezernat war nun einmal ... eben das E-Dezernat. Was er da gerade erlebte, musste wohl so etwas wie Einbildung sein. Ja, das war es, denn eine physikalische Erklärung gab es dafür nicht. Oder

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