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0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

Titel: 0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit. Auf der anderen Straßenseite gab es neugierige Gaffer, aber hier war der Gehsteig wie leergefegt. Passanten drängten sich in den benachbarten Hauseingängen.
    Der Streifenbeamte zog seinen Kollegen in den Schutz der Hausecke. Atemlos kamen wir bei ihnen an. Ich beugte mich vor.
    Er lag auf dem Bauch, und sein Kollege drehte ihn gerade um. Wir bildeten in ein verzerrtes junges Gesicht. Die Kugel war am rechten Unterkiefer eingedrungen und schräg durch den Hals gegangen.
    Das Uniformjackett schimmerte feucht: Ich preßte die Lippen aufeinander, richtete mich wieder auf und spürte, wie eine Krampfwelle durch meinen Magen zog.
    »Was ist eigentlich los?« erkundigte sich Phil. Seine Stimme klang anders, sein Gesicht wirkte kantig.
    Der zweite Polizist kniete neben dem Toten. Er war älter, vielleicht dreißig. Mit einer sinnlos erscheinenden Gebärde wischte er das Blut von dem Dienstabzeichen. Früher waren das einmal Kupferplatten gewesen, englisch »copperplates«, und daher haben die Cops bei uns noch heute ihren Spitznamen.
    Ich tippte ihm auf die Schulter. Ganz langsam wandte er mir den Kcjpf zu. Über sein hageres Gesicht rollten zwei Tränen. Seine Stimme klang so leblos, als käme sie von einem Automaten.
    »Mein Freund«, sagte er. »Ich habe ihm zugeredet, zu uns zu kommen. Er hat erst vor drei Wochen angefangen…«
    Er wollte sich über den Toten beugen, aber da krachte es wieder aus der Einfahrt heraus. Links von uns stieben Funken von einer Steinplatte hoch. Der Querschläger zirpte sirrend in die Höhe und klatschte kraftlos in den Rinnstein.
    »Kommen Sie, Mann«, sagte ich hart. »Holen wir uns den Kerl.«
    Ich sah, wie es in seinem Gesicht arbeitete, als er aufstand. Seine Lippen bewegten sich, aber es war nichts zu hören. Seine Nasenspitze war so weiß wie ein Stück Papier. Als er den schweren Polizeicolt in die Hand nahm, bemerkte ich, daß er zitterte.
    »Telefonieren Sie ein paar Streifenwagen heran«, trug ich ihm auf. »Und beeilen Sie sich!«
    Er hörte mich gar nicht. Steifbeinig stelzte er auf die Einfahrt zu. Ich packte ihn am Arm und trat ihm in den Weg.
    »Cotton, FBI«, sagte ich scharf. »Wollen Sie sich auf diesem Präsentierteller aufrecht wie eine Zielscheibe hinbauen, Mann? was geht hier eigentlich vor?«
    Er riß sich zusammen.
    »Wir erwischten den Kerl, wie er gerade ein Auto aufbrechen wollte. Einen Italiener, Lancia heißen die Schlitten, glaube ich.«
    »Kennen Sie sich hier aus?« fragte ich.
    Er zeigte auf die Einfahrt:
    »Der sitzt in der Falle. Die Hauswände rechts und links sind Brandmauern ohne Türen oder Fenster. Den Abschluß bildet die U-Front der First National Bankfiliale. Die haben Tür und Fenster mit Stahlläden gesichert. Der verdammte Kerl sitzt so aussichtslos in der Falle, wie einer nur in einer Falle sitzen kann.«
    »Rufen Sie ein paar Streifenwagen«, wiederholte ich und wandte mich an Phil; »Du rechts, ich links. Okay?«
    Phil nickte nur. Ich spurtete mit zwei, drei Sätzen schräg in die Einfahrt hinein und auf die linke Hauswand zu. Hinter mir schoß Phil zweimal, um mir Feuerschutz zu geben. Das Licht von der Straße reichte nicht weit, aber sobald sich die Augen an die Finsternis gewöhnt hatten, konnte man die Schwärze der Hauswände vom grauen Band der Einfahrt unterscheiden. Weit vor mir gab es eine schwarze Erhebung, und erst als ich schon ziemlich nahe daran war, erkannte ich, daß es ein abgestellter Lieferwagen war.
    Geduckt schlich ich darauf zu. Am rechten Vorderrad hockte ich mich nieder und lauschte. Rechts von mir tappten Phils leise Schritte heran. Ich versuchte, unter dem Wagen hindurch irgendwo seine Füße zu entdecken, aber es war zu dunkel. Mitten im Lichtermeer von Manhattan gab es diese Insel der Finsternis. Ich hielt den Atem an und lauschte angestrengt. Und da hörte ich das leise Poltern aus dem Führerhaus. Vielleicht versuchte er, die Zündung kurzzuschließen. Ich kroch um den Kühler herum.
    Die Tür stand offen. Ein Bein ragte heraus. Ich fuhr mit der Hand in die linke Achselhöhle. Ein hundertfach geübter Griff. Aber clie' Finger griffen ins Leere. Die Schulterhalfter mit der Smith and Wesson 38 Special hing über einer Stuhllehne in meinem Schlafzimmer. Einmal im Jahr kommt man ohne Dienstwaffe aus dem Haus. Und prompt passiert so etwas.
    Unhörbar tauchte Phils schwarzer Umriß an der rechten Hauswand auf.
    Im Führerhaus gab es eine polternde Bewegung. Wir hatten keine Zeit, großr artige Pläne zu

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