0457 - Satans bester Freund
verletzen zu wollen. Aber der Abenteurer achtete nicht darauf. Er hielt Amos’ Zurückhaltung für die Feigheit eines verschlagenen Dämons, der nur kämpfte, wenn er seiner Sache sicher ist, und Julians Zuruf brachte das Faß des Zornes in ihm zum Überlaufen. Er verstand es so, daß Amos den Jungen dermaßen im Suggestivgriff hatte, daß Julian einfach Partei für den Ex-Teufel ergreifen mußte, selbst, wenn er es vielleicht gar nicht wollte.
»Mir meinen Sohn entfremden zu wollen«, keuchte Tendyke und brachte Amos zu Fall. Sofort setzte er nach.
Sid Amos’ Gedanken überschlugen sich. Von Julian hatte er keine andere als verbale Hilfe zu erwarten. Immerhin war Rob Tendyke sein leiblicher Vater, und Julian konnte und wollte sich nicht gegen ihn stellen, wollte nicht gegen ihn kämpfen. Das hatte er erst vor kurzem noch deutlich erklärt. Blut ist eben doch dicker als Schwefelwasser, dachte Amos, der selbst ebenfalls nicht gegen Tendyke kämpfen wollte. Doch Tendyke schien sich nicht mit Bedenken und Skrupeln aufhalten zu wollen. So würde dieser Kampf zwangsläufig mit Sid Amos’ Tod enden müssen.
Es gab nur noch eine Möglichkeit.
Ein neutraler Dritter, einer, der seinen Verstand einsetzte anstellte seines Hasses, mußte die Kämpfenden trennen.
Sid Amos wußte, daß seine Entscheidung richtig gewesen war, zwei seiner drei Amulette mitzunehmen. Er hoffte, daß sie ihn nicht im Stich ließen und die Verbindung, die er sich erwünschte, zustandekam.
***
Stygia schrie auf. Sie wurde an den Haaren hochgerissen und auf die Beine gestellt. Sie war von diesem Überfall so überrascht und schockiert, daß sie im ersten Moment überhaupt nicht daran dachte, ihre dämonischen Kräfte einzusetzen. Harte Fäuste wirbelten sie herum. Finstere Gesichter musterten Stygia. Sie erkannten sie nicht als Dämonin, weil sie ihre diabolischen Attribute wie Hörner und Flügel unter die Haut zurückgeschrumpft hatte, um wie eine normale Menschenfrau auszusehen. Schließlich wurde Ash’Cant von Menschenwesen bewohnt, und Tarnung war der halbe Sieg!
»Ha«, knurrte einer der beiden Krieger. »Ein Weibchen so allein in dieser wilden, rauhen Landschaft? Das kommt uns zurecht. Sie wird auf dem Sklavenmarkt einen guten Preis einbringen.«
»Nicht so eilig«, warnte der zweite Krieger. »Wir sollten sie nicht zu schnell zum Markt bringen. Sie kann uns eine Weile begleiten und bedienen.« Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, und ihm war deutlich anzusehen, wie er das »bedienen« meinte.
Stygia ihrerseits störte sich nicht daran. Sie war es gewohnt, auch ihren Körper als Waffe einzusetzen, und wenn diese beiden Männer Gefallen daran fanden, würde die Dämonin sich nicht viel leichter versklaven können. Die beiden waren ihr bereits verfallen - sie wußten es nur noch nicht.
Die beiden trugen Fellstiefel, Lendenschürze und breite Ledergürtel, die mit Silber beschlagen waren. Am Gürtel des einen baumelte ein Morgenstern, der andere, auf dessen Kopf ein Helm saß, war mit einem Breitschwert bewaffnet. Einige Schritte hinter den beiden Kriegern standen ihre Reittiere; große, graue Laufvögel mit Sätteln und Zaumzeug versehen. Stygia ärgerte sich, daß sie die Annäherung der Reiter nicht registriert hatte. Das war doch sicherlich nicht lautlos vonstattengegangen. Aber sie war zu sehr auf das Geschehen um Julian konzentriert gewesen, daß sie von ihrer Umgebung selbst nichts mehr mitbekommen hatte.
Inzwischen hatte sie ihr Sehvermögen wieder auf »nah« umgestellt. Ein Blick über die Schulter zurück verriet ihr, daß gekämpft wurde. In diesem Moment wußte Stygia, wie sie dem Fürsten der Finsternis schaden konnte.
Wer von beiden den Kampf für sich entschied, ob Tendyke oder Sid Amos, konnte Stygia noch nicht abschätzen. Aber wenn Julians Vater vor seinen Augen erschlagen wurde, war das ein Schock für ihn, von dem er sich nicht so rasch wieder erholen würde. Sid Amos dagegen spielte keine Rolle. Er war zwar ein Verräter an der Hölle, aber eine kalkulierbare Größe; mochte er diesen Kampf also ruhig überleben.
Stygia beschloß, zu seinen Gunsten in die Auseinandersetzung einzugreifen.
Die beiden Krieger waren sich noch nicht einmal in Gedanken darüber einig geworden, wer zuerst über die neue Sklavin herfallen durfte, als sie ihre dämonischen Suggestivkräfte benutzte und die beiden unter ihren Bann zwang. Es war fast zu leicht. Sie waren auf einen magischen Angriff nicht vorbereitet, und
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