0469 - Tödlicher Flammengruß
unser Gegner, wenn er nur an Jane interessiert gewesen wäre, nicht die anderen Menschen noch mit ins Verderben hätte reißen müssen.«
»Das stimmt.« Suko starrte auf das Armaturenbrett. »Gehen wir mal davon aus, daß Jane noch magisch begabt ist, sie hat ja noch einige ihrer alten Hexenkräfte behalten. Und gehen wir weiter davon aus, daß sie lebt, dann könnte es unter Umständen sein, daß sich der Unbekannte ein Kuckucksei ins Nest gelegt hat.«
Ich verstand meinen Freund. »Du meinst, daß Jane gegen ihn ankämpfen kann?«
»Ja.«
»Das können wir nur hoffen.«
»Und welches Motiv leitet den Unbekannten?«
»Keine Ahnung.« Ich blieb vor einer Ampel stehen und schaute auf den Kreuzungsverkehr. »Uns bleibt nur mehr die Hoffnung der beiden Lockvögel.«
»Willst du gern verbrannt werden?« fragte Suko voller Sarkasmus.
»Nein, du?«
»Wäre mal etwas Neues.«
»Hör auf mit dem Unsinn.« Ich fuhr wieder an, weil die Ampelfarbe umgeschlagen war.
Wir rollten bereits durch Chelsea, wo Lady Sarah auch wohnte. Es war ein ruhiger Stadtteil mit noch alten Häusern und einem Baumbestand, über den man sich freuen konnte.
Der Verkehr hielt sich in Grenzen, dafür war das Wetter schlechter geworden. Die Kälte der letzten Tage war von einer Wärmequelle abgelöst worden. Menschen mit schwachem Kreislauf hatten darunter zu leiden. Vor einigen Stunden noch hatte es geregnet, doch nun waren die Straßen vom Wind getrocknet worden.
Den Weg zum Ziel kannte ich im Schlaf, und wir fanden vor Lady Sarahs Haus auch einen Parkplatz. Als wir ausstiegen, warfen wir einen Blick auf die Fassade. Die Fenster waren erleuchtet.
Sarah Goldwyn befand sich noch auf den Beinen.
»Was willst du eigentlich genau bei ihr?« fragte Suko. »Wenn du uns als Lockvögel ansiehst, bringst du sie nur unnötig in Gefahr.«
»Ich bin davon überzeugt, daß wir uns schützen können, falls es magisches Feuer ist.«
Suko hob die Schultern. Überzeugt hatte ihn meine Antwort beileibe nicht.
»Außerdem«, so sprach ich weiter, »weiß Sarah möglicherweise mehr. Wir müssen noch einmal mit ihr über Jane reden. Vielleicht ist in den letzten Tagen etwas vorgefallen, das man als Motiv ansehen kann.«
»Optimist.«
»Muß ich sein.«
Wir schritten durch den Vorgarten auf die schmale Haustür zu. Noch zeigte sich kein Schatten hinter einem erleuchteten Fensterviereck. Lady Sarah hatte uns nicht gesehen.
Ich schellte.
Sie öffnete nicht, auch nicht beim zweiten Klingeln, so daß ich unruhig wurde.
Auch Suko war dies nicht geheuer. Weshalb er zurückging und an der Hauswand hochschaute, wußte er wohl nur selbst. Aber es war gut, daß er es getan hatte, denn er entdeckte das Feuer.
»Verdammt, John, im Haus brennt es!«
Und wir hatten keinen Schlüssel für die Tür. Dieser Gedanke schoß mir zuerst durch den Kopf.
Aber rein mußten wir. Die Haustür aufzubrechen, war verdammt schwierig, weil sie aus sehr starkem Holz bestand. Es blieb das Fenster.
So dachte Suko auch. Er hatte bereits seine Waffe gezogen und schlug die Scheibe ein. Die Scherben fielen nach innen, ein großes Loch war entstanden, durch das Suko seine Hand streckte, den Griff fand und ihn herumdrehte.
Ich stieß das Fenster auf. Vor mir sprang Suko hoch, kauerte auf der Fensterbank und rief, während er sprang, schon den Namen der Horror-Oma.
Ich folgte ihm Sekunden später. Im Flur standen wir. Rechts führte die Tür zum Wohnraum.
Ich warf einen schnellen Blick hinein und sah ihn menschenleer. Wo war das Feuer?
Suko startete bereits und rannte auf die Treppe zu. Als er den ersten Absatz erreicht hatte, duckte er sich, blieb stehen und drückte sich gleichzeitig zurück, wobei der Widerschein der Flammen über sein Gesicht huschte.
»Da oben John!«
Ich war wie ein Blitz bei ihm und sah die ganze Bescherung. Auf jeder Stufe vor uns loderten die Flammen und erreichten mit ihren Spitzen fast die Decke.
Aber sie verbrannten nichts.
Für mich war es ein Beweis, daß es sich hierbei tatsächlich um ein magisches Feuer handelte.
»Sarah!« schrie ich.
Die Antwort kam. Sie machte uns Angst, denn die Horror-Oma mußte sich jenseits der Flammen befinden. Wenn wir sie retten wollten, gab es für uns nur den Weg durch die Feuerhölle.
Suko nickte mir zu.
Ich holte mein Kreuz hervor. Schon des öfteren hatte es mich vor dem Feuer der Hölle beschützt.
Noch einmal holte ich tief Luft und rannte auf die Flammenwand zu.
Schon auf der ersten Stufe erwischten mich
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