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047 - Amoklauf

047 - Amoklauf

Titel: 047 - Amoklauf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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hatte mir ihren Volkswagen geborgt. Ich fuhr langsam an den Pfahlbauten der Eingeborenen vorbei, die mir neugierig nachsahen, erreichte den schmalen Feldweg und nach ein paar Minuten die Fernstraße nach Brunei City. Dort trat ich stärker aufs Gaspedal und öffnete die Wagenfenster, doch der Luftzug brachte mir kaum Abkühlung. Mehrere Tankwagen kamen mir entgegen, Personenwagen sah ich nur sehr selten.
    Es bereitete mir keinerlei Schwierigkeiten, mein Hotel zu finden. Ich parkte den Wagen in der Tiefgarage, fuhr mit dem Aufzug zu meinem Zimmer hoch und meldete ein Ferngespräch nach London an. Dann rauchte ich eine Zigarette, bestellte ein kontinentales Frühstück, schlüpfte aus den Kleidern und stellte mich unter die Dusche. Als ich aus dem Badezimmer trat, stand das Frühstück bereits auf dem Tisch. Ich setzte mich, trank eine Tasse Kaffee und aß einige Brötchen mit stark gesalzener Butter.
    Es dauerte fast eine Stunde, bis ich endlich die Telefonverbindung mit London bekam. Coco war am Apparat.
    »Hallo«, sagte ich. »Wie geht es dir?«
    »Schlecht«, antwortete sie. »Ich vermisse dich.«
    »Ich dich auch«, sagte ich. »Irgend etwas Neues in London?«
    »Nichts. Und bei dir?«
    Ich gab ihr einen ausführlichen Bericht. Als ich fertig war, schwieg sie einige Sekunden lang.
    »Das hört sich alles andere als gut an«, stellte sie fest. »Die drei Frauen sind in höchster Gefahr.«
    »Kann ich etwas dagegen unternehmen? Gibt es einen Schutz für sie?«
    »Nein«, sagte Coco nachdenklich. »Du kannst sie nicht schützen. Nur wenn du versuchst, die Haare, Blutproben und Nagelstücke zu bekommen. Das dürfte aber schwierig sein. Doch wenn dir das gelingt, kann Hewitt nicht viel unternehmen.«
    »Dann wird mir also nichts anderes übrigbleiben, als ihm einen Besuch abzustatten«, sagte ich.
    »Das würde ich mir gut überlegen«, meinte Coco. »Wenn er dich erwischt, kann es übel für dich enden. Außerdem ist es viel besser, wenn er nichts von deiner Anwesenheit weiß.«
    Ich brummte: »Aber was ist der Zweck dieser Amokläufe, Coco?«
    »Schwer zu sagen. Mir kommt es so vor, als sollte das Haus entweiht werden. Vielleicht will Hewitt das Haus der Richardsons.«
    »Du meinst, er will, daß die Bewohner das Haus verlassen?«
    »Das wäre eine Möglichkeit. Es kann sich natürlich auch um etwas ganz anderes handeln. Vielleicht will sich Hewitt das Vermögen der Richardsons aneignen.«
    »Da hätte er aber ganz andere Möglichkeiten gehabt. Dazu hätte er nicht die beiden zu Amokläufern machen brauchen.«
    »Da hast du recht«, sagte Coco. »Aber es ist nahezu unmöglich, sich in die Gedankenwelt eines Dämons einzuleben. Jeder hat andere Vorstellungen und Wünsche. Es wäre auch denkbar, daß sich Hewitt an den Richardsons rächen will, aus Gründen, die du herausfinden müßtest. Auf jeden Fall sei vorsichtig! Überlege dir jeden Schritt zweimal, bevor du ihn tust!«
    »Ich werde schon aufpassen. Aber mir bleibt wohl keine andere Wahl, als Hewitts Ordination und Wohnung zu durchsuchen.«
    »Laß es lieber bleiben!« mahnte sie. »Er hat sicherlich seine Umgebung durch magische Fallen gesichert.«
    »Ein Versuch kann nichts schaden« sagte ich stur.
    Coco seufzte. »Mir wäre es lieber, wenn ich jetzt bei dir sein könnte. Soll ich mit dem O. I. sprechen, daß ich …«
    »Nein«, unterbrach ich sie fest, »ich komme schon allein zurecht.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    Ich lachte. »Du hast aber nicht viel Zutrauen in meine Fähigkeiten.«
    »Ich habe sehr wohl Zutrauen in deine Fähigkeiten, Dorian, aber du läßt dich noch immer zu leicht zu unüberlegten Taten hinreißen. Und das kann einmal böse ins Auge gehen.«
    »Ich verspreche dir, Coco, daß ich vorsichtig sein werde.«
    »Hoffentlich«, sagte sie. »Ich möchte dich lebend wiedersehen. Und laß die drei Frauen nicht aus den Augen! Sie schweben in höchster Gefahr. Du mußt ihnen gegenüber mißtrauisch sein. Sie können sich von einer Sekunde zur anderen verändern.«
    »In Ordnung«, sagte ich. »Ich rufe dich wieder an, sobald es etwas Neues gibt. Grüß alle schön!«
    Ich hauchte einen Kuß in den Hörer und legte auf. Nachdenklich öffnete ich einen Koffer, holte frische Wäsche heraus und zog mich an.
    Dann trank ich noch eine Tasse Kaffee, packte meine Habseligkeiten zusammen, zahlte und verstaute das Gepäck im Volkswagen.
     

     
    Es war nicht schwierig für mich, das Haus zu finden, in dem Hewitt seine Wohnung und Praxis hatte.

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