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047 - Amoklauf

047 - Amoklauf

Titel: 047 - Amoklauf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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– das war die feudale Einrichtung.
    Ich stellte mich ans Fenster und blickte zu Hewitts Haus hinüber. Einige Minuten lang ereignete sich nichts, dann blieb ein Taxi vor dem Haus stehen, und drei Männer stiegen aus. Sie betraten das Haus, und eine Minute später sah ich sie zusammen mit Hewitt in einem Zimmer. Sie saßen um einen runden Tisch und unterhielten sich ziemlich ungestüm, fuchtelten erregt mit den Händen herum, nur Hewitt saß ruhig wie eine Statue da.
    Seine Besucher blieben kaum eine halbe Stunde, dann gingen sie wieder. Das Taxi hatte auf sie gewartet. Als sie in den Wagen einstiegen, tauchte Hewitt an einem der Fenster auf und starrte auf die Straße hinunter. Sein Gesicht war eine Maske. Einer der Männer blickte hoch und winkte ihm zu, doch er reagierte nicht auf diesen Gruß. Sein Blick wanderte in meine Richtung, und ich duckte mich rasch. Als ich wieder hochkam, war er vom Fenster verschwunden und das Taxi abgefahren.
    Es war jetzt fast zwei Uhr. Im Zimmer war es unerträglich heiß, und ich hatte Hunger bekommen. Ich beschloß, noch eine halbe Stunde das Haus zu beobachten, mir dann etwas zu essen zu kaufen und zum Haus der Richardsons zu fahren. Ich konnte ohnehin nicht mehr viel sehen, da Hewitt die Vorhänge vorgezogen hatte.
    Seufzend steckte ich mir eine Zigarette an und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Ein schwacher Wind war aufgekommen, der aber kaum Kühlung brachte. Die dünnen Stores vor Hewitts Fenster bewegten sich leicht. Doch ein heftiger Windstoß ballte sie plötzlich zusammen und hob einen hoch. Der Vorhang verfing sich an einem Haken und gestattete mir für Sekunden einen Blick in das Wohnzimmer.
    Ich trat näher ans Fenster und beugte mich vor. Ganz deutlich sah ich einen schwarzen Tisch, auf dem drei kleine Tonfiguren standen. Die Figuren stellten Frauen dar. Ich erkannte die ausgebildeten Brüste. Jede Figur hatte einige Haare im Kopf stecken.
    Dann tauchte Hewitt auf. Er stellte ein schmales Kästchen auf den Tisch, öffnete es und entnahm ihr eine Pipette. Sekundenlang sah ich sein grinsendes Gesicht. Er beugte sich über die kleinen Tonfigürchen und ließ einige Tropfen Blut auf eine tropfen.
    Ein neuerlicher Windstoß verschob den Store, und ich konnte nichts mehr erkennen. Aber was ich gesehen hatte, genügte mir auch. Es gab für mich keinen Zweifel. Die Figuren stellten die drei Richardson-Frauen dar. Und auf eine der Frauen hatte er einige Blutstropfen fallen lassen. Ich überlegte fieberhaft, ob es eine Möglichkeit gab, die Figuren an mich zu bringen, doch mir fiel keine ein. Ärgerlich warf ich die Zigarette aus dem Fenster, verließ das Zimmer, ohne es abzusperren und rannte die Stufen hinunter. Ich mußte sofort zum Haus der Richardsons fahren. Die drei Frauen befanden sich in Gefahr. Ich sprang in den Volkswagen und fuhr los. Rücksichtslos zwängte ich mich zwischen den unzähligen Radfahrern hindurch und verließ die Stadt. Als ich die Fernstraße erreichte, trat ich das Gaspedal durch. Ich fuhr wie ein Verrückter und holte aus dem Wagen alles heraus, was herauszuholen war.
    Eine der Frauen würde sich verändern, doch ich konnte nicht sagen, ob sie auch zur Amokläuferin würde oder sich vielleicht zu anderen Dingen hinreißen lassen würde.
    Endlich erreichte ich die Abzweigung, die zum Haus führte. Kein Mensch kam mir entgegen. Dann tauchte das Haus auf. Ich fuhr an den Pfahlbauten der Eingeborenen vorbei. Alles schien ruhig und friedlich zu sein. Vor dem Haus standen noch immer Polizeibeamte, die mit Maschinenpistolen bewaffnet waren.
    Ich sprang aus dem Wagen, lief an einem Polizisten vorbei, dem ich flüchtig zuwinkte, betrat den Vorraum und kam in die Halle. Gloria lag auf der Couch und las eine Illustrierte. Sie sah rasch auf und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen.
    »Hallo!« sagte ich. »Ist der Inspektor nicht da?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie. »Er wird aber nochmal kommen.«
    »Wo sind Ihre Mutter und Ihre Schwester?«
    »Der Arzt war da«, sagte sie. »Er gab beiden Beruhigungsmittel, und sie schlafen jetzt.«
    »Schauen Sie bitte nach, ob sie sich tatsächlich in ihren Zimmern befinden!«
    Gloria richtete sich auf und sah mich verständnislos an. »Warum?« fragte sie.
    »Ich habe meine Gründe«, sagte ich ausweichend.
    »Na ja«, meinte sie unwillig und stand auf. »Ich sehe nach.«
    Ich folgte ihr. Sie hatte recht gehabt. Grace und Barbara schliefen friedlich. Ich atmete erleichtert auf. Meine

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