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047 - Die letzten Tage von Riverside

047 - Die letzten Tage von Riverside

Titel: 047 - Die letzten Tage von Riverside Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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unterscheiden.
    Silhouetten von Vögeln? Lautlos und in engen Kreisen schwebten sie über ihnen im dunklen Himmel.
    »Vögel.« Aruula flüsterte. »Sie wollen uns.«
    Das klang nicht wie eine Vermutung, das klang so gewiss, als hätte sie mit den Kreaturen dort oben verhandelt. Ein Schauer rieselte Matt über Rücken und Oberarme, seine Nackenhaare richteten sich auf. »Hast du sie belauscht!«
    »Ich habe ihren Hunger gespürt, im Traum, und ich hab uns in ihren Klauen und Schnäbeln gesehen…«
    ***
    Riverside, Kalifornien, 21. November 2011
    Seine Hand fuhr zum Weltempfänger auf der Frühstückstheke. Jeden Morgen tat sie das, seit drei Jahren schon. Simon dachte sich nichts mehr dabei. Aufstehen, duschen, anziehen, in die Küche gehen, Radio einschalten, Frühstück machen: Das morgendliche Ritual seit seiner Pensionierung.
    Klack , und schon krähte die vertraute Stimme von Marc Shindler, dem Chefmoderator von RMB.
    »Lobet den Herrn und die Meteorologen, Leute von Kalifornien ! Der Himmel bleibt blau und die Luft weht lau! Hey, das reimt sich ja! Na, wie habe ich das wieder hingekriegt? Das Wetter…«
    Simon sah sich in der Küche um. Auf dem Küchentisch stand eine leere Whiskyflasche. Er versuchte sich zu erinnern: Er hatte sie aus der Schrankbar geholt, gestern Abend, nach dem Essen. Fast voll war sie da noch gewesen. Sie hatten ein, zwei Gläser getrunken, drüben im Esszimmer, er und Matt; Eve nicht. Und später, als Eve zu Bett gegangen war, noch ein paar Gläser mehr. Ziemlich viele Gläser sogar, wenn er sich recht erinnerte. Gegen Mitternacht hatten sie sich getrennt.
    Die Wettervorhersage ging übergangslos in Musik über: Ein Guns 'n Roses Song tönte aus dem Empfänger: Knocking on heaven's door. Shindler spielte Oldies und hatte immer die aktuellsten News aus Riverside und Umgebung. Das war der Grund, warum Eve und Simon Drax Riverside Municipal Broad- casting hörten.
    Simon rieb sich das Ohrläppchen. Er war sicher, die Flasche in die Küche auf die Anrichte gestellt zu haben, und er war sicher, dass zu diesem Zeitpunkt die bernsteinfarbene Flüssigkeit noch mindestens zwei Fingerbreit in der Flasche gestanden hatte. Jetzt fand er sie auf dem Küchentisch neben einer benutzten Kaffeetasse und sie war leer.
    Matthew. Er hatte den Rest »gefrühstückt«. Eve lag noch oben im Bett. Und sie würde kaum nachts aufstehen, um sich zwei oder drei Whiskys zu genehmigen. Obwohl - in diesen Zeiten sah man die konservativsten Typen mit heiligen Gewohnheiten brechen. Pete Armagosa zum Beispiel, sein Nachbar, hatte schon den dritten Samstag davon abgesehen, seinen Toyota zu polieren.
    Simon stellte sich vor, dass seine Frau heimlich von seinem Whisky naschte. Witzige Vorstellung; er feixte. Und schnappte sich die Flasche. Besser, er ließ sie verschwinden.
    » Ein lausiger Klumpen aus Dreck und Eis macht die Welt verrückt, Leute. « Marc Shindlers Stimme aus dem Empfänger. » Ihr habt sicher gehört, dass die schwedische Regierung den Ausnahmezustand verhängt hat. Nach dem nächsten Song berichtet David Bertram aus Stockholm… «
    Klack . Simon schaltete aus. Nur das nicht am frühen Morgen.
    Er schlurfte aus der Küche. Es konnte nur Matt gewesen sein. Eve hatte ein großes Herz, aber Alkohol hatte keinen Platz darin. Oder nein, nicht übertreiben: Saufen hatte keinen Platz darin. Und mehr als zwei Whisky pflegte Eve unter »Saufen« abzubuchen.
    Die Tür zum Gästezimmer war nur angelehnt. Merkwürdig - als wäre Matt nur eben ins Bad oder vor das Haus gegangen. Als wollte er jeden Moment zurückkehren. Simon drückte sie auf.
    Das Kopfkissen und die zusammengelegte ; Bettdecke waren glattgestrichen, keine Schuhe vor dem Bett, kein vergessener Wecker, keine zurückgelassene Uhr, alles so unbenutzt wie gestern, bevor Matt das Haus betreten hatte.
    Simon seufzte und zog die Tür zu. Vor zehn, zwölf Jahren noch hatte Matts Zimmer stets ausgesehen wie nach einem Bombenangriff.
    Jeden Tag, abends und morgens. Aber bei der Army hatten sie ihm neben dem Fliegen auch das Bettenmachen beigebracht.
    Er schloss die Haustür auf. Eine Milchflasche stand auf der Treppe. Laub bedeckte den Weg zum Gartentor. Im linken Nachbarhaus, bei den Armagosas erklang das Geräusch sich öffnender Jalousien. Rechts, bei den Ashtons lärmte eine Bohrmaschine aus der offenen Garage. Colin Ashton war Frühaufsteher.
    Selbst wenn er Urlaub hatte.
    Nur mäßiger Verkehr auf der Lincoln Avenue. Schon nach neun, die Rushhour hatte

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