0475 - 5 Millionen für Mister High
dunkles, glatt nach hinten gekämmtes Haar und wache blaugraue Augen. Doughton besaß die Gabe, seine wesentlichsten Charaktereigenschaften durch gut gespielten Charme zu übertünchen. Er konnte sehr verbindlich sein, und sein Lächeln wirkte durchaus herzlich.
»Wann hat er das letzte Mal bei Ihnen zu schnorren versucht?« fragte Ph.il.
»Das liegt schon einige Monate zurück.«
»Hat er etwas bekommen?«
»Nein, ich habe nichts zu verschenken«, erwiderte Doughton.
»Aber zu verkaufen, nicht wahr?« fragte Phil.
Doughton lächelte. »Gewiß, davon lebe ich, Mr. Decker.«
»Es wird behauptet, daß nicht alle Dinge, die man bei Ihnen kaufen kann, in den Prospekten Ihrer Firma verzeichnet stehen«, sagte Phil.
Doughton war nicht beleidigt. Er lachte nur leise. »Ich verstehe, worauf Sie hinäuswollen. Reden wir ganz offen miteinander. Ich habe einige Jahre im Gefängnis zugebracht. Als ich herauskam und von vorn beginnen mußte, war ich darauf bedacht, zwei Versprechen zu erfüllen, die ich mir selbst gegeben hatte. Erstens war ich entschlossen, nur noch gesetzlich völlig einwandfreie Geschäfte zu machen, und zweitens wollte ich die Leute unterstützen, die mir im Gefängnis über manche traurige Stunde hinweggeholfen hatten. Es stimmt, daß ich in meinem engsten Mitarbeiterstab einige dieser Leute beschäftige. Der Polizei ist diese Tatsache bekannt. Leider zieht man daraus falsche Schlüsse. Man hält mich, wie ich weiß, für einen Syndikatsboß. Das ist natürlich völliger Unsinn!«
»Wie heißen diese Mitarbeiter?« fragte Phil.
»Ist doch unwichtig!«
»Vielleicht kennen wir den einen oder anderen«, meinte Phil lächelnd.
»Nun, da ist einmal Ronald McQuincy, dann Ed Murville und Billy Stone.«
»Billy Stone«, nickte Phil. »Der ist mir bekannt. Er stand zweimal unter Mordverdacht.«
»Bill ist kein Mörder. Sie wissen ja, wie das im Leben so geht. Wenn man erst einmal gesessen hat, ist die Polizei nur allzu rasch bereit, immer gleich das Schlimmste anzunehmen. Bill wurde freigesprochen, zwar nur aus Mangel an Beweisen, aber das genügt doch.«
»Natürlich, das genügt«, bestätigte Phil. »Bleiben wir bei Hugh Durban. Was halten Sie von seinem Mädchen?«
»Von welchem?« fragte Doughton. Er lächelte noch immer, aber das Lächeln wirkte weniger gelöst als vorher.
»Zuletzt bemühte er sich um eine gewisse Laura«, sagte Phil.
Doughton runzelte die Augenbrauen. »Laura, Laura?« fragte er und schüttelte den Kopf. »Die kenne ich nicht.«
»Es ist anzunehmen, daß sie der gesellschaftlichen Oberschicht entstammt«, erklärte Phil.
»Das verblüfft mich«, meinte Doughton. »So etwas habe ich bei Durban bislang noch nicht gesehen. Er bevorzugte Girls, die er in den Bars und Tanzhallen kennenlernte.«
»Kennen Sie eines dieser Mädchen?« fragte Phil.
Doughton überlegte. »Sie überschätzen meine Kenntnis von Durbans Privatleben«, meinte er. »Schließlich sind wir nicht miteinander befreundet! Aber ich erinnere mich, ihn einmal mit einem Girl gesehen zu haben, das als Sängerin in der Black Light Bar auftrat. Sie nannte sich Cynthia oder so ähnlich. Mit ihr war er ziemlich lange befreundet.«
Wir bedankten uns für die Informationen und gingen.
»Ich wünschte, wir könnten diesem Burschen das Handwerk legen«, sagte Phil, als wir auf der Straße standen.
»Vielleicht läßt sich das mit diesem Fall in einem Aufwasch erledigen«, sagte ich. Wir setzten uns in meinen roten Jaguar.
»Was jetzt?« fragte Phil und schaute mich an.
Ich mußte immerzu an Mr. High denken. Das Mädchen hatte sich noch nicht wieder gemeldet.
Durban hätte uns weiterhelfen können, aber er war untergetaucht, verschwunden.
»Wir können zu McQuincy fahren, oder zu Bill Stone«, sagte Phil, »aber wenn sie etwas wissen sollten, werden sie die gleiche Marschroute einschlagen wie ihr Chef.«
»Sehen wir uns diese Cynthia an«, sagte ich und drückte auf den Anlasser. »Vielleicht weiß sie, wer Laura ist. Wenn wir Glück haben, profitieren wir von Cynthias Eifersucht.«
***
»Guten Tag«, sagte Bill Stone und lüftete den Hut. »Sind Sie Mr. Shearon?«
Shearon verzog keine Miene. Er musterte die etwas aufdringlich wirkende Eleganz des kleinen, schmalen Mannes und fragte kühl: »Sie wünschen?«
»Ich hätte Sie gern einmal gesprochen, Sir.«
»Geschäftlich? Rufen Sie meine Sekretärin an und vereinbaren Sie mit ihr einen Termin«, sagte Shearon ziemlich distanziert. »Zu Hause pflege ich nur
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