049-Die drei ??? und die Automafia
er eben war: mit dem schiefen Lächeln, den wachen dunklen Augen, den langen Haaren und der schmalen Habichtsnase.
Tante Mathilda schwenkte einen Brief. »Justus, Peter!« rief sie. »Ty 10
bringt Grüße und eine Menge Fotos von Amys Familie aus New York!«
»Genauer gesagt: aus einem Provinznest namens Babylon, Long Island«, ergänzte Ty. »Liegt eine Autostunde von New York entfernt an der Küste. Ja, Leute, ich hab’ einen Besuch bei meiner Mom gemacht, Mathildas Cousine Amy. War lange nicht mehr dort. Aber dann zog’s mich wieder nach Kalifornien, wo die Sonne scheint. Na, läuft euer Laden?«
Ty ließ den Blick über das Schrott- und Trödellager auf dem Hof schweifen. Die Stapel von Baumaterial und Sperrmüll aus Abbruch-häusern kannte er zur Genüge – all die verrosteten Öfen, ausrangierten Kühlschränke, Gartenmöbel, Messing-Bettgestelle, Ständer für Fernsehgeräte . . . Interessiert sah er sich einige originelle Neuzugänge näher an: Spielautomaten, Neonreklameschilder und eine uralte Juke-Box.
Onkel Titus hätte über sein riesiges Warenlager schon längst den Überblick verloren, wenn Justus nicht schließlich das Inventar mit Hilfe seines Computers in Form übersichtlicher Tabellen gespeichert hätte. Das war nun ein Jahr her, und es war eine Riesenarbeit gewesen. Dafür mußte Justus nicht mehr wie früher im Schrottlager mit anpacken, wozu er ohnehin nie große Lust verspürt hatte.
»Amy und ich, wir haben uns seit unserer Kinderzeit nicht mehr gesehen«, sagte Tante Mathilda. »Daß sie geheiratet hatte, wußte ich, aber daß das nun schon dreißig Jahre her ist, war mir gar nicht klar.
Und von ihrer Familie kenne ich nur Ty. Von seinen drei Schwestern hat noch keine den Weg hierher gefunden.«
»Ja, die sind alle in Babylon verheiratet, ganz gutbürgerlich.« Ty grinste. Da erspähte er den Corvair. »Hey, Peter, wo hast du denn dieses Prachtstück aufgetrieben? Das ist ja ein Klassiker!«
Gleich darauf steckten er und Peter einträchtig die Köpfe in den Motorraum. Die beiden fachsimpelten eifrig drauflos und hatten vorläufig für nichts anderes mehr Interesse.
Peter war ganz erleichtert, daß er seine Probleme wieder einmal dem 11
Fachmann Ty vortragen konnte. »Ich hab’ schon alles mögliche überprüft und neue Teile eingebaut, aber er will einfach nicht anspringen«, erklärte er. Ratlos fuhr er sich mit den Fingern durch das rötlichbraune Haar.
Ty lachte. »Dazu wirst du den auch nie bringen, Peter. Hier – da hast du einen Wechselrichter in das elektrische System eingebaut.«
»Klar doch.« Peter nickte. »Ohne Wechselrichter in der Stromver-sorgung läuft ja der Motor nicht, und die Batterie kann auch nicht aufgeladen werden.«
Justus und Tante Mathilda, die von alledem nichts verstanden, beobachteten staunend die beiden Experten.
»Bei diesem Wagen ist der Wechselrichter genau das Falsche«, sagte Ty. »Der Corvair ist ein Veteran – der hat nämlich einen Generator und keinen Wechselrichter! War da nicht vorher ein langer, schwarzer Zylinder drin, wo du jetzt den Wechselrichter montiert hast?« Peter stöberte unter seiner Werkbank herum. »Vielleicht das Ding hier?«
Ty nahm den Zylinder und Peters Werkzeug zur Hand und beugte sich über den Motor. Flink schloß er einige Kabel an und zog Schrauben fest. »So sieht das schon viel besser aus«, teilte er mit.
»Steig mal ein und versuch’s.«
Peter setzte sich in den Corvair und drehte den Zündschlüssel um.
Der Motor stotterte einmal – und sprang an! Er keuchte und ächzte und blubberte, aber er lief.
»Wow!« Peter war begeistert. »Du hast’s wieder mal geschafft, Ty!«
Ty nickte befriedigt. »Wäre ja auch gelacht. Ich hab’ mir ernsthaft überlegt, ob ich mir hier bei euch nicht einen festen Teilzeitjob in einer Werkstatt besorgen sollte. Dann bleibt immer noch Zeit zum Surfen und Sonnenbaden. Autos gibt’s hier schließlich mehr als anderswo. Also, ich werd’ mich mal umhören.«
Er sah Tante Mathilda an. »Und bis ich eine neue Bleibe habe, kann ich doch wieder hier wohnen? Du weißt ja, daß ich überall kampieren kann, und die Haare werd’ ich euch schon nicht vom Kopf fres-12
sen. So ein ausrangierter Wohnanhänger genügt mir vollauf. Haupt-sache, es gibt Platz für meinen Schlafsack.«
»Kommt nicht in Frage«, entschied Mathilda Jonas. »Du wohnst wie immer bei uns im Haus gegenüber.«
»Na, dann besten Dank. Wirklich nett von dir«, sagte Ty.
»Super!« rief Peter.
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