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0491 - Die Wolfshexe

0491 - Die Wolfshexe

Titel: 0491 - Die Wolfshexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Vielleicht sollte ich ihr mal wieder einen Besuch abstatten. Schließlich besteht ja jetzt keine Gefahr mehr für Leib und Leben, und lange genug ist es her, daß wir uns voneinander verabschiedet haben!« [1]
    Er schaltete den Computer ab. Der Artikel war schon über eine Woche alt, und weil sich keine weiteren ähnlichen Berichte gefunden hatten - sonst hätte Lafitte sie garantiert aufgelistet - , ging Zamorra davon aus, daß es sich um eine »Ente« handelte. Andererseits hatten die Zeitungen gerade jetzt eine Menge zu schreiben. Regierungskrise, europäische Union, Balkankrieg, und was dergleichen mehr Stoff für Artikel hergab.
    Der Professor erhob sich, ging hinüber in Nicoles Zimmerflucht und schnappte sich einen leeren Koffer. Wenn sie schon ihre Einkaufsorgie veranstaltet hatte, warum hatte sie dann nicht gleich ein Köfferchen mitgekauft? Auf das Geld kam’s dann wirklich nicht mehr an!
    Vom Château Montagne im Loire-Tal zur Villa in Rom waren es nur ein paar Schritte. Zamorra benutzte die magische Verbindung, die die Regenbogenblumen möglich machten. Er trat zwischen die Pflanzen, die unter einer künstlichen, frei in der Luft schwebenden Miniatursonne wuchsen, und konzentrierte sich auf sein Ziel. Im nächsten Augenblick befand er sich in der Blumenkolonie in Ted Ewigks Dimensionskeller.
    Diese Verbindung war äußerst praktisch. Man brauchte nicht auf verspätet startende und landende Flugzeuge zu warten oder sich mit dem Auto über endlos lange Straßen zu quälen, und es kostete kein Geld. Es gab diese Regenbogenblumen auch noch an anderen Orten auf der Erde und sogar in anderen Welten, anderen Dimensionen, nur waren die meisten dieser Blumengruppen bisher noch nicht gefunden worden. Es waren immer Zufallsentdeckungen.
    Zamorra stieg mit dem Koffer in der Hand aus dem Keller ins Parterre hinauf. Er fragte sich, was Nicole mit ihrer Andeutung gemeint hatte, er solle sich über gar nichts wundern, und fragte sich, was wohl Carlottas Äußerungen bedeuten mochten. Außerdem fieberte er danach, Nicole wieder in die Arme zu schließen. Sie waren jetzt immerhin geraume Zeit voneinander getrennt gewesen. Das tat beiden weh. Zamorra konnte Nicole jedoch sehr gut verstehen. Sie war gegangen, weil sie die Anwesenheit des Zeitreisenden einfach nicht länger hatte ertragen wollen. Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego, der Mann aus der Vergangenheit, war eine absolute Nervensäge. Sein Haus- und Hofzauberer, der dafür gesorgt hatte, daß er mitsamt seinem beleibten Herrn aus dem Jahr 1673 in die Gegenwart versetzt worden war, fand den Umkehrzauber einfach nicht, um wieder in die eigene Zeit zurückzukehren. Und Cristofero, zur spanischen Linie von Zamorras Vorfahren gehörend und um 1673 Besitzer des Châteaus, machte einen Riesenwirbel, wo immer er auftauchte, weil er sich einfach nicht an die modernen Sitten und Gebräuche des 20. Jahrhunderts gewöhnen wollte. Er beharrte auf dem Standpunkt, daß die anderen sich gefälligst an ihn anzupassen hätten. Nur war das höfische Gehabe, das zu Zeiten des vierzehnten Ludwigs bei Hofe üblich gewesen war, hier absolut fehl am Platze.
    Zwischenzeitlich hatte Zamorra ihn zu einem Freund ausquartiert, aber dem Earl of Pembroke war Don Cristofero schon bald dermaßen auf die Nerven gegangen, daß er ihn nach Frankreich zurückexpediert hatte. In der direkten Folge war es zu einigen recht unerfreulichen Ereignissen gekommen, an denen vorwiegend Cristofero die Schuld trug, und die dafür gesorgt hatten, daß Nicole Duval Zamorra vor die Entscheidung gestellt hatte: entweder verließ sein entfernter Vorfahre das Château, oder Nicole Duval würde es tun. [2] Ärgerlicherweise gab es auf die Schnelle keine andere Möglichkeit, den Grande unterzubringen; jedes Hotel hätte ihn spätestens nach dem dritten Tag hinausgeworfen. Aber jetzt hatte sich eine Kompromißlösung ergeben; Zamorra hatte Cristofero und seinen gnomenhaften Zeitzauberer nach Schottland gebracht. Sein alter Freund, Lord Saris, hatte Cristofero bei sich aufgenommen. Und als Cristofero begriff, daß die Schotten keine Engländer sind, sondern eben Schotten, vermochte er sich dort durchaus wohlzufühlen. Denn immerhin waren die Engländer seine erklärten Feinde; er hatte ihnen die Vernichtung der spanischen Armada nie verziehen, und ebensowenig, daß sie mit ihrer Außenpolitik versuchten, einen Keil zwischen das spanisch-französische Bündnis zu treiben wohlgemerkt: als ein Kind seiner Zeit!
    Und

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