0495 - Teufelsspuk und Killer-Strigen
zwei noch junge, aber erschreckt wirkende Gesichter.
»Bringt mich ins Krankenhaus!« hauchte er.
Die Gesichter nickten. Sie gehörten zwei Mädchen, die von einer Sportveranstaltung kamen, wo sie selbst daran teilgenommen hatten, da sie noch ihre Jogging-Anzüge trugen.
»Was ist passiert?«
»Eule!« keuchte Denning mit letzter Kraft. »Es war eine Eule…« Mehr konnte er nicht sagen. Die Schmerzen waren einfach zu viel gewesen. Sie übermannten ihn und zerrten ihn hinein in eine gnädige Ohnmacht…
***
Lady Sarah Goldwyn war nicht mehr die Jüngste, dennoch fühlte sie sich an diesem Abend um mindestens zwanzig Jahre älter, eben wie eine Greisin.
Die Sorgen drückten einfach zu hart.
Dabei ging es nicht einmal um sie persönlich, ihr Problem hieß Jane Collins, diejenige Person, die bei ihr als Untermieterin wohnte und die zu einer Freundin der alten Dame geworden war, trotz des hohen Altersunterschieds.
Was Jane hinter sich hatte, war auch für Lady Sarah nicht so einfach zu verkraften gewesen, und dabei lag dieses Grauen erst eine Nacht zurück. Der Hexen-Polterabend hatte zu Janes Rückkehr ins Reich der Schwarzen Magie werden sollen. Es war nicht ganz gelungen, aber es hatte bleibenden Schaden bei ihr hinterlassen. Sowohl körperlich als auch seelisch.
Sie hatten während des vergangenen Tages nur wenig miteinander gesprochen. Jane Collins hatte allein sein wollen, verständlich, und sie hatte auch John Sinclair nicht in der Nähe wissen wollen, auch irgendwie zu begreifen.
Jetzt war der Tag vorbei, die Dämmerung lag über der Stadt und wurde bereits von der Dunkelheit verdrängt. Eine Zeit, die für Jane Collins ungemein wichtig war. Sie hatte Lady Sarah gebeten, erst zu ihr zu kommen, wenn es dunkel war.
Die beiden Frauen hielten sich in verschiedenen Stockwerken auf. Jane Collins in der ersten Etage, wo auch ihr Zimmer und das kleine, für sie eingerichtete Bad lagen.
Sarah Goldwyn befand sich im Wohnraum. Einige Male war sie in die Küche gegangen, um sich etwas zu trinken zu holen. Etwas essen konnte sie nicht. Ihr Magen hätte überhaupt nichts angenommen. Der Druck war einfach zu stark. Wenn sie die Augen schloß, wollten die Bilder trotzdem nicht weichen. Zwar sah sie nicht nur Jane Collins vor ihrem geistigen Auge, auch die Gestalt des Geisterjägers und ihres jüngeren Freundes John Sinclair tauchte immer wieder auf.
Ein gebrochener Mann. John und Suko hatten alles versucht. Es war ihnen auch gelungen, den zurückgekehrten Hexenmeister Abandur zu vernichten und seine Helfer gleich mit, aber sie hatten keinen absoluten Erfolg erringen können.
Das war auch für John und Suko schwierig zu begreifen. John wollte erst wieder kommen, wenn es auch Jane recht war. Das konnte natürlich dauern. Sie stand noch unter einem Schock. Es war fraglich, wie sie mit ihrem neuen Schicksal fertig wurde.
Lady Sarah jedenfalls wollte die Mitbewohnerin nicht aus den Augen lassen. Möglicherweise war Jane sogar selbstmordgefährdet.
Die Horror-Oma stand am Fenster und schaute hinaus. Es war noch lange hell, aber dieser vergangene Tag gehörte zu denen, die man wettermäßig am besten rasch abhakte. Gegen Mittag hatte es angefangen zu regnen und einfach nicht mehr aufgehört. Erst am Abend war der Regen dünner geworden. Es goß nicht mehr, doch auf den Straßen lag noch ein feuchter Film, auf dessen Oberfläche sich das Licht der Laternen spiegelte. In manchen Pfützen schwammen Ölkreise, die in bunten Farben an ihren Rändern schimmerten.
Lady Sarah wußte nicht, ob es die andere Seite bei dieser grausamen Bestrafung belassen würde oder noch einmal zuschlug. Rechnen mußte sie jedenfalls damit, aber sie hatte nichts Verdächtiges erkennen können. Es wäre ihr sicherlich aufgefallen, wenn das Haus von dämonischen Kräften unter Beobachtung gestanden hätte.
Die Bäume wirkten wie Schutzwälle. Sie standen in vollem Laub. Regennaß glänzten die Blätter.
Der Wind fegte hin und wieder einige Tropfen aus den Kronen. Die Straße war nur wenig befahren.
Wenn Wagen vorbeirollten, schleuderten ihre Reifen noch Gischtfahnen in die Höhe.
Die Horror-Oma schaute auf die Uhr, ohne eigentlich zu sehen, wie spät es schon war. Die genaue Zeit war für Jane Collins nicht bestimmend, ihr kam es auf die Ablösung zwischen Hell und Dunkel an.
Die war jetzt vorbei, so konnte Lady Sarah nach oben gehen und Jane einen Besuch abstatten.
Obwohl sie wußte, was sie erwartete, fürchtete sie sich davor. Wie würde
Weitere Kostenlose Bücher