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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wie ein gut geschultes Pferd, welches sogar in der Karriere dem Zügel gehorcht, mitten im eiligsten Lauf inne, drehte sich um und kehrte langsam, als ob gar nichts geschehen sei, zum Feuer zurück. Dort standen die Zurückgebliebenen in einzelnen erregten Gruppen und blickten nach dem Wald, um den Ausgang der Verfolgung zu erwarten.
    „Nun, Ihr kehrt ja allein zurück!“ rief der alte Missourier Old Firehand entgegen.
    „Wie Ihr seht“, antwortete dieser achselzuckend und ruhig.
    „War er denn nicht zu fassen?“
    „Sehr leicht sogar, wenn mir nicht dieser verteufelte Tramp dazwischen gekommen und mit mir zusammengeprallt wäre.“
    „Fatale Geschichte, daß uns gerade der Hauptspitzbube entkommen muß!“
    „Nun, Ihr dürft Euch am wenigsten darüber beschweren, alter Blenter.“
    „Warum ich?“
    „Weil nur Ihr selbst daran schuld seid.“
    „Ich?“ fragte der Alte verwundert. „Das begreife ich nicht. Euer Wort in großen Ehren, Sir, aber erklären möchtet Ihr es mir doch!“
    „Das ist sehr leicht. Wer hat den Tramp, welcher nachher wieder lebendig wurde, untersucht?“
    „Freilich ich.“
    „Und ihn für tot gehalten! Wie kann das einem so erfahrenen Rafter und Jäger, wie Ihr seid, passieren! Und wer hat ihm die Taschen geleert und die Waffen abgenommen?“
    „Auch ich.“
    „Aber das Messer habt Ihr ihm gelassen!“
    „Er hatte gar keins.“
    „Er hatte es nur versteckt. Dann lag er, sich immerfort tot stellend, hinter dem Cornel und hat ihm nicht nur den Riemen zerschnitten, sondern ihm auch das Messer gegeben.“
    „Sollte das wirklich so sein, Sir?“ fragte der Alte verlegen.
    „Fragt ihn selbst! Da liegt er ja.“
    Blenter versetzte dem jetzt gefesselten Tramp einen Fußtritt und zwang ihn durch Drohungen, Antwort zu geben. Er erfuhr, daß alles so gewesen war, wie Old Firehand vermutet hatte. Da griff er sich mit beiden Händen in die langen, grauen Haare, wühlte ärgerlich in denselben herum und meinte zornig: „Ich könnte mich selbst ohrfeigen. So eine Dummheit ist in den ganzen Staaten noch gar nicht vorgekommen. Ich bin schuld, ich ganz allein! Und ich möchte mein Leben setzen, daß er derjenige war, für den ich ihn hielt.“
    „Natürlich war er es, sonst hätte er die Untersuchung seines Beines ruhig abgewartet. Waren die beiden Narben nicht vorhanden, so konnte ihm nichts geschehen, denn daß er das Geld des Ingenieurs gestohlen hatte, das konnten wir nach dem Gesetz der Savanne nicht bestrafen, da der Bestohlene nicht zugegen ist.“
    Jetzt kam auch Droll langsam und zögernd über die Lichtung zurück. Man sah es ihm schon von weitem an, daß auch er keinen Erfolg gehabt hatte. Er war, wie er glaubte, dem Flüchtling eine weite Strecke im Wald nachgelaufen, hatte mit seinem Gesicht eine Anzahl von Bäumen karamboliert, war dann stehen geblieben, um zu lauschen, und hatte dann, als nicht das geringste Geräusch um ihn zu hören gewesen, den Rückweg angetreten.
    Old Firehand hatte den sonderbaren Mann lieb gewonnen und wollte ihn infolgedessen nicht vor den Rafters blamieren. Darum fragte er ihn in deutscher Sprache: „Aber, Droll, haben Sie denn nicht gehört, was ich Ihnen mehreremale zurief?“
    „Was Se gerufe habe, ja, das hab' ich wohl gehört“, antwortete der Dicke.
    „Und warum haben Sie nicht danach gehandelt?“
    „Weil ich den Kerl hab' fange wolle.“
    „Und da rennen Sie hinter ihm hier in den Wald hinein?“
    „Wie hätt' ich's denn sonst mache solle? Hat er vielleicht hinter mir dreinlaufe solle?“
    „Freilich nicht“, lachte Old Firehand. „Aber um einen Menschen im Wald zu ergreifen, muß man ihn sehen oder wenigstens hören, wenn es des Nachts ist. Indem Sie selbst laufen, wird für Sie das Geräusch seiner Schritte unhörbar, Verstanden?“
    „Das is freilich leicht zu begreife. Also hätt' ich schtehe bleibe solle?“
    „Ja.“
    „ Herrjemerschneeh ! Wer soll das begreife! Wenn ich schtehe bleibe, so rennt er fort, und ich kann nachher off derselben Schtelle warte bis zum jüngsten Tag! Oder denke Se etwa, daß er freiwillig zurückkomme und sich in meine Arme werfe wird?“
    „So nicht, aber ähnlich. Ich wette, er ist so klug gewesen, gar nicht weit zu gehen. Er ist nur ein kleines Stück in den Wald hinein und hat sich dann hinter einen Baum gesteckt, um Sie in aller Gemütlichkeit an sich vorübersausen zu lassen.“
    „Wie? Was? An ihm vorebber ? Wenn's wahr wäre, hätte mer gar keene größere Blamage passiere

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