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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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An diesem lauen, wolkenlosen Herbstabend, der so gar nicht nach kommendem Winter, sondern eher nach Frühling roch, geschah etwas Ungewöhnliches. Es geschah auf offener Straße. Ungefähr vierzig Personen waren Zeuge, denn es war eine belebte Straße, die erst bei fortschreitender Nacht munter und laut wurde. Und ein Fotograf war zufällig da und dankte Gott, daß sein Blitzlicht gerade in diesem Moment nicht versagte.
    Aus dem hellerleuchteten Hingang der Bar ›Chez Lulu‹ kam die durch viele Fernsehstücke bekannte Schauspielerin Karin Jarut und wollte über die Straße zu ihrem parkenden Wagen gehen. Sie war nicht allein, sondern ein großer, eleganter Herr in einem schwarzen Mantel begleitete sie und hakte sie unter, als sie die vier Stufen des Einganges hinabschritt. Sie lächelte ihn dankbar an, raffte ihren Nerzmantel vorne zusammen und setzte dann ihr fotogenes Puppengesicht auf. Einige der nächtlichen Passanten hatten sie erkannt, blieben stehen, nickten ihr wie einer alten Bekannten zu – denn wer so oft auf der Mattscheibe im Wohnzimmer flimmert, ist fast schon ein Familienmitglied –, der Fotograf visierte Karin Jarut im Sucher an und wollte gerade abdrücken … da geschah es!
    Aus einem dunklen Türeingang neben der Bar ›Chez Lulu‹ stürzte eine Frau, stellte sich dem schönen, bewunderten Paar in den Weg, schlug der Schauspielerin ins Gesicht und griff dann nach dem Nerzmantel von Karin Jarut.
    »Du Miststück!« hörten die erstarrten Passanten sie laut schreien. »Du Hure! Du … du …« Die Frau zerrte an dem Nerz, während Karin Jarut wehrlos um sich sah. »Ich bin seine Frau! Er hat drei Kinder zu Hause! Seit vierzehn Jahren sind wir verheiratet! Und du nimmst ihn mir weg! Du Saustück, du!«
    Der elegante Herr drängte sich dazwischen und versuchte, die Frau wegzuziehen. »Bist du verrückt, Agnes?« rief er heiser vor Erregung. »Dieser Skandal. Auf der Straße. Nimm doch Vernunft an! Die Leute …«
    »Was kümmern mich die Leute?« schrie die Frau. Ein Ruck ihres Mannes befreite Karin Jarut aus ihren Händen. Diese nahm die Gelegenheit wahr, wandte sich schnell um und lief wie gehetzt zu ihrem Wagen. Der Fotograf blitzte und knipste. Welch eine Serie! Welch ein Glück! Karin Jarut wird auf offener Straße verprügelt! Die Sternstunde eines kleinen Lokalreporters! Er fotografierte den eleganten Herrn, wie er mit einer Frau rang, die hinter Karin Jarut herrennen wollte. Er fotografierte den Fernsehstar, wie er sich in den Wagen warf und vergeblich nach dem Zündschlüssel suchte, den der elegante Herr in der Tasche hatte. Er blitzte das Bild des Jammers, als Karin Jarut beide Hände vor das Gesicht schlug und sich weinend hinter dem Armaturenbrett verkroch.
    Die Frau auf der Straße schrie noch immer. Unartikuliert, laut weinend, verzweifelt. Sie hieb mit den Fäusten auf ihren Mann ein, nannte ihn einen Hurenbock, bis sie in sich zusammensank, als habe sie alle Kraft aus sich hinausgebrüllt. Mit letzter Auflehnung riß sie sich von ihrem Mann los, stieß ihn von sich und rannte davon, durch die gaffende Menge, die ihr Platz machte.
    Der elegante Herr sah sich konsterniert um. Die Gesichter der anderen Menschen waren schadenfroh, sensationslüstern, in die Breite gezogen vom wissenden Lächeln. Ja ja, die Stars! Leben wie die Vögelein. Oder war alles nur bestellt, ein guter Werbegag? Eifersuchtsdrama vor der Bar ›Chez Lulu‹ … so etwas macht sich immer gut. Wie war das bei der amerikanischen Schauspielerin XY? Die sprang aus Liebeskummer von einer Brücke in den Fluß, aber erst, als genug Presseleute da waren. Und unter der Brücke, im Wasser, nahm sie ein Froschmann in Empfang und schleppte sie in den Schatten, wo angewärmte trockene Kleidung auf sie wartete.
    »Sie haben fotografiert?« sagte der elegante Herr zu dem jungen Reporter. »Was kostet es?«
    »Was?« fragte der Fotograf dumm.
    »Der Film.«
    »Unverkäuflich.«
    »Reden Sie keinen Blödsinn!« Der elegante Herr zog seine Brieftasche. »Zweihundert Mark. Recht so?«
    »Für keine tausend.«
    »Ein Prozeß kostet Sie mehr.«
    »Den bezahlt meine Zeitung.«
    »Also gut … tausend.«
    »Nein.« Der junge Reporter hielt mit beiden Händen seine Kamera fest, als wolle man sie ihm entreißen. »Ich bin nicht käuflich, mein Herr.«
    »Sie sind noch jung.« Der elegante Herr lächelte schief. »Sie müssen noch viel fürs Leben lernen … auch das Sichverkaufen.«
    Er ging zu dem Wagen von Karin Jarut, stieg ein, ließ

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