05 - Geheimagent Lennet und die Astronauten
Pierre-Louis Crepon. Hier sind deine Impfscheine, das Ticket und eine Brieftasche samt Inhalt für Spesen. In dem Handkoffer ist eine Zahnbürste, ein Rasierapparat - übrigens völlig überflüssig für dich, ein Paar Filzpantoffeln für den Feierabend und deine Instruktionen, die du bitte sorgfältig lesen und dann vernichten wirst. Übrigens, vielen Dank. Dir verdanke ich nämlich den Ausflug mit dem Hubschrauber. Der Bereitschaftsdienst war ziemlich langweilig! Ja und noch etwas: Da wir in Amerika niemand haben und auch keine Zeit bleibt, die Amis auf die Einreise mit gefälschtem Paß und Visum vorzubereiten, gebe ich dir den guten Rat, dich so unauffällig wie möglich zu verhalten und Schwierigkeiten mit der Polizei zu vermeiden.«
»Und wie bleiben wir in Kontakt, Herr Leutnant?«
»Durch die gute alte Post, mein Lieber. Etwas Besseres haben wir nicht anzubieten. Du schickst Briefe auf jeden Fall per Luftpost und Eilboten. Und erinnere dich: Nichts ohne Instruktionen unternehmen. Der Hauptmann hat was dagegen!
Auf geht's, Kleiner. Du solltest die Leute nicht so lange warten lassen, das ist unhöflich!«
Zehn Minuten später rollte die Boeing auf die Startbahn. An Bord befand sich ein junger Agent, der seinem ersten Auftrag in den Vereinigten Staaten entgegenflog, und der Vizepräsident einer Gesellschaft, der soeben sechs Millionen harte Francs für eine Klimaanlage auf den Tisch gelegt hatte. Dabei aber hatte die Klimaanlage in Sharmans Koffer eine Eigenschaft, die ihr in den Augen ihres Besitzers einen unschätzbaren Wert verlieh: Sie funktionierte schlecht, ganz schlecht sogar! Und eben das war es, was Sharman zur wichtigsten Bedingung gemacht hatte, als er die Anlage in Auftrag gegeben hatte.
Lennet konnte sich noch gut erinnern: Der Chefingenieur und Leiter des Instituts für Cryogenie unterrichtete den Premierminister von einem erhaltenen Auftrag, der ihm verdächtig vorkam. Die Sache wurde dem F.N.D. zur Überwachung übergeben. Der Auftraggeber stellte sich dem Leiter des Instituts für Cryogenie unter dem Namen Bully vor und gab an, er sei Engländer. Er hatte eine thermische Klimaanlage bei sich, die in jeder Hinsicht perfekt konstruiert war. Es konnte allerdings nicht festgestellt werden, wo sie gebaut worden war. Er wünschte nun den Bau einer völlig identischen Anlage - mit einem Unterschied: Diese Anlage sollte so konstruiert werden, daß sie sich beim Überschreiten einer gewissen Temperatur automatisch ausschaltete. Bis zum Tage der vereinbarten Übergabe des Apparates blieb der Kunde unauffindbar. Da jedoch seine Beschreibung dem F.N.D. zur Verfügung stand, erhielt Leutnant Lennet den Auftrag, ihm von dem Augenblick an zu folgen, in dem er mit der Anlage das Institut verlassen würde. Im letzten Moment teilte der Leiter des Instituts für Cryogenie noch folgendes mit: Monsieur Bully bestand darauf, daß die von ihm mitgebrachte - auch bei extremsten Temperaturen perfekt arbeitende - Klimaanlage umgehend und vor seinen Augen vernichtet würde, nachdem er die in Auftrag gegebene, mangelhaft arbeitende Anlage in Empfang genommen hatte.
Die Beobachtungen von Leutnant Lennet erhärteten den Verdacht gegen den Mann. Lennet wurde daher beauftragt, die Beschattung fortzusetzen, wohin immer ihn das auch führen würde. Er sollte versuchen - so vorsichtig wie möglich - zum Ausgangspunkt der sonderbaren und verdächtigen Unternehmungen des sogenannten Monsieur Bully zu gelangen.
Im Hinblick auf die Beziehungen zu den amerikanischen Behörden wurde ihm allerdings größte Vorsicht geboten. Die Amerikaner bestehen darauf, eine ausführliche Voranmeldung und Begründung für jede Tätigkeit eines Agenten auf amerikanischem Boden zu erhalten. In Anbetracht der Eiligkeit des Falles konnte ihm weder das eine noch das andere gegeben werden. Leutnant Lennet sollte sich darüber im klaren sein, daß sein Auftrag nicht über den Rahmen reiner Beobachtungstätigkeit hinausgehen durfte, wurde ihm in seinen Instruktionen erklärt. Alle selbständigen Aktionen waren ihm ausdrücklich untersagt. Die Verständigung erfolgte auf brieflichem Wege, in besonders dringenden Fällen per Telefon.
Von Zeit zu Zeit sprach der Flugkapitän über Lautsprecher zu den Passagieren. Die alte Dame neben Lennet übersetzte alles.
Und das war auch notwendig! Sein Englisch war ja nie besonders gut gewesen, aber im Gegensatz zu Montferrands Meinung schien es sich ständig zu verschlechtern, seit er sich in diesem Flugzeug
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